Superstar versinkt im Wettskandal
Zum Saisonauftakt spricht die Major League Baseball nur über Shohei Ohtani – aber nicht nur über seine sportliche Klasse
Beinahe alles dreht sich um den japanischen 700-Millionen-Star der Los Angeles Dodgers. Mittlerweile allerdings aus eher fragwürdigen Gründen.
Shohei Ohtani ist es mittlerweile gewohnt, ständig im Mittelpunkt zu stehen. Sechs Jahre lang hat das »Einhorn« aus Japan die Baseballwelt nun schon aus den Angeln gehoben. Einen wie ihn hat dieser Sport, in dem es vor Legenden im Mutterland USA nur so wimmelt, noch nicht gesehen. Ohtani ist ein erstklassiger Werfer und Schlagmann zugleich. Das galt im modernen und hochspezialisierten Baseballl als unmöglich. Weil er beides doch vereint, wurde Ohtani schon zweimal einstimmig zum Wertvollsten Spieler der Major League Baseball (MLB) gewählt, und wo immer auftaucht, ist »Sho-Time«.
Weil der 29-Jährige so einzigartig ist, war er nach der vergangenen Saison und dem Ablauf seines Vertrages bei den Los Angeles Angels begehrter als die Blaue Mauritius. Den Wechselpoker gewann schließlich der Kultklub Los Angeles Dodgers: Der gab Ohtani einen neuen Vertrag über zehn Jahre mit einem Gesamtgehalt über 700 Millionen Dollar – und Ohtani musste nicht mal in eine andere Stadt umziehen.
Vom Übersetzer zum Betrüger
Dass der Japaner am Wurfarm verletzt ist und 2024 nur als Schlagmann eingesetzt werden kann: geschenkt. Bereits bei Trainingsspielen elektrisierte er zuletzt wieder Massen und Medien gleichermaßen. Und es war nicht anders, als die Dodgers gemeinsam mit den San Diego Padres im PR-Auftrag der Liga zu zwei vorgezogenen Saisonspielen nach Seoul aufbrachen. Auch in Südkoreas Hauptstadt brach Hysterie aus.
Dann aber ging im übertragenen Sinne eine Bombe hoch, die den offiziellen »Opening Day« der MLB an diesem Donnerstag
überlagert. Am vergangenen Mittwoch feuerten die Dodgers einen Mann namens Ippei Mizuhara, der gemeinsam mit Ohtani einst aus Japan gekommen war. Der 39-Jährige galt bislang als Freund des Superstars, kümmerte sich um alles und war allgegenwärtiger Übersetzer. Die Angels zahlten ihm zwischen 300 000 und 500 000 Dollar jährlich.
Bei den Dodgers flog Mizuhara nun aber raus, weil er bei einem illegalen und offenbar vom FBI überwachten Buchmacher seit 2019 Wettschulden in Höhe von 4,5 Millionen Dollar angehäuft hatte. Was die Sache noch schlimmer macht: In Kalifornien sind Sportwetten schon seit 152 Jahren verboten. Zudem wurden die 4,5 Millionen in Tranchen zu je 500000 Dollar von einem Konto Ohtanis beglichen.
Nun fragten sich nicht nur die Dodgers: Hat Ohtani am Ende sogar selbst gewettet? Das wäre ein Skandal schier unermesslichen Ausmaßes. Mizuhara behauptete,
Ohtani habe ihm helfen wollen und daher die Schulden beglichen, sei aber »nicht in das Wetten involviert« gewesen. Ohtani erwiderte am Montag: Es stimme nur, dass er selbst nie gewettet habe. Ansonsten aber habe ihn Mizuhara »belogen« und »bestohlen«. Er habe das Geld ohne sein Wissen von seinem Konto geholt.
LA Dodgers bleiben Titelfavorit
Die Untersuchungen auch der MLB laufen weiter, aber sollte das stimmen, wäre das größtmögliche Desaster abgewendet. Vor allem für die Dodgers, die insgesamt neue Spielerverträge über 1,1 Milliarden Dollar abgeschlossen haben, die anderen 29 Klubs kommen zusammen auf 1,6 Milliarden. So ist Los Angeles mehr denn je Favorit auf den Sieg in der World Series. Allerdings: Abgesehen vom als minderwertig angesehenen Sieg in der verkürzten Corona-Saison 2020 haben sie den Titel zuletzt 1988 gewonnen. Ohtani soll das ändern.