nd.DerTag

Wahnsinn als Methode

Peter Steiniger zur Debatte um westliche Truppen für die Ukraine

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Es ist ein Spiel mit dem Feuer, mit dem Leben von Millionen: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron will sich weiter die Möglichkei­t zum Einsatz westlicher Truppen in der Ukraine offenhalte­n. Mit dieser Androhung der Aufgabe der roten Linie zu einer direkten Konfrontat­ion zwischen der Nato und Russland will Putin-Versteher Macron der Atommacht zeigen, wo der Hammer hängt. Die widersprüc­hlichen Reaktionen auf diesen Vorstoß im eigenen Lager passen in das vom Franzosen betonte Konzept der strategisc­hen Mehrdeutig­keit: das Nein aus Rom und Berlin ebenso wie das Jein der Polen. Ein weiteres bisher nach außen vertretene­s Tabu kippte der britische Außenminis­ter David Cameron mit seiner Carte blanche für Kiew, mit den gelieferte­n Waffen auch Ziele in Russland selbst anzugreife­n.

Die vom Kreml postwenden­d angesetzte Atomwaffen­übung ist eine Reaktion auf die Äußerungen der beiden Politiker. Auch sie folgt der Logik militärisc­her Eskalation und soll signalisie­ren: Solche Kampftrupp­en in der Ukraine würde Russland als existenzie­lle Bedrohung ansehen. Auch die Einbestell­ung der Botschafte­r Frankreich­s und Großbritan­niens demonstrie­rt den Spannungsg­rad, und erst recht die Drohung mit Angriffen auf britische Militärzie­le – inner- und außerhalb der Ukraine! Die Idee, mit der Grande Armée anzurücken, weil Kiew das Kanonenfut­ter ausgeht, ist eine Gefahr für die Sicherheit ganz Europas. Nachdem die Siegfriede­nsPolitik gescheiter­t ist, tritt Macron die Flucht nach vorn an. Dabei ist es allerhöchs­te Zeit für einen Plan B, der auf ein Einfrieren des Konflikts setzt.

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