Millionen-Spritze fürs Wonnemar
Welche Sanierungsarbeiten in den nächsten zehn Jahren auf die Städte zukommen. Der Betreiber bleibt trotz jüngster Querelen mit im Boot. Antrag der Grünen abgeschmettert
Ulm/Neu-Ulm Vor fünf Jahren haben die Städte Ulm und Neu-Ulm bereits kräftig in das marode Spaßbad an der Wiblinger Straße investiert. Eine Generalsanierung, die 15 Millionen Euro gekostet hätte, war ihnen aber zu teuer. So wurde nur ein Teil der technischen und baulichen Anlagen erneuert, bevor der heutige Betreiber, die Firma Interspa aus Stuttgart, das Ruder im Wonnemar übernahm. Die Kosten der Teilsanierung beliefen sich damals auf 10,7 Millionen Euro. Jetzt haben die Experten in den Rathäusern aufgelistet, was in den nächsten zehn Jahren an weiteren Sanierungsmaßnahmen auf die Städte zukommt – und zwar im Freizeitbad, in der Eislaufanlage und im Donaufreibad.
So müssen beispielsweise Filter und Leitungen in den Bädern ausgetauscht, Holzfassaden und Fliesen erneuert, Duschräume, Heizung und die Kälteanlage für den Eislaufplatz auf Vordermann gebracht werden. Die vielen Einzelmaßnahmen summieren sich auf insgesamt 3,9 Millionen Euro. 2,2 Millionen Euro entfallen aufs Wonnemar. Der dickste Brocken steht bereits nächstes Jahr an: Für 2016 hat die Verwaltung mit Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro kalkuliert.
Dem Gesamtbudget für die Sanierung hat der Hauptausschuss des Ulmer Gemeinderats jetzt geschlossen zugestimmt. Den Empfehlungsbeschluss muss der Gemeinderat allerdings noch bestätigen. Der NeuUlmer Stadtrat diskutiert voraussichtlich am 28. Oktober über das Thema.
Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport bei der Stadt Ulm, sagte über die 3,9 Millionen Euro: „Dieser Betrag ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, werden wir das auch zahlen müssen.“Aus seiner Sicht ist es aber sinnvoll, sich bereits jetzt einen Überblick über die Maßnahmen zu verschaffen, die auf jeden Fall gemacht werden müssen. „Das ist ja unser Eigentum. Wir wollen, dass das in Schuss gehalten wird.“
Für die laufenden Instandhaltungsmaßnahmen bekommt Interspa weiterhin 300 000 Euro im Jahr von den Städten. Wie Gerhard Semler betont, wird dieser Betrag aber immer nur auf Nachweis ausgezahlt, das heißt, der Betreiber muss die entsprechenden Rechnungen vorlegen.
Weitere 2,4 Millionen Euro stecken die Städte in die Modernisierung und Erweiterung der Therme im Wonnemar. Baubeginn ist voraussichtlich im Mai nächsten Jah-
res. Anfang 2017 sollen die Arbeiten erledigt sein. Erst danach wird die Modernisierung und Erweiterung der Rutschen im Freizeitbad in Angriff genommen, um mehr Besucher anzulocken.
Für die jetzt beschlossene Sanierung soll eine Nachtragsvereinbarung zum Pachtvertrag mit Interspa geschlossen werden. Den würden die Ulmer und Neu-Ulmer Grünen am liebsten früher als später beenden. Seit zwei Jahren häuften sich vom Betreiber verursachte Vorkommnisse wie technische Mängel,
Hygieneprobleme oder Personalmangel, so Sigrid Räkel-Rehner im Ulmer Hauptausschuss. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe die „Ammoniak-Affäre“, die wohl nur die Spitze des Eisbergs gewesen sei. „Aus unserer Sicht ist keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich“, sagte Räkel-Rehner.
Die Grünen stellten deshalb einen Eilantrag: Die Verwaltung solle in Abstimmung mit der Stadt NeuUlm Verhandlungen mit Interspa aufnehmen, „mit dem Ziel, eine schnellstmögliche Übernahme des
Betriebs durch die Städte zu erreichen“. Im Anschluss an die nichtöffentliche Sitzung wurde dieser Antrag im Hauptausschuss relativ geräuschlos und ohne Diskussion mehrheitlich abgelehnt.
Der Vertrag mit Interspa läuft noch bis Ende 2016. Danach hat das Unternehmen ein einseitiges Optionsrecht, den Kontrakt bis Ende 2020 zu verlängern. Diese Entscheidung fällt bis Ende dieses Jahres. Zu dem geforderten Rauswurf des Betreibers sagte Gerhard Semler deshalb: „So einfach geht das nicht.“