Allende fabriziert Kitsch
Alter hat Konjunktur. Auch Isabel Allende, die Bestseller verwöhnte Chilenin, selbst mittlerweile 73 Jahre alt, stellt eine alte Frau in den Mittelpunkt ihres neuen Romans „Der japanische Liebhaber“. Die begüterte Alma Belasco hat sich nach dem Tod ihres Mannes in eine Altersresidenz zurückgezogen, wo sie ganz in ihren Erinnerungen leben will. Aber sie erhält regelmäßig altmodisch wirkende Briefe, die das Interesse der jungen moldawischen Altenpflegerin Irina wecken, die Alma als Privatsekretärin bezahlt...
Wieder einmal erzählt Allende von der Kraft der Liebe und von den Schrecken der Welt. Doch sie tut das ohne jede Inspiration, oft in einer fast schon schmerzhaft platten Sprache. Die Tragödien des letzten Jahrhunderts werden wie Fußnoten abgehakt, die Personen des Buches dazu missbraucht, gesellschaftliche Probleme wie Aids, Zwangsprostitution oder Kindsmissbrauch zu thematisieren.
Da ist nichts, was an den magischen Realismus des „Geisterhauses“erinnert. Schon gar nicht die Liebes-Geschichten im Gartenlauben-Stil: Alma, die aus ihrer unbefriedigenden Ehe in die Arme ihres japanischen Kinderfreunds geflüchtet ist, und Irina, die mit ihrem Anderssein Almas verwöhnten Enkel bezaubert. Selbst da versagt Allende die Sprache. Und es wird immer schlimmer. Nach gut 330 Seiten versinkt der Roman in einem völlig verkitschten Happy End . Ein Trauerspiel! Lilo Solcher