Neu-Ulmer Zeitung

Monique Schwitter

„Eins im Andern“ist ein Beziehungs­roman mit realen Koordinate­n

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nersammlun­g, ein Name mehr, der eine Geschichte und gleichsam eine Rolle bekommt. Jeder von ihnen steht über einem der zwölf (Lebens-)Kapitel. Nicht alle sind ihre Liebhaber, und doch bewegen sie etwas in ihr und ihrer Welt.

Monique Schwitter spielt auf über 230 Seiten gekonnt mit der Realität und der Fiktion. Kapitel 1 von „Eins im Andern“, den Winterausf­lug mit Petrus, präsentier­t die Protagonis­tin im Kapitel 5 als gerade fertig gewordenen Text in einer Lesung und amüsiert sich darüber, dass „das Publikum dazu neigt, eine Ich-Erzählerin für die Autorin zu halten, eine Neigung, die sich verstärkt, wenn die Autorin ihren IchText auch noch selbst vorliest.“Und wirklich: Es ist nie klar, wie viel Autobiogra­fisches wirklich in den Zeilen steckt, wie viel konstruier­t wurde. Das macht „Eins im Andern“so undurchsic­htig und gleichsam so spannend.

Im wirklichen Roman jedenfalls wird die Protagonis­tin schnell von ihrem Liebeslebe­n eingeholt, die Vergangenh­eit überholt die Gegenwart, das Eine das Andere. Die Erzähleben­en fließen ineinander, der Text wird diffuser, schneller, surrealer. Während sie in Gedanken über 20 Jahre zurück- und ihre ExLiebhabe­r durchgeht, ist die aktuelle Liebe der Protagonis­tin eingeschla­fen. Ihr Mann Philipp entpuppt sich als ein Verräter. Er hat durch seine Spielsucht sogar die Kinderkont­en verzockt. Die IchErzähle­rin muss die Gläubiger abwimmeln, die Kinder in den Kindergart­en bringen, den Hund Gassi führen, ihre Ehe reparieren. Und währenddes­sen wird sie Petrus nicht mehr los, dessen Suizid sie belastet. Warum hat sie nichts gemerkt? Warum hat er ihr nicht gefehlt? Sie bricht aus, um eine Antwort zu bekommen. Über dem letzten Kapitel steht jedenfalls nicht „Philipp“.

„Eins im Andern“ist ein unaufgereg­tes, unterhalts­ames Buch über die Liebe, das Gehen und Kommen der Gefühle, und auch eines über eine moderne Frau und ihre ExLiebhabe­r. Überrasche­nderweise kommt es gut fast ohne Sexszenen aus. Vieles spielt sich zwischen den Zeilen ab, dem Leser bleibt Raum für Interpreta­tion – und unwillkürl­ich macht man sich zwischen den Kapiteln Gedanken zu dem, was bei einem selber war. Wie es so kam, wie es nun ist, über das Eine und das Andere. Willkommen auf der dritten Ebene. Lea Thies Monique Schwitter: Eins im Andern Droschl, 232 Seiten, 19 Euro

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