nd.DieWoche

Brasilien im Denguefieb­er

Hitze und Feuchtigke­it haben ideale Bedingunge­n für Mücken geschaffen

- NIKLAS FRANZEN

Der Ätna auf Sizilien pustet derzeit weiße Rauchkring­el aus, die dann weit nach oben in den Himmel steigen. Die sogenannte­n vulkanisch­en Wirbelring­e kommen aus einem neu entstanden­en Krater am Südostkrat­er. Sie entstehen durch kleine Explosione­n von Gasblasen in einem engen Schlund oberhalb einer Magmakamme­r. Es ist längst nicht das erste Mal, dass solche Figuren zu sehen sind: Vor 300 Jahren, im Jahr 1724,

Der weltweit erste Patient mit einer transplant­ierten Schweineni­ere hat das Krankenhau­s knapp drei Wochen nach der Operation verlassen. Rick Slayman erhole sich gut und werde die Genesung nun zu Hause fortführen, teilte das Massachuse­tts General Hospital in Boston auf der Plattform X mit. Dem an einer lebensgefä­hrlichen Nierenkran­kheit leidenden Mann war das genetisch veränderte Organ laut Krankenhau­s am wurden solche Ringe erstmals erwähnt. Allerdings kommt das Phänomen eher selten vor – und wenn, dann nicht in einer solchen Häufigkeit. Seit Öffnung des neuen Schlunds wurden schon Tausende Ringe gesichtet. Nach Einschätzu­ng von Experten sind sie völlig ungefährli­ch und auch kein Anzeichen für eine bevorstehe­nde Eruption. Der etwa 3350 Meter hohe Ätna ist Europas größter aktiver Vulkan. dpa/nd 16. März eingepflan­zt worden. Schweine sind als tierische Organspend­er besonders geeignet, weil ihr Stoffwechs­el dem der Menschen ähnelt. Ohne vorherige Veränderun­g des Erbguts käme es aber bei der Übertragun­g auf den Menschen zu einer sofortigen Abstoßungs­reaktion. Zuletzt waren zwei schwer kranken Patienten in den USA Schweinehe­rzen eingepflan­zt worden. Beide starben Wochen nach der Operation. dpa/nd

Raissa de Souza Vieira marschiert eine steile Straße hoch, Motorräder knattern vorbei, die Sonne brennt am Himmel. Plötzlich bleibt sie stehen, zeigt auf eine Pfütze. »Ein perfektes Nest für Mücken.« Vieria, 25, Zahnspange, Zöpfchen, macht ein Foto mit ihrem Smartphone. Sie werde die Stelle der Stadtverwa­ltung melden, sagt sie. Die quirlige Frau ist Gesundheit­sagentin in einer Favela in Niterói, Nachbarsta­dt von Rio de Janeiro. Wie im ganzen Land kämpft man hier derzeit gegen einen mächtigen Gegner: das Denguefieb­er.

Mehr Infektione­n als je zuvor

Viele lateinamer­ikanische Staaten verzeichne­n Ausbrüche der Krankheit, die von der Ägyptische­n Tigermücke (Aedes aegypti) übertragen wird. Diese wird nicht mit dem Virus geboren. Wenn Moskitos jedoch das Blut einer erkrankten Person saugen, vermehrt sich das Virus in ihren Körpern und überträgt sich mit einem Stich auf den nächsten Menschen. So kann die Krankheit schnell außer Kontrolle geraten – wie nun in Brasilien. Das Land meldet in diesem Jahr so viele Infektione­n wie nie zuvor. Viele Bundesstaa­ten haben den Notstand ausgerufen.

Im Februar 2019 fühlte sich Vieira plötzlich ganz schlapp. Sie ging zum Arzt, die Diagnose: Dengue. »Es war schrecklic­h«, erinnert sie sich. »Ich konnte mich kaum bewegen.« Viele Infizierte berichten über starke Schmerzen. Deshalb trägt die Krankheit auf Deutsch auch den vielsagend­en Beinamen Knochenbre­cherfieber. Neben hohem Fieber leiden Infizierte unter Erbrechen, Muskel- und Gelenkschm­erzen sowie juckendem Hautaussch­lag. In seltenen Fällen – und vor allem bei Mehrfachin­fektionen – kann die Krankheit zu Blutungen führen, die tödlich enden können.

Impfkampag­ne und Prävention

Brasilien hat mittlerwei­le 5,2 Millionen Dosen des Dengue-Impfstoffs Qdenga gekauft, entwickelt vom japanische­n Arzneimitt­elherstell­er Takeda. Weitere 1,32 Millionen Dosen erhielt das Land unentgeltl­ich. Eine Impfkampag­ne lief Ende des Jahres an. Das Land hat ein lange Impftradit­ion, zudem ein gut funktionie­rendes öffentlich­es Gesundheit­ssystem. Dennoch: Die Impfkampag­ne wird den derzeitige­n Ausbruch kaum bremsen können, auch weil vorerst prioritär Kinder und Jugendlich­e gespritzt werden.

Die Bevölkerun­g wird überall dazu aufgerufen, sich selbst zu schützen, in TVSpots, auf Plakatwänd­en, mit Lautsprech­erwagen. Die Gesundheit­sagentin Vieira geht oft von Haus zu Haus, um Bewohner*innen über Prävention­smöglichke­iten aufzukläre­n. Ihr Tipp: Sand in Untersetze­r von Blumentöpf­en schütten, damit sich dort kein Wasser ansammelt. Mücken legen ihre Eier bevorzugt in stehende Gewässer. »Und natürlich Mückenspra­y benutzen.«

Vor 1970 wurde Dengue nur aus sieben Ländern weltweit gemeldet. Heutzutage ist das Fieber die sich am schnellste­n verbreiten­de Viruserkra­nkung. Es gibt jährlich achtmal so viele Ansteckung­en wie noch vor 20 Jahren. Selbst Frankreich und die USA registrier­ten Fälle der Tropenkran­kheit. Unlängst gab die Weltgesund­heitsorgan­isation bekannt, dass die Hälfte der Weltbevölk­erung dem Risiko einer Infektion ausgesetzt ist. Wie lässt sich das erklären? »Das hängt definitiv mit den Auswirkung­en des Klimawande­ls zusammen«, sagt Luciano Moreira »nd«. Er ist Forscher beim renommiert­en Institut Oswaldo Cruz (Fiocruz). »Seit einigen Jahren beobachten wir auf der einen Seite steigende Temperatur­en, auf der anderen Seite mehr Niederschl­äge. Das sind exzellente Bedingunge­n für Mücken.«

Ausbrüche jetzt auch im Süden

In den vergangene­n Monaten ächzte ganz Brasilien unter einer extremen Hitzewelle. Laut Expert*innen ist neben dem Klimawande­l auch das natürliche Wetterphän­omen

El Niño dafür verantwort­lich. Es führt dazu, dass sich die Meeresströ­me und das Klima verändern. Teile des östlichen Pazifiks werden wärmer, westliche Teile kühler. »Wir verzeichne­n nun auch Dengue-Ausbrüche im Süden Brasiliens«, sagt Moreira. »Dort gab es die Krankheit früher nicht.«

Der Wissenscha­ftler Moreira war auch an einem Projekt beteiligt, bei dem Mücken im Labor mit einem Bakterium namens Wolbachia infiziert wurden. Dieses soll die Vermehrung der Dengue-Viren in der Mücke blockieren. In ersten Versuchen konnten dort, wo die »Wolbitos« genannten infizierte­n Mücken ausgesetzt wurden, die Dengue-Fälle drastisch gesenkt werden. Im kommenden Jahr wird in Brasilien die größte Mückenfarm der Welt in Betrieb genommen. Doch den derzeitige­n Ausbruch wird das Wolbachia-Projekt nicht stoppen können, denn der Test beschränkt sich auf einzelne Städte. Deshalb wird Vieira in den nächsten Wochen weiter durch ihre Favela laufen, um die Brutstätte­n der Mücken aufzuspüre­n.

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Insektizid­e sollen die Dengue übertragen­den Tigermücke­n dezimieren.
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Vulkanisch­e Wirbelring­e über dem Ätna
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Im März wurde erstmals einem Patienten eine Schweineni­ere transplant­iert.

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