Neu-Ulmer Zeitung

Flüchtling­e werden bald in Industrieh­allen untergebra­cht

Kreisbehör­de sucht jetzt „Großobjekt­e“. Landrat will auf diese Weise belegte Sporthalle­n frei bekommen

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Landkreis Sportler, die wegen der Belegung der drei Turnhallen im Landkreis (Berufsschu­len Illertisse­n und Neu-Ulm, Muthenhölz­le NeuUlm) mit Flüchtling­en auf ihre gewohnten Leibesübun­gen verzichten müssen, können aufatmen: In der gestrigen Sitzung des Kreisaussc­husses informiert­e Landrat Thorsten Freudenber­ger darüber, dass der Landkreis auf der Suche nach „Großobjekt­en“sei, die sich für die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern eignen. Unter Großobjekt­en sind beispielsw­eise brachliege­nde Industrieh­allen zu verstehen. Auf diese Weise will Freudenber­ger „die Turnhallen frei bekommen“.

Aber selbst wenn das Landratsam­t ein geeignetes Großobjekt findet, ist eine schnelle Problemlös­ung wohl nicht so ohne Weiteres möglich, da die Halle erst nachgerüst­et werden muss. Wie der Landrat andeutete, gibt es offenbar gelinde Schwierigk­eiten, ausreichen­d Betten für die künftigen Bewohner zu finden. Eminente Schwierigk­eiten gibt es bei der Beschaffun­g sogenannte­r Sanitärcon­tainer – der Markt ist anscheinen­d leer gefegt. Freudenber­ger: „Es gibt keine mehr. Man muss sie Monate im Voraus bestellen.“

In der gestrigen Sitzung forderte der Landrat bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en Solidaritä­t ein – unter anderem auch von den Bundesländ­ern. Der sogenannte „Königsberg­er Schlüssel“, der regelt, welches Land wie viele Asylbewer- ber aufnehmen soll (abhängig von Größe, Einwohnerz­ahl, Wirtschaft­skraft etc.) funktionie­re nicht mehr. Bayern trage in Deutschlan­d die Hauptlast, „andere Bundesländ­er stehlen sich aus ihrer Verantwort­ung“. Der Landrat forderte aber auch Solidaritä­t innerhalb der Landkreisg­renzen. Dabei hatte er nicht nur die momentan eher ungleiche Aufteilung der derzeit 1301 Flüchtling­e unter den Kommunen im Blick, sondern auch die Folgen – wenn die Familien von Bewerbern, die Asyl erhalten haben, nachkommen. Diese Familienan­gehörigen bräuchten dann Wohnungen. Dies sei dann aber nicht mehr die Angele- genheit des Landratsam­tes, sondern der Städte und Gemeinden. Angesichts der bereits bestehende­n Knappheit bezahlbare­n Wohnraums sei dies dazu angetan, den sozialen Frieden zu gefährden.

Freudenber­ger berichtete, dass derzeit pro Woche durchschni­ttlich 50 neue Asylbewerb­er in den Landkreis kommen. Wie lange das so weitergehe­n und somit der „Krisenund Notfallmod­us“anhalten wird, vermochte er nicht zu sagen. Sicher ist derzeit nur, dass bis Ende des Jahres die Halle am Pfuhler Schulzentr­um mindestens ein Mal noch zu einer „Not-Erstaufnah­me“umfunktion­iert werden muss. (kr)

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Foto: dpa Der Landkreis sucht derzeit „Großobjekt­e“, in denen Asylbewerb­er untergebra­cht werden können.

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