160 Jahre Nächstenliebe
Es sollte ein denkwürdiger Tag werden: Am 15. Oktober 1855 reiste Frau Julie Hörner aus Lindau nach Augsburg. Ein völlig neues Leben wartete auf die tatendurstige Frau. Sie würde eine Einrichtung mitbegründen, in der evangelische Frauen miteinander in Gemeinschaft leben, ohne eigenen Besitz, ehelos und in dem Versprechen, sich senden zu lassen. Ihre ganze Kraft wollten sie der Rettung verwahrloster Kinder und der Pflege kranker Menschen widmen. Julie Hörner wurde die erste Oberin der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg. Die Gründung von Diakonissenanstalten war die soziale Antwort von evangelischen Christen auf die Herausforderung, die die Industrialisierung im 19. Jahrhundert an die Gesellschaft stellte.
Moderne Medizin, die Pflege kranker und alter Menschen, die Ausbildung junger Menschen in sozialen und pflegerischen Berufen sind bis heute Schwerpunkte der Arbeit im diako, wie wir die Diakonissenanstalt jetzt nennen. Auch Gastfreundschaft und Spiritualität haben wir in unserem Haus bewahrt: Denn für uns stehen die Hilfesuchenden, die sich uns anvertrauen, im Mittelpunkt. Menschen, die sich für diakonische Berufe entscheiden, müssen noch immer überdurchschnittliches Engagement und hohe soziale und menschliche Kompetenz mitbringen. Die praktische, tätige Nächstenliebe auf der Grundlage des biblischen Menschenbildes und der christlichen Ethik ist aber heute wichtiger denn je: Wenn der wirtschaftliche Druck für die Arbeit im Gesundheitswesen und in der Pflege steigt, wird es gleichzeitig schwieriger, sich jedem Menschen individuell zuzuwenden.
Wir im diako achten daher auch auf gute Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden. Ich freue mich daher, dass sich jedes Jahr neu viele junge Menschen finden, die sich in sozialen Berufen ausbilden lassen und dann zusammen mit den bewährten erfahrenen Mitarbeitenden die Nächstenliebe erlebbar werden lassen. Aus Liebe zu den Menschen!