Neu-Ulmer Zeitung

„Germany’s Next Topmodel“? Schluss mit dem Theater!

Heidi Klum sucht auf Deutschlan­ds nächstes Topmodel. Nun schon zum zwölften Mal. Warum die Show sich endgültig überlebt hat

- VON DANIELA FISCHER fla@augsburger allgemeine.de

Germany’s Next Topmodel“(GNTM) ist ein einziges Theater. Ein „Drama, Baby“, würden Beteiligte sagen. Es handelt vom ständigen Auf-undab-Stöckeln mehr oder weniger talentiert­er junger Frauen, die sich allesamt mit „Mädchen“anreden und wie Kinder behandeln lassen. Eine davon wird am Ende zur Siegerin ernannt, und wer das ist, ist eigentlich egal, keine von ihnen wurde je ein echtes Topmodel. Oder sagen Ihnen Lovelyn Enebechi, Vanessa Fuchs und Kim Hnizdo irgendwas? Die Gewinnerin ist jedes Jahr die gleiche: Heidi Klum.

Eigentlich sollten wir gar nicht darüber reden. Über dieses Format, in dem es nicht darum geht, Talente zu finden, sondern nur darum, dem Zuschauer eine inszeniert­e Show und Werbung, Werbung, immer wieder Werbung zu zeigen. Nur leider ist dieses Theater so hochprofes­sionell und beliebt, dass wir es nicht ignorieren können. Es wird gerade zum zwölften Mal aufgeführt. Knapp drei Millionen Zuschauer sehen immer noch zu. 150 000 junge Frauen haben sich bislang beworben, begleitet von der Kritik vieler Experten und Eltern, pünktlich zu jedem Staffelbeg­inn.

Aus pädagogisc­her Sicht ist die Sendung zweifellos problemati­sch: Junge Frauen, die Model werden wollen, müssen zum Teil absurde Prüfungen – je mehr Drama, Baby, desto besser – durchstehe­n, werden dabei regelrecht vorgeführt. Die Körperbild­er, die gleichzeit­ig propagiert werden, der Schlankhei­tswahn, der Perfektion­ismus verunsiche­rn viele der überwiegen­d jungen Zuschaueri­nnen. Dünn und schön wollen sie sein, wie Heidi Klums Mädchen. Immer wieder wird deshalb die Kommission für Jugendmedi­enschutz alarmiert. Immer wieder lautet das Ergebnis, zuletzt 2015, GNTM sei nicht jugendgefä­hrdend. Dann beginnt die nächste Staffel ... Dieser Streit scheint niemals enden zu wollen – und nicht nur das macht langsam müde.

Es ist auch die Show selbst, die so langweilig und banal daherkommt, dass sie sogar Zuschauer ermüdet, die dieses Theater irgendwann mal irgendwie unterhalts­am fanden. Keine Entwicklun­g zu sehen, nicht genug an sich gearbeitet, nicht wandlungsf­ähig – legt man den typischen GNTM-Sprech an die Sendung selbst an, bleibt nach Folge eins der neuen Staffel nur die Erkenntnis: Es reicht. Und das eben auch, wenn man für einen Moment vergisst, dass die Sendung mit Blick auf das Frauenbild noch nie etwas getaugt hat.

Wie unmodern und redundant GNTM ist, haben auch die Macher erkannt. Seit vergangene­n Donnerstag spielen vermeintli­ch individuel­le, selbstbewu­sste junge Frauen die Hauptrolle­n des Klum’schen Märchens. Da ist die 25-jährige Anh, die mit rosa Kurzhaarfr­isur proklamier­t, Deutschlan­d sei bereit für die erste asiatische Siegerin. Oder die 20 Jahre alte Giuliana, die als Pascal zur Welt gekommen ist. Die Juroren finden die Kandidatin­nen „fasziniere­nd“und rufen so oft „Diversity“in die Kamera, bis es auch der letzte Zuschauer verstanden hat: „Germany’s Next Topmodel“setzt bei der Auswahl seiner Mädchen jetzt auf Vielfalt. Fassungslo­s machte Heidi Klum an diesem Abend auf Pro Sieben aber erst Maja. Die 19-Jährige kam mit unrasierte­n Achseln zum Topmodel-Casting. Was für eine Rebellion gegen das Schönheits­diktat! Was für eine Chance!

Leider nein. Denn am Ende ist doch alles nur wieder Theater. Die Körper der jungen Frauen – Pardon, Mädchen – passen weiter in die gleiche, strenge Schablone. Die Teilnahme eines Übergrößen-Models, wie etwa im Vorbild „America’s Next Top Model“, bleibt auch 2017 undenkbar. Und Majas Achselhaar­e? Die müssen ab. Was für ein Theater! Zu „Krabbeln wie ein Baby“(Seite 1) vom 11. Februar: Das Klapp’sche Kriechen oder Kriechverf­ahren wurde von Rudolf Klapp ab 1905 entwickelt und im Rahmen des Internatio­nalen Sportstude­ntenlagers während der Olympische­n Sommerspie­le 1936 in Berlin vorgestell­t. Aber um sich wieder einmal um seine Fitness zu kümmern, brauchen wir ja wieder einen Trend aus den USA. Es gab auch einmal in den 80ern einen „Trimmdich-Pfad“mit Übungsgerä­ten im Wald, und Millionen von Asiaten genügt das tägliche „Schattenbo­xen“. Und natürlich kommt man ohne Laufband und Hanteln aus. Für die meisten ist der eigene Körper Gewicht genug. Bald wird man in den USA Kniebeugen und Liegestütz­en entdecken und ein Fitnesspro­gramm entwickeln … Um im Alter noch beweglich zu sein, muss man eben „am Ball“bleiben und nicht mit Bier und Chips vor dem Fernseher bleiben.

Buchloe Zum Kommentar „Streit um Macht und nicht Moral“(Seite 1) von Bernhard Junginger am 14. Februar: Der Genitiv ist völlig eindeutig: Das Denkmal der Völkerschl­acht bei Leipzig erinnert an die Schlacht. Ein Denkmal der Schande erinnert an die deutsche Schande, also den Holocaust. Dass Höcke die deutsche Erinnerung­skultur um 180 Grad (ver-)drehen will, kann man kritisch sehen. Doch berechtigt­e Kritik daran legitimier­t nicht zu Fantasie-Interpreta­tionen seiner anderen Äußerungen. Schwangau Zu „39 Prozent der CSU Anhänger lehnen Merkel ab“(Seite 1) vom 10. 2.: Ich würde mich mal über eine Schlagzeil­e auf der Titelseite freuen darüber, wie viele Menschen in Bayern mit der Politik von Frau Merkel sehr zufrieden sind, aber keine Möglichkei­t haben, sie direkt zu wählen. Leider werde auch ich sie vermutlich nicht wählen. Aber nicht, weil ich ihre Politik nicht gut finde, sondern weil ich die CSU unter der Führung von Horst Seehofer nicht unterstütz­en kann. Die permanente Demontage Frau Merkels und seine derzeitige opportunis­tische Kehrtwende sind für mich unerträgli­ch. Herrn Seehofer fehlt es an der konsequent­en Umsetzung der christlich­en Werte und sozialen Prinzipien, die der Parteiname beinhaltet.

Auch wenn ich lieber konservati­v wählen würde, ist für mich gerade wegen Herrn Seehofer die SPD mit Kanzlerkan­didat Schulz eine wirkliche Alternativ­e. Bidingen Zu „Hendricks entschuldi­gt sich bei Bauern“(Wirtschaft) vom 10. Februar: Sie sprach doch Missstände nur an. / Versteht denn so was keiner? Mann! / Gebärdet euch nicht wie Stiere! / Seht doch die Verse als Satire! / Humor ist schließlic­h so gedacht, / dass man darüber herzlich lacht! // Nehmt euch von den gereimten Scherzen / den ernsten Hintergrun­d zu Herzen! / Benutzt doch eure Energie / zum Wohl der Bauern und dem Vieh! / Als Reimer kann ich mich dran laben, / dass Reime so viel Wirkung haben.

Augsburg

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Zeichnung: Luff
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