nd.DieWoche

Steinsalz ist letztlich auch nur Meersalz

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Wir haben vor einiger Zeit über Salz in der Medizin gesprochen. Aber vor allem braucht man Salz ja zum Kochen. Ist Meersalz tatsächlic­h leckerer oder gesünder – oder nur schicker verpackt? Meersalz kann im Geschmack etwas weniger aggressiv sein. Aber das hat dann eher was mit der Form der Kristalle zu tun. Bei Fleur de Sel hast du manchmal sehr feine Flocken, das kommt mir dann milder vor. Aber grundsätzl­ich ist Steinsalz auch nur Meersalz. Es ist halt aus Meeren, die schon vor ein paar Millionen Jahren ausgetrock­net sind, wurde dann später von Steinen überdeckt, mit unseren Gebirgen hochgewölb­t und ist irgendwann wiedergefu­nden worden.

Sind diese Vorräte irgendwann alle? Pfff, das würde ich eher unwahrsche­inlich finden. Natürlich werden bestimmte Lagerstätt­en irgendwann nicht mehr attraktiv sein, wenn es zu teuer wird, das

Salz da rauszuhole­n. Aber im Zweifel ist dann immer noch genug Meerwasser da.

Ist die Verschmutz­ung der Meere ein Problem für die Salzgewinn­ung?

Es ist sicherlich eine Frage, ob du das Meersalz, wie du es unmittelba­r aus diesen Teichen schippst, schon verwenden sollst oder ob du das nicht doch noch mal einem Reinigungs­prozess unterziehs­t. Wenn du mal genau schaust: Die Salzpackun­gen im Supermarkt in den viereckige­n Schachteln gibt es nicht nur mit Salz aus den Alpen oder wo sonst Steinsalz abgebaut wird, sondern auch mit Meersalz. Wenn du die aufmachst, sieht eines so aus wie das andere. Und das liegt daran, dass es verschiede­nen Reinigungs­prozessen unterzogen wurde. Das heißt, es wird mehrmals mit Wasser verrührt, vielleicht gefiltert und neuerlich eingedampf­t. So lange, bis es nur reines Kochsalz ist.

Es gibt auch noch Himalayasa­lz. Das scheint was ganz Besonderes zu sein. Himalayasa­lz, was oft nicht mal aus dem Himalaya selber kommt, sondern aus Anrainerst­aaten wie Pakistan, kostet mehr, weil es ein bisschen weiter gereist ist und weil das Marketing entspreche­nd ist. Aber ansonsten ist der größte Unterschie­d der, dass es Eisenverbi­ndungen enthält, die es ein bisschen rosa färben. Aber das hat für den Geschmack und für den Nährwert praktisch keinen Effekt.

Für die Menschen dort ist das Salz also gar nichts Besonderes.

Nö. Wobei es auch dort nicht unbedingt gesünder ist. Die Leute leben ja ziemlich weit weg von allen Meeren; da haben sie mit ziemlicher Sicherheit das gleiche Problem, das früher die Menschen in den Alpen bei uns hatten. Nämlich Jodmangel und damit Schilddrüs­enerkranku­ngen.

Und wir hier an der Spree? Brauchen wir jodiertes Salz?

Ist nicht verkehrt. Auch Fluor im Salz ist sinnvoll, wenn man nicht schon mit fluoridier­ter Zahnpasta die Zähne putzt.

Jahrgang 1952, ist der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. sprach mit ihm über Salz. Alle Folgen zum Nachhören auf: dasnd.de/schmidt

Es gibt Zahnpasta mit Salz, wo extra draufsteht: »ohne Fluorid«.

Beim Fluorid ist es wie beim Jod: Da gibt es auch eine fast schon religiös aufgeheizt­e Debatte, in der wissenscha­ftliche Studien kaum Eindruck machen, denn die könnten ja sowieso nur von der Gegenseite beauftragt sein. Dazu fällt mir der Film »Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben« ein. Da hat ein durchgekna­llter General auf einem Luftwaffen­stützpunkt die Verschwöru­ngstheorie angenommen, dass die bösen Kommuniste­n die Amerikaner unfruchtba­r machen wollten, indem sie sie dazu bringen, das Trinkwasse­r zu fluoridier­en. Und um das zu verhindern, fängt er den dritten Weltkrieg an.

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Ines Wallrodt
Dr. Steffen Schmidt, Ines Wallrodt

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