Flüchtlinge sollen fit für Jobs werden
Berufsschule in Mindelheim macht mit
Mindelheim Asylbewerber können die Lücken im Arbeitsmarkt schließen, sagt Reinhard Vetter. Der Leiter der Berufsschule Mindelheim beteiligt sich mit seiner Schule am Modellprojekt „Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge“. In Bayern verfolgen noch 20 andere Berufsschulen das Ziel, Flüchtlinge schnell zu Fachkräften zu machen. Herr Vetter, was will das Pilotprojekt? Vetter: Wir wollen, dass berufsschulpflichtige Asylbewerber bis 18 Jahre schnell und gut Deutsch lernen, den Arbeitsmarkt kennenlernen und dann bestmöglich vorbereitet in die Berufswelt einsteigen.
Was sind bislang die Probleme? Vetter: Das Problem ist, dass die Flüchtlinge bei uns zwei Jahre lang vor allem die Alltagssprache lernen. Die Berufssprache Deutsch ist etwas ganz anderes. Manche Asylbewerber sind nach dieser Zeit noch nicht so weit, dass sie beides beherrschen. Die praktische Prüfung ist für sie kein Problem, sie scheitern meistens in der Theorie. Wie möchten Sie das ändern? Vetter: Wir prüfen, ob es sinnvoll ist, ein drittes Jahr einzuschieben. Dann könnten die Schüler speziell auf den Beruf vorbereitet werden, den sie sich ausgesucht haben – ob das Maler ist, Maurer, Gas-Wasser-Installateur oder Pfleger. Soll man die Prüfungszeiten in der Theorie für Migranten verlängern, Prüfungen in der Landessprache stellen? Auch solche Überlegungen gibt es.
Wie tauschen die Teilnehmer des Projekts sich aus? Vetter: Wir Schulleiter treffen uns mit unseren Lehrern der „Asylbeschulung“mehrmals im Jahr mit einem Expertengremium. Da sind Wirtschaftsvertreter dabei, Mitarbeiter der Arbeitsagentur, Bildungsexperten aus der Wissenschaft, aber zum Beispiel auch Religionspädagogen. Im ersten Jahr werden wir vor allem Erfahrungen sammeln.
Warum haben Sie sich mit Ihrer Schule um die Teilnahme beworben? Vetter: Weil wir etwas tun müssen. Ohne dass man junge Flüchtlinge gezielt fördert, werden wir uns in zehn Jahren schwertun, sie alle auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.
Können Asylbewerber die Lücken im deutschen Arbeitsmarkt füllen? Vetter: Das Potenzial ist da. Fertig ausgebildete Flüchtlinge sind aber selten. Wenn wir sie erfolgreich in unsere Berufswelt und Kultur integrieren, können sie die Lücken auffüllen. Interview: Sarah Ritschel