Mord in der Abflughalle
Hat Nordkoreas Diktator seinen Halbbruder umbringen lassen? Die malaysische Polizei hat eine Frau verhaftet
Für den fülligen Mann mit der goldenen Rolex am Arm muss das anfangs alles Routine gewesen sein. Den Vier-StundenFlug von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur in die chinesische Sonderverwaltungszone Macau hatte Kim Jong Nam, ältester Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, schon viele Male gemacht. In beiden Städten besaß er Immobilien.
Vor dem Abflug um 10 Uhr morgens ging der 45-Jährige in Terminal 2 noch einige Geschäfte durch. Dann war es mit der Routine vorbei. Plötzlich seien zwei asiatisch aussehende Frauen, Ende 20, von hinten auf ihn zugekommen, berichteten am Mittwoch malaysische Zeitungen unter Berufung auf die Polizei. Eine habe Kim Jong Nam ein Tuch über Mund und Nase gedrückt. Andere wollen gesehen haben, wie ihm ein Spray ins Gesicht sprühte.
Eine der Frauen ist auf einem Foto einigermaßen genau zu erkennen. Die mutmaßliche Killerin trägt Rock und ein langärmliges T-Shirt – zynischerweise mit dem Aufdruck „LOL“. Das steht für „Laughing Out Loud“, was sich mit „laut gelacht“übersetzen lässt. Anschließend fuhren die zwei mit einem Taxi weg. Dem Fahrer zufolge gaben sie sich als Vietnamesinnen aus. Spekuliert wird darüber, dass es nordkoreanische Agentinnen waren. Im Lauf des Mittwochs gab es Gerüchte, dass die beiden Frauen Selbstmord begangen haben könnten. Am Abend meldete die Polizei jedoch, dass eine 28-jährige Frau mit einem vietnamesischen Pass festgenommen worden sei. Über Einzelheiten schwiegen sich die Behörden aus – wie so oft in diesem diplomatisch äußerst heiklen Fall.
Kim Jong Nam ging nach dem Überfall – der sich bereits am Montag schen Dynastie der Welt eine Zeit lang als potenzieller Nachfolger. Nach dem Tod des Vaters im Dezember 2011 wurde das jedoch Kim Jong Un, sein jüngerer Halbbruder.
In Nordkoreas Machtapparat spielte er aktuell keine Rolle mehr. Mehrmals wurden von ihm kritische Äußerungen über die Zustände in seiner Heimat kolportiert. Aber ein Regimegegner war er gewiss nicht. Seit der Hinrichtung seines Onkels Jang Song Thaek – bis dahin einer der engsten Berater von Kim Jong Un – soll er jedoch sehr in Sorge um sein Leben gewesen sein.
Doch warum hätte Nordkoreas Machthaber, wiewohl als brutal bekannt, seinen Halbbruder aus dem Weg räumen wollen? Kim Jong Nam lebte zuletzt überwiegend im Ausland, genoss nach Berichten südkoreanischer Medien das Leben. Südkoreas Geheimdienstchef Lee Byong Ho äußerte die Vermutung, Kim Jong Un habe sich von „Paranoia“leiten lassen, weniger von der Sorge um eine direkte Gefahr für seine Macht.
Zudem wird im Süden spekuliert, ein Anschlag könnte mit den Beziehungen zu China zu tun haben. Eine Theorie besagt, Kim Jong Uns größte Furcht sei gewesen, China wolle eine „Marionetten-Regierung“unter Kim Jong Nam etablieren.
Zuerst ist Jana Gessert gar nicht zu sehen. Die zierliche Frau verschwindet fast gänzlich hinter einem Strauß aus Strohhalmen, schwarzen, weißen, rot gestreiften. Sie hat ihren gesamten Messestand damit dekoriert, denn schließlich soll es ja heute vor allem um sie gehen: die bunten Bio-Röhrchen. Denn Gessert, 58 Jahre, schwarze Haare, offenes Lachen, verkauft keine gewöhnlichen Plastikhalme. Die Produkte, die sie gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Dominik Wagner herstellt, bestehen aus Papier, aus Kartoffelstärke oder tatsächlich aus Stroh. Bedruckt sind sie mit Lebensmittelfarbe, selbst die Verpackung, in der sie ausgeliefert werden, wird aus Zucker gefertigt, nicht aus Plastik.
Die Bio-Strohhalme des Unternehmens aus Raubling bei Rosenheim sollen eine nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Plastik-Röhrchen