Nordirland zeigt Flagge
Das kleine Land fährt zum ersten Mal zu einer Fußball-Europameisterschaft
Belfast In Nordirland ist alles etwas kleiner – selbst wenn eine sportliche Sensation wie das erstmalige Erreichen einer Fußball-EM gefeiert wird. Das Stadion in Belfast fasste an diesem historischen Mittwochabend nicht einmal 12 000 Zuschauer. Auf dem Platz aber tobte nach dem entscheidenden 3:1-Sieg gegen Griechenland der Bär. Die Spieler warfen ihren Trainer Michael O’Neill durch die Luft.
Der 46-Jährige gestand: „Wie wir das geschafft haben? Ich weiß es wirklich nicht.“Nach den WMTeilnahmen 1958, 1982 und 1986 fahren die Nordiren im nächsten Jahr zum ersten Mal zu einer Europameisterschaft. „Ich bin sehr stolz, hier als ihr Trainer zu stehen“, sagte O’Neill. „Diese Spieler verdienen jedes Vertrauen. Sie haben allen das Potenzial dieses Teams und des gesamten nordirischen Fußballs gezeigt. Die Vorbereitung auf Frankreich beginnt genau jetzt.“Es ist ja nicht so, als hätten die Nordiren in der Geschichte des Fußballs noch nie etwas erreicht. Besonders gern wurden sie von deutschen Mannschaften unterschätzt. 1958, bei seiner ersten WM-Teilnahme, schaffte Nordirland ein 2:2 gegen den damaligen Titelverteidiger. In der Qualifikation zur EM 1984 verloren Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler und Co. sogar zweimal mit 0:1. In der Ausscheidungsrunde zur WM 2018 in Russland werden sich Deutschland und Nordirland erneut begegnen. Spätestens seit Mittwochabend ist der Weltmeister aber gewarnt.
„Ich sehe unsere Länderspiele seit 15 Jahren als Co-Kommentator der BBC. Aber ich hätte nie für möglich gehalten, dass wir uns je- mals wieder für ein großes Turnier qualifizieren würden“, sagte John O’Neill, einer der Helden von damals. Doch die Erben von George Best und der Torwart-Legende Pat Jennings bekamen in den vergangenen Monaten das, was im Sport „Flow“genannt wird. Sie gewannen die ersten drei Spiele und ließen sich danach von diesem Erfolg tragen. ● Europameister kann planen Spanien hat sich mit dem glanzlosen 4:0 gegen Luxemburg ebenso für die EM qualifiziert wie die Schweiz nach einem 7:0-Kantersieg gegen San Marino.