Neu-Ulmer Zeitung

Lohnt sich ein Bausparver­trag noch?

Hunderttau­sende Bausparer fragen sich nach dem Urteil des Bundesgeri­chtshofs, ob sie sich nach neuen Geldanlage­n umsehen müssen. Wie es für die Betroffene­n nun weitergeht

- VON ANDREAS BAUMER

Es ist ein Urteil, das bei Verbrauche­rschützern und Sparern viel Unverständ­nis hervorgeru­fen hat. Am Dienstag entschied der Bundesgeri­chtshof, dass etwa 250 000 Kündigunge­n, die Bausparkas­sen gegen Kunden ausgesproc­hen hatten, rechtens seien. Seitdem fragen sich etliche Sparer, welche Folgen das Urteil für sie hat und was sie mit ihrem Geld jetzt tun sollen.

Wer ist von dem Urteil überhaupt betroffen?

Kunden, die auch nach zehn oder mehr Jahren ihr Bauspardar­lehen nicht in Anspruch genommen, sondern stattdesse­n die meist lukrativen Zinsen von drei bis vier Prozent weiterkass­iert haben. Das betreffe vor allem Verträge, die in den 1990er Jahren abgeschlos­sen wur- sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest.

Viele Verträge wurden schon aufgelöst, weitere Kündigunge­n könnten folgen. Was können Kunden dagegen tun?

Sie sollten die Kündigung in jedem Fall eingehend prüfen, empfiehlt Sascha Straub von der Verbrauche­rzentrale Bayern. Würden Zweifel an der Rechtmäßig­keit der Kündigung aufkommen, sollten sich die Kunden umgehend wehren. Sie könnten schriftlic­h Widerspruc­h einlegen oder einen Fachanwalt konsultier­en. Straub schließt nicht aus, dass Bausparkas­sen versuchen könnten, Verträge aufzulösen, die nicht vom Urteil gedeckt sind. „Man muss mit allem rechnen“, sagt der Experte. Die Verbrauche­rzentrale bietet deshalb nicht nur eine rechtliche Einschätzu­ng an, sondern stellt auf ihrer Homepage auch Musterbrie­fe zur Verfügung.

Oft bieten Bausparkas­sen Alternativ­verträge an. Sollten Kunden darauf eingehen?

Straub rät zu Vorsicht. Kunden sollten sich genau informiere­n, was Bausparkas­sen anbieten. Sie müssten davon ausgehen, dass die neuen Verträge schlechter­e Bedingunge­n haben als alte. Sparer sollten sich deshalb von unabhängig­er Stelle beraten lassen.

Wann könnten sich neue Bausparver­träge noch lohnen?

Als reine Geldanlage seien Bausparver­träge aktuell nicht sinnvoll, sagt Straub. „Zurzeit wären die anfallende­n Gebühren und Verwaltung­skosten höher als die zu erwartende­n Zinsen.“Die liegen je nach Bausparkas­se derzeit bei 0,1 bis ein Proden, zent. Als Anlage für eine Immobilie würden sich Bausparver­träge jedoch noch immer rechnen, entgegnet Alexander Nothaft vom Verband der privaten Bausparkas­sen. Nirgendwo anders seien zurzeit die Zinssätze für Baudarlehe­n so niedrig. Diese bewegen sich je nach Bausparkas­se in etwa zwischen 1,5 und drei Prozent.

Wo könnten Sparer ihr Geld sonst noch anlegen?

Straub empfiehlt, bei den aktuell niedrigen Zinsen Erspartes zwischen sicheren Anlagen wie Tagesund Festgeld und Investment­fonds oder Aktien zu streuen. Der Experte hält es aber für schwierig, einen gleichwert­igen Ersatz für die lukrativen Altverträg­e zu finden. „Drei bis vier Prozent für eine vergleichs­weise konservati­ve Anlage gibt der Markt aktuell kaum her.“ Die SPD will die Begrenzung von Managergeh­ältern voranbring­en. „Maß und Mitte müssen auch in den Vorstandse­tagen wieder Einzug halten“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann bei der Vorstellun­g eines Gesetzentw­urfs der Sozialdemo­kraten. Bei der Union stieß dieser allerdings auf Kritik, sie will sich auf mehr Transparen­z bei der Festsetzun­g der Spitzenbez­üge beschränke­n. Die Pläne der SPD sehen unter anderem vor, dass Aktiengese­llschaften und vergleichb­are Kapitalges­ellschafte­n den variablen Teil des Managergeh­alts nur noch bis 500 000 Euro im Jahr steuerlich absetzen können. Bei Ruhegehält­ern soll die Beitragsbe­messungsgr­enze der Rentenvers­icherung als Obergrenze für die Absetzbark­eit gelten. Die Unternehme­n könnten demnach zwar höhere Vergütunge­n zahlen, diese würden dann aber nicht mehr über den Steuerabzu­g „von der Allgemeinh­eit mitfinanzi­ert“, heißt es in der Begründung zu dem Entwurf. Die angeschlag­ene Modekette Tom Tailor hat im vergangene­n Jahr rote Zahlen geschriebe­n. Unter dem Strich fuhr das Unternehme­n im vergangene­n Jahr einen Verlust von rund 73 Millionen Euro ein. Das Modeuntern­ehmen hatte zuletzt seinen Sparkurs verschärft und die Schließung von bis zu 300 Filialen eingeleite­t. „Wir trennen uns Schritt für Schritt von Altlasten“, sagte Interims-Vorstandsc­hef Heiko Schäfer. Damit seien für das Jahr 2016 finanziell­e Einschnitt­e verbunden gewesen.

 ?? Symbolbild: dpa ?? Lange waren Bausparver­träge für viele Deutsche eine der letzten Zinsparadi­ese in schwierige­n Zeiten. Jetzt entschied der Bundesgeri­chtshof, dass hunderttau­sende Kündi gungen von lukrativen Altverträg­en seitens der Bausparkas­sen rechtmäßig seien. Was...
Symbolbild: dpa Lange waren Bausparver­träge für viele Deutsche eine der letzten Zinsparadi­ese in schwierige­n Zeiten. Jetzt entschied der Bundesgeri­chtshof, dass hunderttau­sende Kündi gungen von lukrativen Altverträg­en seitens der Bausparkas­sen rechtmäßig seien. Was...

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