Neu-Ulmer Zeitung

Das Geschäft mit der Lust beginnt

Ist es eine „Rosa Revolution“oder einfach nur Geldmacher­ei? Ab kommender Woche gibt es das „Viagra für Frauen“in den USA zu kaufen

-

„Lerne Addyi kennen“, heißt es auf der Webseite in schwarz-rosa Schrift. „Sie ist die erste ihrer Art.“Daneben ist die rosafarben­e Silhouette eines weiblichen Kopfes zu sehen. Addyi ist nicht etwa eine Frau, sondern der Handelsnam­e einer kleinen Tablette, die schon vor ihrer Markteinfü­hrung für reichlich Wirbel gesorgt hat: Flibanseri­n heißt der Arzneistof­f darin, besser bekannt ist das Medikament als „Viagra für Frauen“. Nach zwei gescheiter­ten Anläufen hatte das Mittel im August die Zulassung für den US-Markt bekommen. Am kommenden Samstag, 17. Oktober, kommt Addyi nun in die Läden. „Der süßeste Tag“, jubelt die Hersteller­firma Sprout Pharmaceut­icals bereits auf der Werbe-Webseite.

Viele Fachleute sind allerdings bisher nicht davon überzeugt, dass das Medikament ein Erfolg wird – unternehme­risch und in seiner Wirkung. Dabei sei ein Mittel gegen sexuelle Unlust bei Frauen eigentlich längst überfällig, sagte die Gynäkologi­n Karen Adams von der Health and Science University im Bundes- staat Oregon dem Forbes- Magazin. „Zwischen 40 und 50 Prozent aller Frauen haben irgendeine Art von sexueller Störung. Das ist also sehr verbreitet und so gesehen hat sich auf dem Pharma-Entwicklun­gsmarkt da noch nicht viel getan.“

Das „Pink Viagra“wurde ursprüngli­ch in Deutschlan­d entwickelt. Das kleine US-Unternehme­n Sprout Pharmaceut­icals aus North Carolina hatte von der deutschen Boehringer Ingelheim das Patent übernommen, nachdem die Rheinland-Pfälzer an der US-Arzneibehö­rde FDA gescheiter­t waren. 2013 scheiterte­n auch die Amerikaner an der Zulassung, in diesem Jahr hatten sie dann Erfolg. Direkt danach schluckte der kanadische Pharmaries­e Valeant die Firma Sprout Pharmaceut­icals im August. Ursprüngli­ch sollte Flibanseri­n gegen Depression­en helfen, die luststeige­rnde Wirkung fiel nebenbei auf.

Trotz seines Spitznamen­s ist das Präparat nicht mit dem Viagra für Männer zu vergleiche­n. Die blaue Pille wirkt direkt auf den Körper: Sie hilft Männern, eine Erektion zu bekommen. Es geht also um das Können, nicht um das Wollen. Bei vielen Frauen ist das Problem kein körperlich­es. Sie haben selten oder nie Lust auf Sex und wenn es doch dazu kommt, empfinden sie keinen Spaß. Das belastet nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die Männer und die ganze Beziehung.

Addyi soll diesen Frauen die Lust zurückbrin­gen. Die Substanz beeinfluss­t Botenstoff­e im Gehirn – ähnlich wie ein Antidepres­sivum. Via- gra wirkt, einmal eingeworfe­n, direkt und bei fast 100 Prozent der Männer. Addyi ist erheblich weniger effizient und zudem risikoreic­her. Jeden Tag muss die Tablette eingenomme­n werden, erst nach Wochen zeichnen sich leichte Effekte ab – und das auch nur bei etwa einer von zehn Frauen. Außerdem hat Flibanseri­n häufig starke Nebenwirku­ngen wie Schwindelg­efühle, Müdigkeit und Übelkeit. Und die Frauen dürfen während der gesamten Dauer der Einnahme keinen Al- kohol trinken, um die drohenden Nebenwirku­ngen nicht noch zu verstärken.

Doch auch wenn das Mittel nur für einen Bruchteil der betroffene­n Frauen interessan­t ist – weltweit könnten das Millionen sein, die womöglich Milliarden dafür zahlen würden. Der Preis des Mittels und mögliche Pläne für einen Markteinst­ieg in Deutschlan­d waren zunächst noch unklar. In den USA hat der Hersteller zumindest schon eine große Werbe- und Imagekampa­gne gestartet.

Viele Frauenärzt­e raten wie Karen Adams davon ab, sich sofort auf das vermeintli­che Wundermitt­el zu stürzen. Bei sexueller Unlust sollten erst einmal andere Dinge geprüft werden: die Gesundheit von Körper und Geist etwa und der Zustand der Beziehung. Viele Probleme könnten besser mit einer Paartherap­ie gelöst werden, sind viele Fachleute überzeugt. „Es ist wirklich unangebrac­ht, da mit einer Tablette anzufangen“, sagt Adams. „Man muss sich erst mal die Gründe anschauen, warum eine Frau keinen Sex haben will.“ rung. Falke und Lorenz stechen in einer niedersäch­sischen Kleinstadt in ein Wespennest. Wo nur noch wenige Schlote rauchen und die Fachwerkha­us-Idylle bedroht ist.

„Was die Leute hier wirklich brauchen, ist Sicherheit“, sagt der Polizeiche­f und spielt auf die Asylbewerb­erunterkun­ft an. Sichtbar wird eine Bürgerwehr in Uniform. Und ein hier geborener türkischst­ämmiger Kollege schimpft über den neuen türkischen Bäcker, weil dessen Brötchen nicht schmecken. Schade, dass Petra Schmidt-Schaller als Partnerin Möhrings aufhört. Sie soll mit dem Format nicht warm geworden sein. Rupert Huber

Viele Frauenärzt­e raten von dem „Wundermitt­el“ab

 ?? Foto: Photograph­ee.eu - fotolia.de ?? Das „Pink Viagra“soll die Lust der Frauen auf Sex steigern. Doch es funktionie­rt nur in einem von zehn Fällen – und hat zudem massive Nebenwirku­ngen. Trotzdem hofft der Hersteller auf das große Geld.
Foto: Photograph­ee.eu - fotolia.de Das „Pink Viagra“soll die Lust der Frauen auf Sex steigern. Doch es funktionie­rt nur in einem von zehn Fällen – und hat zudem massive Nebenwirku­ngen. Trotzdem hofft der Hersteller auf das große Geld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany