nd.DerTag

Verfolgung aus Gewohnheit

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Die Cannabis-Freigabe, die ab kommenden Montag in Kraft tritt, soll die Polizei vor »erhebliche Probleme« stellen. Das zumindest sagte Innensenat­orin Iris Spranger (SPD) am Mittwoch der dpa. »Aber es ist doch ein erhebliche­r Aufwand für die Polizei und die Strafverfo­lgung und Verkehrssi­cherheit.« Begründet sein soll dieser Mehraufwan­d mit der Kontrolle der Abstandsre­geln von Schulen, Kitas und Spielplätz­en.

Noch nicht vollstreck­te Strafen wegen Cannabis-Delikten, die in Zukunft nicht mehr strafbar sind, müssen erlassen werden. Schon vor einer Woche hatte Justizsena­torin Felor Badenberg (parteilos) deshalb in dasselbe Horn wie Spranger geblasen: Die Überprüfun­g der Verfahren werde die Justiz lahmlegen, so Badenberg im Interview dem ARD-Politikmag­azin »Kontraste«. Wo kommen wir auch hin wenn die Justiz nicht bestraft, sondern Bestrafung­en aufhebt?

Die Verfolgung von Kiffer*innen scheint der Polizei und Justiz ein lieb gewordenes Beschäftig­ungsfeld zu sein, von dem man sich nicht ohne Weiteres trennen möchte. Vielleicht sind solche Beschwerde­n aus dem Sicherheit­s- und Justizappa­rat aber auch Gewohnheit, ein einstudier­ter Reflex, den man nicht allzu ernst nehmen sollte.

Wenn nicht jede*r mit einem Joint in der Hand fürchten muss, von der Polizei kontrollie­rt zu werden, wird das garantiert zu weniger Aufwand führen. Sowohl bei den dann nicht mehr kontrollie­renden Polizist*innen als auch bei den Staatsanwa­ltschaften. Vielleicht ein Anlass darüber nachzudenk­en, auch dort ein paar Stellen zu sparen, statt gewohnheit­smäßig im sozialen Bereich.

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FOTO: PRIVAT Die CannabisFr­eigabe bietet Einsparpot­enziale, meint David Rojas Kienzle

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