Brandherde
Der Zirkus steckt in der Krise, dennoch soll es viele Kaufinteressenten geben
Sotschi Das Märchenschloss am Rand des Sotschi-Autodroms liefert das passende Symbol für die Geschäftspolitik von Bernie Ecclestone. Im Fahrerlager der Formel 1 am Schwarzen Meer weiß niemand so genau, wie viel Wahrheit in Ecclestones Ankündigung eines Besitzerwechsels steckt und wie die Geschichte endet. „Warum er es jetzt rausposaunt, ist ein Rätsel“, urteilte Niki Lauda, der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams.
Eines aber ist sicher: Die Übernahme der Formel 1 wäre für jeden neuen Eigentümer ein riskantes Geschäft. Die Rennserie steckt seit Jahren in einer Krise. Der Getränkeriese Red Bull droht mit dem Abzug seiner Rennställe, weil er keinen Lieferanten siegfähiger Motoren findet. Die EU-Wettbewerbshüter prüfen eine Beschwerde der Teams Force India und Sauber gegen die Verteilung von Geld und Macht in der Königsklasse – Ausgang offen. Angesichts dieser schwelenden Brandherde erstaunte es schon, als Ecclestone jetzt behauptete: „Es gibt ein großes Kaufinteresse. Im Moment sehe ich drei Parteien, bei denen ich sehr überrascht wäre, wenn nicht eine davon schon sehr bald zuschlagen würde.“
Die Financial Times will sogar erfahren haben, ein möglicher Deal sei bereits „per Handschlag“besiegelt. Katars Staatsfonds QSI und USMilliardär Stephen Ross, Besitzer des American- Football-Clubs Miami Dolphins, könnten nach eingehender Prüfung der Geschäftsbücher innerhalb der nächsten 30 Tage einsteigen. Oder eben nicht.
Die Mehrheit der Formel-1-Anteile wird von Investmentgesellschaften und Fonds gehalten, deren Geschäft der Kauf und Verkauf von Beteiligungen ist. Das größte Paket besitzt das Luxemburger Unternehmen CVC, das seit zehn Jahren Millionengewinne aus der Formel 1 abschöpft. Noch scheint sich CVCMitgründer Donald MacKenzie nicht von seinem Spielzeug trennen zu wollen. „Das Problem ist, dass Hauptaktionär MacKenzie behauptet, er wolle nicht verkaufen“, musste Ecclestone einräumen. Auch CVC bestritt einen Verkauf. „Es gibt keinen Deal, keinen Handschlag oder so etwas“, versicherte ein Sprecher.
Ein Wettrennen von drei Bietern, wie von Ecclestone avisiert, scheint es nicht zu geben. Der als möglicher Käufer gehandelte Red-BullGründer Dietrich Mateschitz schloss ein Angebot aus. So könnte es am Ende sein, dass Ecclestones Verkaufsankündigung nicht mehr als ein kalkulierter PRStunt war, um seinen Grand-Prix-Zirkus als florierende Investmentchance zu positionieren.