Und plötzlich läuft der Sessellift
dem üppigen Mahl chauffiert Bogi die Gruppe im Geländewagen zum Pistenbully-Parkplatz am Hotel Molika. Den ausländischen Gästen bleibt damit der Gang zu Fuß durch das Geisterdorf erspart.
Dank Bogi und der Schneekatze ist man in weniger als 20 Minuten ohnehin in einer anderen Welt, in einer schneeweißen Winterlandschaft mit traumhaften Abfahrten. Steile Rinnen, Genusshänge, TreeSkiing – Brezovica hat von allem etwas zu bieten. Und was beim Skifahren in einem ehemaligen Kriegsgebiet auch nicht ganz unwichtig ist: Angst vor Landminen, so wird immer wieder versichert, braucht man keine zu haben.
Am Ende eines langen Skitags wartet Mentor Ukimeri am Ortseingang. Ukimeri arbeitet am Loyola-Gymnasium, einer deutschen Schule im nahe gelegenen Prizren. Auf der Autofahrt in die 180 000-Einwohner-Stadt, in der bis heute Bundeswehrsoldaten im Rahmen des Kfor-Einsatzes stationiert sind, erzählt der Sportlehrer von den Zeiten als Skilehrer in Brezovica, seinen eigenen Kindern, denen er angesichts der düsteren wirtschaftlichen Lage im Kosovo Ausbildungsplätze in Deutschland beschafft hat, und vom Krieg. Er werde den Deutschen für ihr Engagement in seinem Land für immer dankbar sein, sagt Ukimeri beim Rundgang durch die hübsche Altstadt von Prizren. „Ich wünsche mir, dass die Bundeswehrsoldaten nie abziehen – und dass mehr deutsche Touristen zu uns kommen.“
Am nächsten Morgen haben 20 Zentimeter Neuschnee Brezovica in makelloses Weiß gehüllt. Und dann bewegt sich plötzlich der Sessellift. Zum ersten Mal seit der Ankunft in Brezovica. Ohne jede Vorwarnung. Droht hier etwa Pisten-Konkurrenz? Besnik schmunzelt. „Don’t worry“, sagt er und steigt tiefenentspannt in die Schneekatze.
Tatsächlich, als die Gruppe im Pulverschnee den Hang hinabstaubt, stehen die Sessel schon wieder still.