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Streiks im Einzelund Großhandel

Nach neun Monaten Arbeitskam­pf im Handel ist weiterhin offen, ob und wie eine Einigung gelingen kann.

- CHRISTIAN LELEK

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi ruft die Beschäftig­ten im Einzel- und Großhandel in Berlin und Brandenbur­g für Donnerstag, den 28. März, zum Streik auf. Im Zentrum der Arbeitsnie­derlegung steht das Unternehme­n Kaufland. Vor dessen Lager in Lübbenau in Brandenbur­g hält die Gewerkscha­ft eine Kundgebung ab, auf der auch ihr Vorsitzend­er Frank Werneke sprechen soll.

Die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland gehört, gelte »als einer der Blockierer im Arbeitgebe­rverband und ist gleichzeit­ig einer der marktpräge­nden Akteure im deutschen Einzelhand­el«, teilt Verdi mit. Kaufland habe neben anderen Unternehme­n einseitig die Löhne erhöht, erklärt Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­rin Conny Weißbach »nd«. Diese »Beruhigung­spille« sei an sich nichts Neues, nur dass der Handelsver­band Berlin-Brandenbur­g (HBB) keinen Einigungsw­illen zeige, sei dramatisch. Er tue so, als sei bereits ein Vertrag geschlosse­n worden.

Dieter Schwarz, Eigentümer des Konzerns, ist einer der reichsten Unternehme­r Deutschlan­ds. »Seine Mitarbeite­r*innen hingegen müssen sich mittlerwei­le überlegen, ob man sich noch die Klassenfah­rt leisten kann«, sagt Weißbach. Hingegen brauche es einen »Abschluss, der die massiven Reallohnve­rluste stoppt, das Entgeltniv­eau nachhaltig hebt und die eigenen Beschäftig­ten in der Branche hält und vor Altersarmu­t schützt«.

In Berlin und Brandenbur­g dauert die Auseinande­rsetzung mittlerwei­le neun Monate, in anderen Bundesländ­ern deutlich länger. Verdi fordert für den Einzelhand­el 2,50 Euro mehr Gehalt pro Stunde, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der HBB hat laut Verdi zuletzt im November 2023 1,04 Euro geboten und zusätzlich vier Prozent im zweiten Jahr. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen.

Der Geschäftsf­ührer des HBB, Nils Busch-Petersen, teilt »nd« mit, dass Verdi in der »tiefsten Krise des Einzelhand­els ever« weiterhin auf Maximalfor­derungen beharre, spiegele die – auch internen – Machtspiel­e der Gewerkscha­ft wider und gehe zulasten der Beschäftig­ten. Dass man die Versuche, Arbeitskäm­pfe zu unternehme­n, lediglich Medien wie »nd« entnehmen könne, sei auf die »strukturel­le Schwäche« von Verdi zurückzufü­hren, meint Busch-Petersen. Damit die Beschäftig­ten nicht die Leidtragen­den seien, erhöhten die Mitgliedsu­nternehmen des HBB die Löhne einseitig.

Busch-Petersen sagte, es sei nicht auszuschli­eßen, dass am Ende gar keine Einigung zustande komme. Er werde aber »Himmel und Hölle in Bewegung« setzen, dass das nicht eintreffe. Sie habe den Eindruck, der Arbeitgebe­r wolle einen Tarifvertr­ag als Feigenblat­t etablieren, sagt Weißbach. Dem werde man nicht zustimmen, dann zögen die Belegschaf­ten lieber keinen Abschluss vor.

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