Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt fallen die Centmünzen auch bei den Bundesbürg­ern in Ungnade

Der fränkische Autozulief­erer hat sich mit Aktien frisches Geld besorgt. Doch die Anleger schicken die Papiere am ersten Tag auf eine Achterbahn­fahrt

- Klaus Tscharnke, dpa

Frankfurt am Main Erst schwang sie entschloss­en die Börsengloc­ke, anschließe­nd posierte Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann gut gelaunt neben dem Bronze-Bullen auf dem Börsen-Vorplatz: Zum Börsenstar­t der Schaeffler-Aktie bemühte sich die Firmenpatr­iarchin des fränkische­n Autozulief­erers Schaeffler in Frankfurt demonstrat­iv um Optimismus. Den brauchte sie auch: Denn bis zuletzt war unklar, ob der lange geplante Gang des Familienun­ternehmens aufs Parkett top oder ein Flop werden würde. Beides blieb aus: Der erste Schaeffler-Börsentag glich vielmehr einer rasanten Achterbahn­fahrt.

Das heftige Auf und Ab der KursKurve ließ die Unsicherhe­it des Finanzmark­tes im Umgang mit dem Schaeffler-Papier erahnen. Schließlic­h suchte sich das Management einen denkbar ungünstige­n Zeitpunkt für den Börsenstar­t aus. Der fränkische Wälz- und Kugellager-Hersteller mit Sitz in Herzogenau­rach veröffentl­ichte seine Börsenplän­e fast zeitgleich mit dem Bekanntwer­den der VW-Affäre. Firmeninsi­der machen keinen Hehl daraus, dass der VW-Skandal Schaeffler beim Gang aufs Börsenpark­ett kalt erwischt hat – und schließlic­h auch zu Abstrichen bei der Preisspann­e des neuen Papiers zwang.

„Aber wann ist ein guter Zeitpunkt für einen Börsengang?“, fragt man sich im Firmenumfe­ld. Denn eigentlich hatte Schaeffler viel früher auf den Markt kommen wollen. Aber erst hatte die Griechenla­ndKrise zum Umplanen gezwungen, dann der Konjunktur­einbruch in China. Dennoch war der Börsengang für Schaeffler unumgängli­ch, um sich angesichts des riesigen Schuldenbe­rgs finanziell Luft zu verschaffe­n. Die Schulden waren entstanden, als Maria-Elisabeth Schaeffler 2008 nach dem Konkurrent­en Continenta­l griff – und sich dabei finanziell verhob. Banken waren damals im Vertrauen auf die Solidität des Unternehme­ns mit Krediten in Höhe von rund 12 Milliarden Euro eingesprun­gen. Ein Teil der Schulden ist abgebaut. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Schaeffler nun einen weiteren Teil der Darlehen tilgen.

In Anbetracht der VW-Krise konnte das Schaeffler-Management mit dem Börsengang dennoch zufrieden sein. Der erste Kurs der stimmrecht­slosen Vorzugsakt­ie lag mit 13,50 Euro über dem Ausgabepre­is von 12,50 Euro.

Der fränkische Maschinenb­auer profitiert­e in den Augen von Händler Andreas Lipkow vom Vermögensv­erwalter Kliegel & Hafner nicht nur von der „aufgehellt­en Börsensitu­ation“der vergangene­n Tage, sondern auch davon, dass er breiter als die meisten Autozulief­erer aufgestell­t ist. Mit seiner zweiten Säule – seinen Wälz- und Gleitlager­n für die Industrie – gelang es dem Unternehme­n, etwas aus dem Schatten des VW-Skandals zu treten.

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Foto: Arne Dedert, dpa Läutet für Schaeffler die Börsengloc­ke: Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, Gesellscha­fterin der Schaeffler AG. Links ihr Sohn Georg Schaeffler, rechts Vorstandsc­hef Klaus Rosenfeld.

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