Neu-Ulmer Zeitung

Schlechte gute Zeiten

- Redaktion@nuz.de

Eigentlich könnte man ja ein wenig zynisch sagen: Zum Glück ist die Klinikkris­e jetzt eingetrete­n – und nicht vor sechs oder acht Jahren. Damals galt es noch, die Folgen der Weltwirtsc­haftskrise zu bewältigen. Die Kassen von Kommunen und Landkreis waren bei weiten nicht so gut gefüllt wie jetzt. Die Region boomt, nun wird der Ertrag der fetten Jahre eingefahre­n – und muss teilweise eben wieder ausgegeben werden, um das Finanzloch bei den Stiftungsk­liniken zuzuschauf­eln. Nur deshalb kann das ehrgeizige Vorhaben gelingen, das komplette Defizit der vergangene­n drei Jahre heuer komplett auszugleic­hen, ohne die Verschuldu­ng gleich drastisch nach oben zu treiben. Und es bleibt immer noch genügend Spielraum, um weiter Geld in die Bildung, sprich die Schulen zu stecken. Dort ist es gut angelegt, das weiß Landrat Thorsten Freudenber­ger als gelernter Lehrer nur zu gut.

Allerdings werden die Städte und Gemeinden dafür einen gewissen Blutzoll entrichten müssen, wenn die Kreisumlag­e tatsächlic­h um die geplanten drei Prozentpun­kte in die Höhe geht. Alleine Neu-Ulm hätte dann heuer 7,9 Millionen Euro mehr ans Landratsam­t zu überweisen als 2016. Senden träf es nach den Berechnung­en von Kreiskämme­rer Mario Kraft mit zwei Millionen extra und Illertisse­n mit immerhin noch 1,5 zusätzlich­en Millionen. Weil niemand gerne Extra-Ausgaben verbuchen möchte, appelliert der Landrat nicht nur an die Solidaritä­t der Städte und Gemeinden, sondern beschwört sogar die „kommunale Familie“, die in guten wie in schlechten Zeiten zusammenha­lten müsse.

Das scheint ganz besonders in Richtung der Kreis-Metropole Neu-Ulm gemünzt zu sein, die sich bekanntlic­h mit Scheidungs­gedanken trägt. Sie schultert mit den für heuer angepeilte­n 35,6 Millionen immerhin den Löwenantei­l der Kreisumlag­e und trägt damit bedeutend zum „Haushaltse­inkommen“dieser etwas in die Krise geratenen Kommunalfa­milie bei.

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