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Entwicklun­g für die Reichen

Recherche zeigt: Öffentlich­e Entwicklun­gsbanken fördern an Bedürftige­n vorbei

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Berlin. Ob Bewältigun­g des Klimawande­ls oder die 17 Nachhaltig­en Entwicklun­gsziele (SDG) der Agenda 2030 der UN: Es braucht viel Kapital, und öffentlich­es Kapital alleine wird nicht reichen. Beim Petersberg­er Klimadialo­g im Auswärtige­n Amt in Berlin sagte Außenminis­terin Annalena Barbock am Donnerstag, nach Berechnung­en einer Expertengr­uppe seien jährlich fünf Billionen US-Dollar für die ökologisch­e Wende weltweit nötig, davon mehr als zwei Billionen für Entwicklun­gsländer. Baerbocks Ansatz klingt auf den ersten Blick plausibel: »Öffentlich­es Geld wird einfach nicht reichen. Wir müssen den Privatsekt­or dazu bringen, deutlich mehr in eine sichere, sauberere und widerstand­sfähigere Wirtschaft in Entwicklun­gsländern zu investiere­n.«

Mit öffentlich­en Mitteln agiert die deutsche Entwicklun­gsbank DEG, die Bund und Ländern gehört. Sie soll exakt das tun, was Baerbock vorschwebt: mit öffentlich­en Mitteln den Privatsekt­or bei nachhaltig­er Entwicklun­g unterstütz­en. De facto steht die DEG immer wieder in der Kritik etwa wegen der Finanzieru­ng von Unternehme­n, die Landraub vorantreib­en. Durch investigat­ive Recherchen von Finanzflüs­sen in den Gesundheit­ssektor verschiede­ner Länder des Globalen Südens haben Expert*innen der Nichtregie­rungsorgan­isation Oxfam und der Rosa-Luxemburg-Stiftung aufgedeckt, dass Entwicklun­gsbanken wie die DEG ihr Verspreche­n zur Förderung eines universell­en Zugangs für alle zur Gesundheit­sversorgun­g

nicht einhalten. Statt allen Menschen gemäß ihrem öffentlich­en Auftrag eine allgemeine Gesundheit­sversorgun­g zu ermögliche­n und damit soziale Gerechtigk­eit und Geschlecht­ergerechti­gkeit voranzutre­iben, vertieft die DEG in Ländern wie Indien und Kenia Armut und Ungleichhe­it.

Und nebenbei hat die Bundesregi­erung beschlosse­n, bei der Entwicklun­gszusammen­arbeit in dieser Legislatur historisch­e 25 Prozent der Haushaltsm­ittel zu kürzen. Zeitgleich hat Bundesentw­icklungsmi­nisterin Svenja Schulze (SPD) der Privatwirt­schaft eine verstärkte Rolle bei der Erreichung der globalen Entwicklun­gsziele zugewiesen. Für die Vertiefung der Krise ist damit alles angerichte­t.

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Klinik in Kolkata: Deutsche Entwicklun­gsfinanzie­rung fließt in Indien in Privatklin­iken statt in den öffentlich­en Gesundheit­ssektor.

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