Operation für Schnarcher
„Zungenschrittmacher“soll eine bessere Nachtruhe bringen
Augsburg/Günzburg Wie eine Kreissäge schallt es durchs Schlafzimmer, sekundenlang. Dann ist für ein paar Sekunden Ruhe, bevor der Lärm von Neuem beginnt. Schnarchen ist, vor allem mit zunehmendem Alter, für viele Menschen ein Problem – weil sie selbst oder ihr Lebenspartner Nacht für Nacht für dauerhafte Geräuschkulisse sorgen. Schätzungen zufolge sind 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen betroffen.
Spätestens, wenn es neben den Geräuschen auch noch zu Atemaussetzern kommt, kann das für die Betroffenen sogar richtig gefährlich werden. In solchen Fällen spricht man von Schlafapnoe. Eine neue Erfindung könnte Patienten mit diesem Syndrom jetzt helfen.
Sie wurden bisher im Wesentlichen mit nächtlichen Beatmungsmasken behandelt. Doch das empfinden viele als unangenehm – sie leiden unter Druckstellen und fühlen sich dadurch in ihrer Freiheit eingeschränkt. Ein neues Therapieverfahren könnte ihnen jetzt helfen: der sogenannte Zungenschrittmacher. Dafür wird, ähnlich einem Herzschrittmacher, eine Elektrode implantiert, die bei Atemaussetzern den Zungennerv stimulieren soll. „Weltweit ist diese Operationstechnik bisher erst etwa 450 Mal durchgeführt worden“, sagt Prof. Dr. Gregor Antoniadis, der leitende Oberarzt der Neurochirurgie Günz- burg. In Zusammenarbeit mit Dr. Joachim Durner, Chefarzt im Schlaflabor der Fachklinik Ichenhausen, behandelt er Patienten mit dem neuen Verfahren. Die ersten beiden Operationen seien im September erfolgreich verlaufen, sagt Antoniadis.
Der Eingriff ist für Patienten geeignet, die unter einer „mittelschweren Schlafapnoe“leiden, die Sauerstoffmaske nicht vertragen und deren Körpergewicht nicht zu hoch ist, erklärt Durner. Die beiden Patienten, die bisher einen Zungenschrittmacher implantiert bekamen, seien „jüngere Männer, um die 45 Jahre alt“erklärt er – Männer, die sich nicht damit abfinden konnten und wollten, jede Nacht unter einer Sauerstoffmaske verbringen zu müssen.
Beide Patienten seien vom Erfolg der Methode „begeistert“, sagt Antoniadis. „Bei der Operation setzen wir einen kleinen Hautschnitt unterhalb des Unterkiefers und bringen die Elektrode dann am Zungennerv an“, erklärt der Professor. Wie ein Herzschrittmacher sendet sie kurze Impulse, die das Zurückfallen der Zunge verhindern. Dadurch soll die Versorgung mit Sauerstoff für den Patienten sichergestellt werden – und auch die Schnarch-Geräusche werden verringert.
Die Elektrode wird über eine Art Batterie versorgt, die acht bis zehn Jahre Energie liefert. Erst dann muss sie, wieder mit einem kleinen Eingriff, ausgetauscht werden. Die Kosten für die Operation übernimmt die Krankenkasse.
„Weltweit ist diese Operationstechnik erst etwa 450 Mal durchgeführt worden.“
Prof. Dr. Gregor Antoniadis, leitender Oberarzt in Günzburg