Neu-Ulmer Zeitung

Die Tücken der Groß-Projekte

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Der Bau des militärisc­hen Transportf­lugzeuges A400M zeigt auf abschrecke­nde Weise, wie GroßProjek­te in Deutschlan­d zur GroßKatast­rophe werden. Damit reiht sich der Flieger in die Pannenseri­e vom neuen Berliner Flughafen bis zur Elbphilhar­monie ein.

Der Fall des Fliegers ist lehrreich. Denn er zeigt sinnbildha­ft die wohl größte Schwäche unserer starken Wirtschaft­snation. In das Projekt floss der deutsche Charakterz­ug des Perfektion­ismus überreichl­ich ein. Der A400M war als Fluggerät gedacht, das die Transall-Maschinen ablöst und Soldaten samt Gerät schnell und sicher etwa in Krisengebi­ete bringt. Mit den Jahren erwachten immer neue Wünsche der Luftwaffe, aber auch des Hersteller­s.

Der A400M sollte als Eier legende Wollmilchs­au alles können: knapp über dem Boden fliegen, auf unwegsamen Gelände landen können, einen guten Schutz für Soldaten bieten und in der Lage sein, möglichst viel Ladung zu stemmen. Durch permanente Nachforder­ungen kamen Chaos und Zusatzkost­en in das immer komplexere und damit kaum noch vernünftig zu managende Vorhaben. Es gab zu viele Schnittste­llen, also Unterauftr­aggeber wie Triebwerks­bauer. Das macht Entwicklun­gsprozesse störanfäll­ig. Die Zeche zahlen in diesem bizarren Fall Steuerzahl­er und Airbus.

Um Rüstung bezahlbare­r zu machen, sollte gelten: Weniger ist mehr. Einmal geplant, muss es ein Verbot für permanent neue Änderungsw­ünsche geben. Am Ende kann das Flugzeug weniger, es fliegt aber zuverlässi­g und spart Kosten.

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