Sie hatte keine Hoffnung mehr. Doch dann kam Mike
an ihr vorbeilaufen sah, glaubte sie zu sterben, wie sie später der Sport-Zeitschrift Runner’s World berichten sollte. Sie befürchtete, dass niemand ihr helfen würde. Doch dann kam Mike Materia, 33, ein Ex-Soldat mit drei Einsätzen im Irak, der nach seinem Armeedienst zur Feuerwehr in Boston gewechselt war. Nach den Explosionen an der Ziellinie rückten Rettungssanitäter, Notärzte und Feuerwehrleute aus ganz Boston am Tatort an, um die Opfer zu versorgen.
Materia legte Roseann Sdoia auf die Rückbank eines Polizei-Transporters, denn die Krankenwagen waren alle belegt. Er kniete sich während der Fahrt in die Klinik vor sie, damit sie nicht von der Bank fallen konnte. Sie fragte ihn, ob sie jetzt sterben müsse. „Nein, du stirbst nicht“, lautete die Antwort. Materia hielt ihre Hand. Er fragte sie nach ihrem Namen, um sie wach zu halten.
„Er hat mich am schlimmsten Tag meines Lebens gesehen“, sagt Sdoia heute. Am Tag nach dem Anschlag schaute Materia im Krankenhaus vorbei, wo die Ärzte Sdoias rechtes Bein von einer Stelle oberhalb des Knies an amputiert hatten. Als der Feuerwehrmann vom Klinikpersonal hörte, dass Sdoia trotz ihrer Verletzung überlebt hatte, war er überglücklich: „Die beste Nach- richt, die ich jemals bekommen habe“, nannte er es.
Sdoias Mutter sah schon in dieser ersten Zeit nach der Katastrophe etwas, was ihre Tochter nicht sehen konnte oder wollte. Der Feuerwehrmann sei ja schon sehr süß, sagte ihre Mutter im Krankenhaus. „Und ich gab zurück: ,Mensch Mama, ich bin gerade in die Luft gejagt worden’“, erinnert sich Sdoia. Aber Sdoias Mutter sollte recht behalten. Materia setzte seine Besuche