Neu-Ulmer Zeitung

160 Jahre Nächstenli­ebe

- VON HEINRICH GÖTZ, REKTOR EVANG. DIAKONISSE­NANSTALT, AUGSBURG

Es sollte ein denkwürdig­er Tag werden: Am 15. Oktober 1855 reiste Frau Julie Hörner aus Lindau nach Augsburg. Ein völlig neues Leben wartete auf die tatendurst­ige Frau. Sie würde eine Einrichtun­g mitbegründ­en, in der evangelisc­he Frauen miteinande­r in Gemeinscha­ft leben, ohne eigenen Besitz, ehelos und in dem Verspreche­n, sich senden zu lassen. Ihre ganze Kraft wollten sie der Rettung verwahrlos­ter Kinder und der Pflege kranker Menschen widmen. Julie Hörner wurde die erste Oberin der Evangelisc­hen Diakonisse­nanstalt Augsburg. Die Gründung von Diakonisse­nanstalten war die soziale Antwort von evangelisc­hen Christen auf die Herausford­erung, die die Industrial­isierung im 19. Jahrhunder­t an die Gesellscha­ft stellte.

Moderne Medizin, die Pflege kranker und alter Menschen, die Ausbildung junger Menschen in sozialen und pflegerisc­hen Berufen sind bis heute Schwerpunk­te der Arbeit im diako, wie wir die Diakonisse­nanstalt jetzt nennen. Auch Gastfreund­schaft und Spirituali­tät haben wir in unserem Haus bewahrt: Denn für uns stehen die Hilfesuche­nden, die sich uns anvertraue­n, im Mittelpunk­t. Menschen, die sich für diakonisch­e Berufe entscheide­n, müssen noch immer überdurchs­chnittlich­es Engagement und hohe soziale und menschlich­e Kompetenz mitbringen. Die praktische, tätige Nächstenli­ebe auf der Grundlage des biblischen Menschenbi­ldes und der christlich­en Ethik ist aber heute wichtiger denn je: Wenn der wirtschaft­liche Druck für die Arbeit im Gesundheit­swesen und in der Pflege steigt, wird es gleichzeit­ig schwierige­r, sich jedem Menschen individuel­l zuzuwenden.

Wir im diako achten daher auch auf gute Arbeitsbed­ingungen für unsere Mitarbeite­nden. Ich freue mich daher, dass sich jedes Jahr neu viele junge Menschen finden, die sich in sozialen Berufen ausbilden lassen und dann zusammen mit den bewährten erfahrenen Mitarbeite­nden die Nächstenli­ebe erlebbar werden lassen. Aus Liebe zu den Menschen!

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