Wollen Sie auch Tagesmutter werden?
Wer Kinder betreut, muss etliche Voraussetzungen erfüllen. Doch der Beruf hat auch Vorteile
München Jeden Morgen bringen Eltern ihre Kinder zu Winnie Dittberner. Fünf Jungen und Mädchen im Alter zwischen zwei und zweieinhalb Jahren verbringen dann den Vormittag bei der 41-jährigen Münchnerin. Sie passt auf sie auf, gibt ihnen zu essen und spielt mit ihnen. Seit sieben Jahren arbeitet Dittberner als Tagesmutter. Als solche muss sie nicht nur Spaß an der Kindererziehung haben, sondern sich auch mit rechtlichen Grundlagen auskennen.
Bevor Winnie Dittberner Tagesmutter wurde, arbeitete sie als Erzieherin in einem Heim für Kinder und Jugendliche. Sie sattelte um, um mehr zu Hause zu sein, um sich auch mehr um ihre eigenen Kinder kümmern zu können. Eine pädagogische Ausbildung ist aber keine Voraussetzung für den Beruf. Rund 45000 Kindertagespflegepersonen betreuen fremde Kinder in kleinen Gruppen im familiennahen Umfeld, oft im eigenen Haushalt. Nur rund 30 Prozent von ihnen haben Vorerfahrung aus Erziehungsberufen, sagt Eveline Gerszonowicz. Sie ist wissenschaftliche Referentin beim Bundesverband für Kindertagespflege. Die Mehrheit der Tagesmütter und Tagesväter sind Quereinsteiger.
Voraussetzungen gibt es trotzdem. Seit 2005 brauchen Tagesmütter und -väter in jedem Fall eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt. Um diese zu bekommen, muss man verschiedene Anforderungen erfüllen. Wichtig ist die sogenannte Grundqualifikation. In 160 Unterrichtsstunden lernen Quereinsteiger in einem Kurs die Grundlagen der Kindertagespflege. Entwicklungspsychologie und Kleinkindpädagogik stehen auf dem Stundenplan.
Neben der Grundqualifikation sind ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis sowie ein Gesundheitszeugnis Voraussetzungen. Außerdem prüft das Jugendamt die Räumlichkeiten, in denen man arbeiten möchte. In vielen Regionen sei außerdem die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs für Kleinkinder üblich, sagt Gerszonowicz. In manchen Bundesländern sei auch ein Hauptschulabschluss gefragt. Um die Pflegeerlaubnis zu behalten, müssen die Pflegepersonen regelmäßig Fortbildungen besuchen.
Kindertagespfleger arbeiten mit kleinen Kindergruppen. Bei Dittberner etwa beginnt der Tag, sobald alle Kinder angekommen sind, mit einem Morgenkreis. „Da singen wir Lieder, oder ich erzähle ihnen eine Geschichte mit Bildkarten“, erzählt die Tagesmutter. Mit der Pflegeerlaubnis dürfen bis zu fünf fremde Kinder betreut werden. Um den Beruf ausüben zu können, braucht es Einfühlungsvermögen. Jürgen Wursthorn von der Bundesagentur für Arbeit weist außerdem auf das hohe Verantwortungsbewusstsein hin, das bei Tagesmüttern und -vätern nötig ist. „Man muss Kenntnisse über die richtige Ernährung mitbringen und einen Blick für mögliche Gefahren haben.“
Was man in der Kindertagespflege verdient, variiert oft stark. „Wie viel man verdient, hängt davon ab, wie viele Kinder man betreut, wie viel Zeit man anbietet, und davon, in welcher Region man arbeitet“, sagt Eveline Gerszonowicz. Im Regelfall werden Tagespflegepersonen nicht direkt von den Eltern, sondern über das Jugendamt bezahlt. Laut Anne Mader liegt der Verdienst irgendwo zwischen 2,95 und 8 Euro pro Stunde und betreutem Kind. Mader ist beim Bildungsträger PME-Familienservice für die Kindertagespflege zuständig. Da viele Eltern von kleinen Kindern selbst in Teilzeit arbeiten, ist auch die Kindertagespflege oft ein Teilzeitberuf.
Für Winnie Dittberner war es vor allem das hohe Maß an Freiheit und Flexibilität, das sie zur Kindertagespflege gebracht hat. „Das Tolle an dem Beruf ist die Selbstständigkeit. Ich kann mir die Kinder aussuchen, ich kann mir die Eltern aussuchen, das ist mein Traumberuf“, sagt sie.