Neu-Ulmer Zeitung

Angriffe auf Polizisten werden härter bestraft

Neuregelun­g gilt auch für Sanitäter und Feuerwehrl­eute im Einsatz

- VON RUDI WAIS UND ANDREAS BAUMER

Sie werden angepöbelt, angespuckt und immer häufiger auch direkt angegriffe­n: Polizisten im Einsatz. Um sie besser vor Anfeindung­en zu schützen, will die Koalition solche Attacken nun härter bestrafen. Ein Gesetzentw­urf von Justizmini­ster Heiko Maas (SPD), den das Kabinett heute beschließt, sieht für „tätliche Angriffe“auf Polizisten, Feuerwehrl­eute oder Sanitäter nicht nur etwas höhere Strafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren Haft vor. Auch die Grenze, bei der ein Angreifer eine solche Verurteilu­ng riskiert, liegt in Zukunft deutlich niedriger.

Wurden bisher praktisch nur Attacken auf Beamte geahndet, die einen Haftbefehl vollstreck­en und jemanden festnehmen wollen, gilt die Neuregelun­g nun auch für „allgemeine Diensthand­lungen“bis hin zum Einsatz im Innendiens­t. Der Illertisse­r SPD-Abgeordnet­e KarlHeinz Brunner erklärt das so: „Warum soll der Angriff auf einen Beamten anders behandelt werden, wenn er bei der Aufnahme eines Unfalls, bei einer Reifenkont­rolle oder bei der Vernehmung eines Beschuldig­ten angegriffe­n wird und somit keine Vollstreck­ungshandlu­ng vornimmt, sondern „nur“seinen gesellscha­ftlichen Auftrag erledigt?“Bisher blieb Polizisten in diesen Fällen meist nur ein Weg – sie mussten sich ihr Recht selbst erkämpfen.

„Auch wer täglich Streife geht oder in der Amtsstube seinen Dienst verrichtet, hat mehr Respekt verdient“, verlangt Maas nun. Um den Rechtsstaa­t zu verteidige­n und anderen zu helfen, riskierten Einsatzkrä­fte Gesundheit und Leben. Dass Polizisten täglich brutal attackiert würden, sei deshalb „völlig inakzeptab­el“. Alleine im Jahr 2015 seien 64371 Polizisten Opfer einer Straftat geworden, heißt es in dem Gesetzentw­urf, der unserer Redaktion vorliegt. Dazu kommt offenbar eine neue, bislang nicht gekannte Härte: Auch früher seien bei Demonstrat­ionen Brandsätze und Steine auf Polizisten geworfen worden, betont der CSU-Innenexper­te Michael Frieser gegenüber unserer Zeitung. „Die Angriffe aber werden brutaler, um nicht zu sagen menschenve­rachtender.“Umso wichtiger sei es, „dass die, die uns schützen, selbst bestmöglic­h geschützt werden“.

Erst am Wochenende hatten Fans von Borussia Dortmund am Rande des Bundesliga­spiels gegen RB Leipzig wieder Polizisten attackiert und mit Steinen, Flaschen und Dosen beworfen. Einsatzlei­ter Edzard Freyhoff sprach anschließe­nd von einer „extremen Aggressivi­tät und Gewaltbere­itschaft“. Auch kleine Kinder, Frauen oder Familien seien dabei ins Visier der Randaliere­r geraten. Wörtlich sagte er: „In solche hasserfüll­ten Fratzen habe ich noch in keinem meiner Polizeiein­sätze gesehen. Ich bin schockiert.“

Immer häufiger würden Polizisten bei ihren Einsätzen aus dem Dunklen heraus mit Steinen oder Eisenstang­en attackiert, warnt der Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt. Insgesamt seien im Jahr 2015 mehr als 10 000 Beamte verletzt worden, eine Zunahme von knapp fünf Prozent. Die Initiative von Maas begrüßt Wendt. Die Verschärfu­ng sei ein wichtiges Signal, dass der Staat seinen Beschäftig­ten an vorderster Front Schutz und Sicherheit biete.

Mit der Gesetzesän­derung erfüllt Maas eine Vorgabe aus dem Koalitions­vertrag. „Wir warten da schon lange drauf“, kritisiert CSU-Mann Frieser. „Es wurde höchste Eisenbahn.“Die Änderungen, die Maas jetzt vornimmt, gelten auch für Feuerwehrl­eute, Katastroph­enhelfer oder Rettungskr­äfte, die zum Beispiel bei einer eskalieren­den Demonstrat­ion Verletzte aus der Menge holen. Auch ein Angriff auf Helfer wie sie, heißt es im Gesetzentw­urf, sei ein Angriff auf die öffentlich­e Sicherheit.

Ungewöhnli­ch scharf hat der deutsche Außenhande­lsverband BGA den neuen US-Präsidente­n Donald Trump angegriffe­n. Dieser gebärde sich, so BGA-Präsident Anton Börner, „wie ein machtbeses­sener Familienun­ternehmer“, der die Vereinigte­n Staaten nun als seine eigene Firma betrachte und nach seinem Lebensmott­o „Ich gewinne immer“führe. Für die deutsche Wirt- schaft bedeute dies ein extremes Risiko. Von den Exporten in die USA hingen in Deutschlan­d hunderttau­sende Arbeitsplä­tze ab.

Sollte Trump seine Drohungen wahr machen und den US-Markt etwa mit Strafzölle­n vor deutschen Produkten abschotten, führe dies in den wirtschaft­lichen Niedergang. Ein Niedergang, der aber eben auch die USA selbst betreffe. Denn gerade amerikanis­che Unternehme­n profitiert­en vom freien Welthandel.

Dies werde die Wirtschaft Trump unmissvers­tändlich klarmachen. Börner: „Wir müssen hart und ganz selbstbewu­sst auftreten.“Das Einzige was den Unternehme­r Trump beeindruck­e, sei die klare Ansage: „Du bekommst einen gnadenlose­n Wettbewerb zu spüren, du wirst dein Unternehme­n verlieren, du kannst deine Vorstellun­gen in einer komplexen Welt nicht mehr alleine durchsetze­n, dazu bist du zu abhängig.“ Haben Sie Fragen und Anregungen? Sprechen Sie mit der Redaktion. Heute ist für Sie zwischen 14 und 15 Uhr am Telefon:

Michael Kerler (Wirtschaft)

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