Brasilien im Denguefieber
Hitze und Feuchtigkeit haben ideale Bedingungen für Mücken geschaffen
Der Ätna auf Sizilien pustet derzeit weiße Rauchkringel aus, die dann weit nach oben in den Himmel steigen. Die sogenannten vulkanischen Wirbelringe kommen aus einem neu entstandenen Krater am Südostkrater. Sie entstehen durch kleine Explosionen von Gasblasen in einem engen Schlund oberhalb einer Magmakammer. Es ist längst nicht das erste Mal, dass solche Figuren zu sehen sind: Vor 300 Jahren, im Jahr 1724,
Der weltweit erste Patient mit einer transplantierten Schweineniere hat das Krankenhaus knapp drei Wochen nach der Operation verlassen. Rick Slayman erhole sich gut und werde die Genesung nun zu Hause fortführen, teilte das Massachusetts General Hospital in Boston auf der Plattform X mit. Dem an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit leidenden Mann war das genetisch veränderte Organ laut Krankenhaus am wurden solche Ringe erstmals erwähnt. Allerdings kommt das Phänomen eher selten vor – und wenn, dann nicht in einer solchen Häufigkeit. Seit Öffnung des neuen Schlunds wurden schon Tausende Ringe gesichtet. Nach Einschätzung von Experten sind sie völlig ungefährlich und auch kein Anzeichen für eine bevorstehende Eruption. Der etwa 3350 Meter hohe Ätna ist Europas größter aktiver Vulkan. dpa/nd 16. März eingepflanzt worden. Schweine sind als tierische Organspender besonders geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem der Menschen ähnelt. Ohne vorherige Veränderung des Erbguts käme es aber bei der Übertragung auf den Menschen zu einer sofortigen Abstoßungsreaktion. Zuletzt waren zwei schwer kranken Patienten in den USA Schweineherzen eingepflanzt worden. Beide starben Wochen nach der Operation. dpa/nd
Raissa de Souza Vieira marschiert eine steile Straße hoch, Motorräder knattern vorbei, die Sonne brennt am Himmel. Plötzlich bleibt sie stehen, zeigt auf eine Pfütze. »Ein perfektes Nest für Mücken.« Vieria, 25, Zahnspange, Zöpfchen, macht ein Foto mit ihrem Smartphone. Sie werde die Stelle der Stadtverwaltung melden, sagt sie. Die quirlige Frau ist Gesundheitsagentin in einer Favela in Niterói, Nachbarstadt von Rio de Janeiro. Wie im ganzen Land kämpft man hier derzeit gegen einen mächtigen Gegner: das Denguefieber.
Mehr Infektionen als je zuvor
Viele lateinamerikanische Staaten verzeichnen Ausbrüche der Krankheit, die von der Ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti) übertragen wird. Diese wird nicht mit dem Virus geboren. Wenn Moskitos jedoch das Blut einer erkrankten Person saugen, vermehrt sich das Virus in ihren Körpern und überträgt sich mit einem Stich auf den nächsten Menschen. So kann die Krankheit schnell außer Kontrolle geraten – wie nun in Brasilien. Das Land meldet in diesem Jahr so viele Infektionen wie nie zuvor. Viele Bundesstaaten haben den Notstand ausgerufen.
Im Februar 2019 fühlte sich Vieira plötzlich ganz schlapp. Sie ging zum Arzt, die Diagnose: Dengue. »Es war schrecklich«, erinnert sie sich. »Ich konnte mich kaum bewegen.« Viele Infizierte berichten über starke Schmerzen. Deshalb trägt die Krankheit auf Deutsch auch den vielsagenden Beinamen Knochenbrecherfieber. Neben hohem Fieber leiden Infizierte unter Erbrechen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie juckendem Hautausschlag. In seltenen Fällen – und vor allem bei Mehrfachinfektionen – kann die Krankheit zu Blutungen führen, die tödlich enden können.
Impfkampagne und Prävention
Brasilien hat mittlerweile 5,2 Millionen Dosen des Dengue-Impfstoffs Qdenga gekauft, entwickelt vom japanischen Arzneimittelhersteller Takeda. Weitere 1,32 Millionen Dosen erhielt das Land unentgeltlich. Eine Impfkampagne lief Ende des Jahres an. Das Land hat ein lange Impftradition, zudem ein gut funktionierendes öffentliches Gesundheitssystem. Dennoch: Die Impfkampagne wird den derzeitigen Ausbruch kaum bremsen können, auch weil vorerst prioritär Kinder und Jugendliche gespritzt werden.
Die Bevölkerung wird überall dazu aufgerufen, sich selbst zu schützen, in TVSpots, auf Plakatwänden, mit Lautsprecherwagen. Die Gesundheitsagentin Vieira geht oft von Haus zu Haus, um Bewohner*innen über Präventionsmöglichkeiten aufzuklären. Ihr Tipp: Sand in Untersetzer von Blumentöpfen schütten, damit sich dort kein Wasser ansammelt. Mücken legen ihre Eier bevorzugt in stehende Gewässer. »Und natürlich Mückenspray benutzen.«
Vor 1970 wurde Dengue nur aus sieben Ländern weltweit gemeldet. Heutzutage ist das Fieber die sich am schnellsten verbreitende Viruserkrankung. Es gibt jährlich achtmal so viele Ansteckungen wie noch vor 20 Jahren. Selbst Frankreich und die USA registrierten Fälle der Tropenkrankheit. Unlängst gab die Weltgesundheitsorganisation bekannt, dass die Hälfte der Weltbevölkerung dem Risiko einer Infektion ausgesetzt ist. Wie lässt sich das erklären? »Das hängt definitiv mit den Auswirkungen des Klimawandels zusammen«, sagt Luciano Moreira »nd«. Er ist Forscher beim renommierten Institut Oswaldo Cruz (Fiocruz). »Seit einigen Jahren beobachten wir auf der einen Seite steigende Temperaturen, auf der anderen Seite mehr Niederschläge. Das sind exzellente Bedingungen für Mücken.«
Ausbrüche jetzt auch im Süden
In den vergangenen Monaten ächzte ganz Brasilien unter einer extremen Hitzewelle. Laut Expert*innen ist neben dem Klimawandel auch das natürliche Wetterphänomen
El Niño dafür verantwortlich. Es führt dazu, dass sich die Meeresströme und das Klima verändern. Teile des östlichen Pazifiks werden wärmer, westliche Teile kühler. »Wir verzeichnen nun auch Dengue-Ausbrüche im Süden Brasiliens«, sagt Moreira. »Dort gab es die Krankheit früher nicht.«
Der Wissenschaftler Moreira war auch an einem Projekt beteiligt, bei dem Mücken im Labor mit einem Bakterium namens Wolbachia infiziert wurden. Dieses soll die Vermehrung der Dengue-Viren in der Mücke blockieren. In ersten Versuchen konnten dort, wo die »Wolbitos« genannten infizierten Mücken ausgesetzt wurden, die Dengue-Fälle drastisch gesenkt werden. Im kommenden Jahr wird in Brasilien die größte Mückenfarm der Welt in Betrieb genommen. Doch den derzeitigen Ausbruch wird das Wolbachia-Projekt nicht stoppen können, denn der Test beschränkt sich auf einzelne Städte. Deshalb wird Vieira in den nächsten Wochen weiter durch ihre Favela laufen, um die Brutstätten der Mücken aufzuspüren.