Derek Landry
Finale für „Skulduggery Pleasant“, die Fantasy-Detektiv-Serie, ein Knüller bei Kids
ine von weltweit Millionen Infizierten befragt, weil, sorry, aber: ein zauberndes Skelett als Detektiv namens Skulduggery Pleasent? Und gleich mehrfach nicht weniger als die Weltrettung? Ein bisschen Rumpelstilzchen dazu, weil hier derjenige die Macht über dich hat, der deinen Namen ausspricht? Und eine Kreuzung aus Fantasy-Welt und Mädchen-Wirklichkeit in der eigentlichen Hauptfigur Stephanie, gewürzt mit einer ordentlichen Dosis Gewalt? Also: Wie konnte so krudes Zeug, bitte, über seit 2007 bislang erschienene acht Bände hinweg zu einer BestsellerSerie werden mit allein in den USA gut fünf Millionen und auch in Deutschland bereits einer Million verkauften Exemplaren?
Die Infizierte, 14 Jahre alt, Realschülerin, leidenschaftliche Leserin durchaus anspruchsvoller Jugendliteratur (klar, Veronica Roth, aber auch Ursula Poznanski), zeigt Verständnis für die Frage – und kann trotzdem nur darüber lachen. Sagt: „Die Bücher sind einfach unglaublich lustig. Super geschrieben. Und spannend dazu. Und im spannendsten Moment kann es plötzlich wieder total albern werden.“Ein großes Kompliment an den Autor also, den 40-jährigen Iren Derek Landry, der in seiner Heimat mit dem ersten Teil der Serie denn auch die Auszeichnung für „das Buch des Jahrzehnts“einheimste. Darin begann die abenteuerliche Reise zunächst wie eine klassische Detektivgeschichte.
Stephanie, gerade mal zwölf Jahre alt, wird als dessen Lieblingsnichte zur Erbin des Vermögens des kürzlich verstorbenen Horrorautors Gordon Edgley – das sie aber erst bei Erreichen der Volljährigkeit antreten darf. Als kurz darauf jemand versucht, das Mädchen zu töten, rettet sie ein geheimnisvoller und in Mantel, Hut und Sonnenbrille immer gut verhüllter Freund Edgleys. Aber der kann nicht nur Feuerbälle aus seinen Händen abschießen, sondern ist tatsächlich ein Gerippe, höchstlebendig und sehr, sehr redefreudig: Skulduggery Pleasent. Durch ihn erfährt Stephanie von der magischen Welt, die in der Wirklichkeit verborgen liegt, ihren Geheimnissen – und davon, dass auch sie zur Zauberei befähigt ist.
Eine der Folgen: Stephanie schickt bald schon eine Spiegelung ihrer selbst in die Schule, auf dass sie sich dort künftig nicht mehr langweilen muss, sondern stattdessen dramatische Geschichten erleben kann. Die ursprüngliche Stephanie verbirgt sich nun – siehe Rumpelstilzchen-Problem – hinter dem Namen Walküre Unruh. Doch hinzu kommt auch noch eine dritte Stephanie, eine dämonische, die größte Gefahr für die Welt, genannt Darquise. Im jetzt auch auf Deutsch erschienenen neunten und letzten Teil der Reihe „Skulduggery Pleasant – Das Sterben des Lichts“kommt es zum großen Finale, auch zwischen all den Stephanies. Mit gut 700 Seiten etwa doppelt so stark wie die bisherigen Bände, aber ungeheuer turbulent und temporeich. Ein letztes großes Fest für die Infizierten.
Es ist freilich kein Zufall, dass es sich dabei ausschließlich um Kids handelt (die aber bei weitem nicht alle die 14 Jahre alt sind, die der Verlag in seiner Leseempfehlung als untere Eignungsgrenze angibt). Seit Harry Potter sind die meisten Fantasy-Bücher sogenannte „AllAge“-Literatur, also von den Jugendlichen und ihren Eltern zu lesen – „Skulduggery Pleasent“aber ist von seiner comichaften Verpackung über die Charaktere und den lässigen Ton bis zu den ständig durchdrehenden Handlungsläufen mit stufenlosem Umschalten von tödlicher Dramatik und völliger Albernheit ein betont jugendliches Vergnügen. Krudes Zeug für Erwachsene? Genau. Wie wunderbar!
Unterdessen hat Derek Landry bereits eine neue Serie begonnen, „Demon Road“. Band eins ist im Original bereits erschienen, zwei und drei folgen nächstes Jahr. Es geht nun um eine ganz normale 16-Jährige, die sich plötzlich in einer Welt aus Vampiren, Killerautos, untoten Serienmördern und Dämonen wiederfindet. Gleiches Erregerschema. Ob wieder eine Infektionswelle daraus wird? Wolfgang Schütz