Mit Houellebecq gegen den Kapitalismus
Die Geschichte dieses Buchs ist unfassbar. Es ist von Bernard Maris, Wirtschaftswissenschaftler und Autor des Pariser Satire-Magazins Charlie Hebdo; es geht um den französischen Starautor Michel Houellebecq, der auf dem Cover der Zeitschrift war, als dessen Redaktion Opfer eines islamistisch motivierten Terroranschlags wurde, just an dem Tag, als Houellebecq seinen Roman „Die Unterwerfung“über die Gefahren des Islamismus für Frankreich vorstellte; es ist das letzte Werk von Bernard Maris, er kam bei dem Anschlag ums Leben.
„Michel Houellebecq, Ökonom“also ist ein Vermächtnis – doppelt spannend. Maris erweist sich als Kenner aller Werke, von „Elementarteilchen“bis „Karte und Gebiet“, und liest sie als Anklageschrift gegen den Kapitalismus. Die Folge der Herrschaft des Geldes sei nach Georg Simmel: „Jeder für sich. Alle im Krieg gegeneinander.“Und für Houellebecq gelte: „Warum sind seine Romane so erfolgreich? Weil niemand vor ihm diesen Krieg auf so talentierte Weise in Worte gefasst hat.“Wie in den Werken aller großen Autoren (Shakespeare! Dostojewski!) sei hier die Zeit im Kern erkannt. Und so wird aus diesem Sachbuch eine Kampfschrift. Bernard Maris beschreibt mit überbordender Verve, wie der Kapitalismus alles Lebendige vergiftet. Und eine Gesellschaft aus derart ausgehöhlten Menschen ist dann auch bereit zur Unterwerfung. So schließt sich noch ein Kreis. Wolfgang Schütz Bernard Maris: Michel Houellebecq, Ökonom Übers, von Bernd Wilczek, Dumont, 156 Seiten, 18,99 Euro