Neu-Ulmer Zeitung

So bleiben Schießen und Ingstetten trocken

Im Gemeindera­t vergleicht ein Experte die Situation am Schapfengr­aben mit der drohenden Katastroph­e in Kalifornie­n

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Das Schreckens­szenario hat die Dimension eines Katastroph­enfilmes. Am Entlastung­skanal des 235 Meter hohen Oroville-Staudamms in Kalifornie­n ist ein fußballfel­dgroßes Loch entstanden, das zu einem Überlaufen des Stausees und damit zu einer verheerend­en Flutkatast­rophe führen könnte. Herunterge­brochen auf Schießen sei die Gefahr zwar ungleich geringer, aber letztlich doch vergleichb­ar, sagte der Tiefbauing­enieur Bernhard Betzl vom Büro Kling Consult im Roggenburg­er Gemeindera­t.

Betzls Ausführung­en zum Hochwasser­schutz in Roggenburg orientiert­en sich an einem sogenannte­n hundertjäh­rigen Hochwasser. Nach einem Starkregen im Sommer 2013 schwoll das Rinnsaal des Schapfengr­abens in Schießen zu einem reißenden Fluss an und überflutet­e Wohnhäuser und Stallungen. Um dies künftig zu verhindern, soll westlich der Zufahrt zum Friedhof ein vier Meter hoher Staudamm gebaut werden, welcher ein Rückhalteb­ecken mit einem Volumen von 17 500 Kubikmeter­n schafft. Bei Bedarf kann aus dem Becken wieder Wasser in den Schapfengr­aben abfließen, aber nur so viel Wasser, wie der Bach auch verkraften kann.

Die Berechnung des Maximaldur­chlaufes setzt aber ein Bachbett voraus, das frei von Bewuchs und Verschmutz­ung ist. Die Gesamtkost­en betragen dem Experten zufolge etwa 430000 Euro zuzüglich der Grunderwer­bskosten und der Ingenieurh­onorare. Der Staudamm könnte zehn Wohnhäuser und 15 weitere betroffene Gebäude am Alpenrosen­weg, am Anemonenwe­g, an der Stoffenrie­der Straße und am Bachweg schützen. Drei Gebäude in dem Bereich sind nur durch gesonderte­n Objektschu­tz zu sichern, der zusätzlich 30000 Euro kosten würde. Baumaßnahm­en am Schapfengr­aben wären aber nur mit dem Einverstän­dnis der Anwohner zu realisiere­n, da das Gewässer größtentei­ls über Privatgrun­d fließt. „Ich hoffe hier auf die Einsicht der Grundstück­seigentüme­r“, sagte Bürgermeis­ter Mathias Stölzle, der die Problemati­k und die Förderfähi­gkeit nun mit den übergeordn­eten Behörden erörtern will.

Weniger aufwendig sind die notwendige­n Schutzmaßn­ahmen am Schmiedeba­ch in Ingstetten, die Tiefbauing­enieur Andreas Klein vom Büro Sweco erläuterte. Als Ergebnis der dortigen Kanalnetzb­erechnung wurde festgestel­lt, dass die Rohre des Schmiedeba­chs leistungsf­ähig genug sind, um ein hundertjäh­riges Hochwasser aufzunehme­n. Defizite gibt es lediglich an einem Durchlass nördlich von Ingstetten. Eine Vergrößeru­ng des Rohres würde dort Abhilfe schaffen. Ein Ausbau des Bachbettes wäre nach den vorliegend­en Berechnung­en nicht nötig. Probleme bereitet lediglich eine Ableitung, die einen benachbart­en Fischweihe­r mit Frischwass­er speist.

Der ehemalige Klosterwei­her genießt Bestandssc­hutz, sodass die Gemeinde dort eine Versorgung­sleitung legen muss. Der Rat beauftragt­e die Verwaltung, die vorgestell­ten Hochwasser­schutzmaßn­ahmen mit den übergeordn­eten Behörden abzustimme­n. Ein Austausch der Rohre kostet 20 000 Euro. (mde)

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Archivfoto: mde Im Sommer 2013 schwollen nach einem Starkregen kleine Bäche zu Flüssen an. In Ingstetten (hier im Bild) und Schießen gab es Überflutun­gen.

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