Warum Schlösser so faszinieren
Über 200 herrschaftliche Gebäude zählt der Bezirk Schwaben. Die meisten sind in Privatbesitz. Warum es heute schwierig ist, die historischen Bauten zu erhalten und wie sie genutzt werden
Herr Fassl, als Heimatpfleger des Bezirks Schwaben wissen Sie sicher exakt, wie viele Schlösser wir haben?
Wirkliche Schlösser haben wir im Bezirk Schwaben nach der Bayerischen Denkmalliste in den Landkreisen 206 und in den Städten zwölf. Ich betone dies so, da von vielen Menschen besonders prunkvolle Gebäude oft als Schlössle bezeichnet werden. Das müssen aber dann gar keine Schlösser sein.
Was darf sich denn Schloss nennen?
Ein Schloss war in der Vergangenheit ein herrschaftlicher Mittelpunkt und der Schlossherr hatte auch bestimmte Rechte. Das ging über das Obereigentum über Grund und Boden weit hinaus, indem er zum Beispiel auch die Gerichtsbarkeit innehatte. Es gehörten aber oft auch weitere Rechte wie das Quartierund das Steuerrecht dazu.
Und was ist der Unterschied zwischen Schloss und Burg?
Burg ist der ältere Begriff. Hier steht die Wehrhaftigkeit noch im Vordergrund. Im Mittelalter war Schlösser zu investieren und sich damit als besondere Klasse herauszuarbeiten. Damals bekam fast jedes Schloss noch Zubauten wie Türme oder Stufengiebel. Auch Herr von Stetten, der in Hammel ein Schloss hat, erzählte mir, dass damals eine Heirat in der Familie anstand und die Braut aus Schlesien sich einen schönen Turm wünschte. Und denken Sie an die Fabrikschlösser in Augsburg – auch Fabrikanten wollten im 19. Jahrhundert ein Schloss haben. Gibt es denn ein Schloss, dass Sie besonders interessant finden? Aber die meisten Schlösser stehen doch unter Denkmalschutz? Das heißt, ich muss strenge Auflagen beachten ...
Die meisten stehen unter Denkmalschutz, das stimmt. Und die Auflagen sind streng. Das muss jedem Schlossinteressenten klar sein: Mit einem Schloss kann ich nicht frei umgehen und etwa im Obergeschoss einfach einen Whirlpool einbauen. Vor allem muss ich mich auf die Geschichte des Gebäudes einlassen.
Gibt es viele Kaufinteressenten?
Also Schlange stehen sie nicht. Aber die Faszination Schloss ist da. So wurde Schloss Bissingen im Landkreis Dillingen von einem Naturwissenschaftler im Ruhestand erworben und perfekt hergerichtet. Das Ärzteehepaar Renner kaufte Hainhofen in Neusäß bei Augsburg und erhielt für die wunderbare Sanierung 2013 den Denkmalpreis. Im vergangenen Jahr haben wir Leopold Graf Fugger für die Sanierung von Markt Wald und die Besitzer von Schloss Bissingen ausgezeichnet.