Milliardenpoker um die Zukunft beginnt
Die Deutsche Fußball-Liga startet am Montag die Versteigerung der Medienrechte
Der sagenumwobene »geheime Ort« des Milliardenpokers mutet nicht besonders spektakulär an. Eine Bürofläche mit Konferenzraum hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) irgendwo im Frankfurter Hochhaus-Dschungel angemietet – und doch entscheidet sich in diesem schlichten Umfeld ab Montag die finanzielle Zukunft des Profifußballs. Etwa zwei Wochen wird die Versteigerung der deutschsprachigen Medienrechte dauern. Danach wissen die Erst- und Zweitligisten, wo sie wirtschaftlich stehen. Und die Fans können sich ausrechnen, für wie viele Abos sie in die Tasche greifen müssen.
»Die DFL geht selbstbewusst in die Ausschreibung« – so lautet der Stehsatz, den die Bosse um die beiden Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz seit Wochen unermüdlich verbreiten. Was der zur Schau gestellte Optimismus am Ende wert sei, weiß das halbe Dutzend aus der Chefetage, das am Montag in sein vorübergehendes Domizil einziehen wird, als erstes. Gehofft und gebangt wird aber vor allem bei den 36 Fußballklubs – schließlich stellen die Erlöse ihre mit Abstand wichtigste Einnahmequelle dar.
Mögliche Mindereinnahmen
Der unruhige Markt bereitet vor der Vergabe der Rechte für die vier Spielzeiten von 2025/2026 bis 2028/2029 allerdings große Sorgen. Derzeit erhalten die 36 Profivereine rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison – was bereits einem jährlichen Minus von 100 Millionen im Vergleich zum vorhergehenden Zyklus entspricht. Aufgrund der kolportierten wirtschaftlichen Probleme der möglichen Interessenten wird über einen weiteren Rückgang der Einnahmen unter die Milliardengrenze spekuliert.
Dieses Horrorszenario soll natürlich unter allen Umständen verhindert werden. Um das versprochene »innovative Topmedienprodukt auf Weltniveau« liefern und teuer verkaufen zu können, soll es künftig beispielsweise Kurzinterviews nach der Busankunft an den Stadien oder Zugänge zur Kabine geben. Und die Vereine sollen grundsätzlich »mehr Nähe zulassen«.
Die wichtigste Änderung ist aber der Wegfall der bisher geltenden »No-Single-Buyer-Rule«. Der Verkauf der Rechte an den Live-Spielen ist künftig also wieder an nur einen Anbieter möglich – also könnte ein Abo für die Fans ausreichen. Möglich ist aber auch der umgekehrte Fall. Da es vier verschiedene Pakete für das Bezahlfernsehen zu ersteigern gibt, könnten am Ende auch wieder mehrere Abos nötig sein, um alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga sehen zu können.
Hoffen auf Konkurrenz
Als Interessenten werden die üblichen Verdächtigen gehandelt, vorneweg die bisherigen Rechteinhaber, der Pay-TVSender Sky und die Streaming-Plattform DAZN. Wie immer hofft die DFL aber auf Konkurrenz, um den Erlös zu steigern. Dabei wird unter anderem RTL mit seinem Pay-TV-Kanal RTL+ genannt. Auch Amazon, die Telekom, Apple und Disney werden wieder einmal ins Spiel gebracht. Mit Blick auf die Zukunft der ARD-Sportschau ist ebenfalls noch alles offen. Für das frei empfangbare Fernsehen gibt es zwei Rechtepakete – von 18 bis 20.15 Uhr oder von 19.15 bis 20.15 Uhr. Alle Free-TV-Sender können dafür Angebote abgeben.
Spannend bleibt es auch nach der Vergabe. Denn traditionell wird sich dann darum gestritten, wer wie viel Geld bekommt – und darum, wie endlich mehr durch die Auslandsvermarktung, die derzeit rund 200 Millionen Euro einbringt, erzielt werden kann. Doch diesmal könnten die Stücke vom Kuchen für alle Klubs kleiner ausfallen. Der Grund dafür ist der geplatzte Einstieg eines Investors. Um die auf 600 bis 700 Millionen Euro taxierten Kosten für Investitionen in den nächsten fünf bis sechs Jahren zu stemmen, wird mittlerweile die »Binnenfinanzierung« favorisiert. Das würde bedeuten, dass die DFL die nötige Summe einbehält und nicht an die Klubs ausschüttet. SID/nd