Am Kern vorbei
Zu »Linke Versöhnung mit dem Liberalismus?«, 18.3., S. 14; online: dasnd.de/1180795
Das Agieren der Linken in der Weimarer Republik, deren stärkste Kraft die KPD war, lediglich auf »strategische Fehleinschätzungen« zurückzuführen, geht im »historischen Kontext« am eigentlichen Kern vorbei. Die bereits von Rosa Luxemburg kritisierte autoritäre Entwicklung der »sozialistischen Räterepublik« in Russland, die dann zu einer stalinistischen Terrordiktatur führte, hatte über die Kommunistische Internationale einen verheerenden Einfluss auf die Haltung insbesondere der kommunistischen Linken bezüglich der sich gerade entwickelnden jungen parlamentarischen Demokratien in Europa. So stand in der Weimarer Republik von Anfang an die Geringschätzung, teilweise sogar Ablehnung der parlamentarischen Demokratie durch die KPD im Vordergrund, statt die in der 1848er und der Novemberrevolution erkämpften bürgerlich-demokratischen Rechte zu verteidigen, um sie sozialistisch weiter auszubauen.
Man kann Michail Nelken in Bezug auf die politische Strategie der Linken nur zustimmen: »Der sich ausbreitenden Entfremdung vom liberalen demokratischen Rechtsstaat wirken nur konkrete realistische Politikansätze entgegen, die praktisch erlebbar machen, dass diese Institutionen zur Verwirklichung einer sozial gerechten Lösung der heutigen gesellschaftlichen Krisenerscheinungen in der Lage sind.« Doch wo sind diese geblieben, fragt man sich am Ende einer ganzen nd-Seite – wie auch schon nach dem Beitrag von Michael Brie über eine Doppelseite in »nd.DieWoche« (»Linksliberal oder dezidiert sozialistisch?«, 27./28.1.). Ausgiebiges Philosophieren über Liberalismus, Sozialismus und Strategie scheint nicht ganz so schwierig zu sein. Aber sobald das BSW in die konkrete Politik einsteigt, werden die Unterschiede zur Mutterpartei ohnehin schnell und direkt erkennbar werden.
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