Wirtschaft will neue Allianzen gegen Trump
Exportwirtschaft befürchtet eine „weltweite Abwärtsspirale“durch die Abschottungspolitik des US-Präsidenten
Die deutsche Exportwirtschaft steht so glänzend da wie nie zuvor – und gleichzeitig drohen ihr auch so viele Gefahren wie nie zuvor. Das größte Unheil droht vom neuen US-Präsidenten Donald Trump – glaubt zumindest Anton F. Börner. Der Familienunternehmer aus Ingolstadt ist Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistung, kurz BGA – und damit gewichtigste Stimme der mächtigen deutschen Exportwirtschaft.
Deutsche Produkte werden Börner zufolge nicht zuletzt durch den schwachen Euro in aller Welt so gern gekauft wie nie. Für das laufende Jahr rechne der BGA deshalb mit Ausfuhren im Wert von rund 1235 Milliarden Euro – das wären 2,5 Prozent mehr als 2016 und neuer Rekord. Doch dem Auslandsgeschäft drohen laut Börner gewaltige Risiken: etwa die Flüchtlingskrise, die anhaltende Terrorgefahr, Kriege im Nahen Osten und Nordafrika, die Euro-Schuldenkrise, der Brexit oder autokratische Tendenzen in der Türkei. Die Instabilität in vielen Teilen der Welt habe massiv zugenommen. Zu großen Investitionen Börner den exportorientierten deutschen Unternehmen im Moment jedenfalls nicht: „Da würde ich sagen, wartet bis nach der Bundestagswahl.“Und mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA sei nun „ein ganz spezielles Problem“für die Weltgemeinschaft dazugekommen. Ein Problem, das umso schwerer wiegt, da die deutsche Wirtschaft eng mit den USA verbandelt ist. Allein in der Region pflegen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben 600 Firmen aktive Geschäftsbeziehungen in die Vereinigten Staaten, ein Drittel davon mit eigener Präsenz in Amerika. Für den Freistaat sind die USA der größte einzelne Auslandsmarkt.
Ob Trump seine vollmundig angekündigte Politik der Isolierung und Abschottung des US-Marktes umsetzen könne, ist nach den Worten von Außenhandels-Experte Börner unklar – auch in der USrät Wirtschaft gebe es dagegen großen Widerstand. In der Region laufen die Geschäfte der IHK zufolge bisher noch normal.
Viele der von Trump angekündigten Maßnahmen, etwa die willkürliche Verhängung von Strafzöllen gegen einzelne Unternehmen oder Länder, würden laut Börner einen klaren Bruch geltender Handelsregeln darstellen. Doch er warnte davor, „Präsident Trump nicht ernst zu nehmen“. Politik und Wirtschaft müssten gegen den Abschottungskurs des neuen US-Präsidenten stark auftreten und harte Antworten formulieren.
Gerade Trumps Wähler würden durch Strafzölle auf Einfuhren massiv an Kaufkraft verlieren, sagt Börner. Protektionismus im Welthandel könne auch an den US-Börsen die Kurse sinken lassen. „Da die USAltersversorgung an den Börsen hängt, kann schließlich jeder Trump-Wähler, jeder Rentner an seinem Kurszettel und an der Höhe seiner Rente ablesen, wie aus dem Gewinner Trump ein Verlierer wird. Hier ist Trump verwundbar.“
Bei einem Handelskrieg der USA vor allem gegen China und Mexiko ergäbe sich für die deutsche Wirtschaft zunächst ein düsteres Bild. Würden etwa die Chinesen, die extrem stark von Exporten in die USA abhängen, künftig weniger einnehmen, könnten sie auch weniger deutsche Güter einführen. Am Ende könnte eine weltweite wirtschaftliche Abwärtsspirale stehen, warnt Börner.
Deutschland müsse vor diesem Hintergrund neue Allianzen schmieden – in Europa, Asien, Lateinamerika und Kanada. Zunächst einmal aber sei es wichtig, dass Europa „selbst wieder in Ordnung kommt“. Die EU müsse sich über ihre eigenen Ziele klar werden – sonst sei sie in Verhandlungen mit Trump von vornherein verloren. Die Chinesen könnten im Kampf gegen Trumps Abschottungspläne durchaus ein Verbündeter sein, so Börner. Er warnt allerdings vor allzu großen Zugeständnissen gegenüber China, das für Deutschland natürlich auch Konkurrent bleibe. Als natürliche Verbündete sieht Börner US-Unternehmen, in deren Interesse ein Handelskrieg keinesfalls sein könne: „Die USA sind die größte Exportnation.“Auch Google, Facebook oder Boeing würden unter Abschottung und Strafzöllen leiden – dies müsse Trump vor Augen geführt werden. (mit fino) Online-Abruf