Jetzt fallen die Centmünzen auch bei den Bundesbürgern in Ungnade
Der fränkische Autozulieferer hat sich mit Aktien frisches Geld besorgt. Doch die Anleger schicken die Papiere am ersten Tag auf eine Achterbahnfahrt
Frankfurt am Main Erst schwang sie entschlossen die Börsenglocke, anschließend posierte Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann gut gelaunt neben dem Bronze-Bullen auf dem Börsen-Vorplatz: Zum Börsenstart der Schaeffler-Aktie bemühte sich die Firmenpatriarchin des fränkischen Autozulieferers Schaeffler in Frankfurt demonstrativ um Optimismus. Den brauchte sie auch: Denn bis zuletzt war unklar, ob der lange geplante Gang des Familienunternehmens aufs Parkett top oder ein Flop werden würde. Beides blieb aus: Der erste Schaeffler-Börsentag glich vielmehr einer rasanten Achterbahnfahrt.
Das heftige Auf und Ab der KursKurve ließ die Unsicherheit des Finanzmarktes im Umgang mit dem Schaeffler-Papier erahnen. Schließlich suchte sich das Management einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt für den Börsenstart aus. Der fränkische Wälz- und Kugellager-Hersteller mit Sitz in Herzogenaurach veröffentlichte seine Börsenpläne fast zeitgleich mit dem Bekanntwerden der VW-Affäre. Firmeninsider machen keinen Hehl daraus, dass der VW-Skandal Schaeffler beim Gang aufs Börsenparkett kalt erwischt hat – und schließlich auch zu Abstrichen bei der Preisspanne des neuen Papiers zwang.
„Aber wann ist ein guter Zeitpunkt für einen Börsengang?“, fragt man sich im Firmenumfeld. Denn eigentlich hatte Schaeffler viel früher auf den Markt kommen wollen. Aber erst hatte die GriechenlandKrise zum Umplanen gezwungen, dann der Konjunktureinbruch in China. Dennoch war der Börsengang für Schaeffler unumgänglich, um sich angesichts des riesigen Schuldenbergs finanziell Luft zu verschaffen. Die Schulden waren entstanden, als Maria-Elisabeth Schaeffler 2008 nach dem Konkurrenten Continental griff – und sich dabei finanziell verhob. Banken waren damals im Vertrauen auf die Solidität des Unternehmens mit Krediten in Höhe von rund 12 Milliarden Euro eingesprungen. Ein Teil der Schulden ist abgebaut. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Schaeffler nun einen weiteren Teil der Darlehen tilgen.
In Anbetracht der VW-Krise konnte das Schaeffler-Management mit dem Börsengang dennoch zufrieden sein. Der erste Kurs der stimmrechtslosen Vorzugsaktie lag mit 13,50 Euro über dem Ausgabepreis von 12,50 Euro.
Der fränkische Maschinenbauer profitierte in den Augen von Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner nicht nur von der „aufgehellten Börsensituation“der vergangenen Tage, sondern auch davon, dass er breiter als die meisten Autozulieferer aufgestellt ist. Mit seiner zweiten Säule – seinen Wälz- und Gleitlagern für die Industrie – gelang es dem Unternehmen, etwas aus dem Schatten des VW-Skandals zu treten.