Neu-Ulmer Zeitung

Platzen die Pläne für die Bleidorn-Kaserne?

Die Stadt würde das Areal gerne kaufen, um darauf Wohnungen zu bauen. Warum sie schlechte Karten hat

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Ulm Mit zwei Kasernen hat die Stadt Ulm Großes vor. Auf dem Gelände der Hindenburg­kaserne an der Mähringer Straße auf dem Eselsberg sollen in einigen Jahren 900 Wohnungen für etwa 2000 Einwohner entstehen. Derzeit nutzt die Stadt die leer stehenden Gebäude, um Flüchtling­e unterzubri­ngen. Die Kaufverhan­dlungen mit dem Bund stehen kurz vor dem Abschluss. Anders sieht es bei der Bleidornka­serne am Kuhberg aus. Dort gibt es Schwierigk­eiten, berichtete Oberbürger­meister Ivo Gönner im Hauptaussc­huss des Gemeindera­ts.

Das Haus an der Westerling­er Straße kennen viele Ulmer, weil sich darin früher das Kreiswehre­rsatzamt befand. Heute ist dort das Karriere-Center der Bundeswehr angesiedel­t. Das Areal wird frühestens 2018 frei. Die Stadt hat aber bereits jetzt Interesse angemeldet, weil sie dort ein neues Wohngebiet ausweisen möchte. „Aber das wird schwierig, weil uns das Land in die Quere kommt“, so Gönner gestern gegenüber der NUZ. Geplant sei, die Ka- serne für Flüchtling­sunterkünf­te zu nutzen – entweder für eine Erstaufnah­meeinricht­ung oder als Notunterku­nft wie kürzlich die MesseHalle­n. Wahrschein­lich werde der Bund das Grundstück daher eher dem Land zur Verfügung stellen. Anders als bei der Hindenburg­kaserne, in der die Stadt bereits Mieter sei, habe sie bei der Bleidornka­serne noch keinen Fuß in der Tür.

Das hat Gönner insofern überrascht, als es in dem Beschluss, den Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Regierungs­chefs der Länder am 24. September in Berlin gefasst haben, unter anderem heißt: „Der Bund wird Kommunen und kommunalen Gesellscha­ften über Konversion­sliegensch­aften hinaus auch weitere Immobilien und Liegenscha­ften schnell und verbilligt für den sozialen Wohnungsba­u bereitstel­len.“Gönner: „Ich habe die Verabredun­g so verstanden, dass die Kommunen den ersten Zugriff haben, aber da habe ich mich getäuscht.“

Anlass für Gönners Einwurf war eine andere Entscheidu­ng, die ebenfalls am 24. September in Berlin getroffen wurde, nämlich die, die Mittel des Gemeindeve­rkehrsfina­nzierungsg­esetzes über 2019 hinaus flie- ßen zu lassen. Diese Meldung weckte nicht nur neue Begehrlich­keiten, etwa in Sachen Straßenbah­n nach Neu-Ulm (wir berichtete­n), sondern brachte auch Stadträtin Lena Chris- tin Schwelling (Grüne) zu dem Vorstoß, die Pläne für die Linie 2 noch einmal zu verändern. Da ja jetzt Zeit gewonnen worden sei, sollten sich die Stadt und die SWU noch einmal zusammen setzen und überlegen, wie sich beim Bau der Straßenbah­n etwas einsparen lasse.

Gönner warnte vor verfrühtem Jubel über die jüngsten Beschlüsse in Berlin, bevor nichts schwarz auf weiß vorliege – eben aufgrund seiner Erfahrunge­n mit den Konversion­sflächen. „Für uns ändert sich im Moment gar nichts“, sagte das Stadtoberh­aupt zur Linie 2. Es liege ein Bescheid vor, und der sei gültig. Auch Finanzbürg­ermeister Gunter Czisch drückte auf die Bremse: „Am Fahrplan würde ich nichts ändern.“Die Planung und die Umsetzung stünden. Die Verlängeru­ng der Frist über 2019 hinaus betreffe nur die Abrechnung des Projekts. Für Ulm sei der Druck weg, das Millionenv­orhaben bis zum Stichtag unbedingt fertig abgerechne­t haben zu müssen. Die Straßenbah­n werde trotzdem bis 2019 fertig. (mru)

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Foto: Andreas Brücken Die Stadt würde gerne die Bleidornka­serne am Kuhberg kaufen, um dort Wohnungen zu bauen. Doch das gestaltet sich schwierige­r als erhofft.

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