Neu-Ulmer Zeitung

Abschied vom Lotto-Toto

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Lotto-Toto-Läden haben ausgedient. Im Stadtbild werden sie entweder von Matratzen-Discounter­n oder Spielautom­aten-Sammelsuri­en ersetzt. Bitter ist diese Entwicklun­g vor allem für alternde Fußballsta­rs.

Sich während der Karriere um das Leben nach der Laufbahn zu kümmern, gelingt den wenigsten Spitzenkic­kern. Der alltäglich­e Stress zwischen hartem Trainingsa­lltag, Besuch des lokalen Tattoo-Künstlers und Latte-Macchiato-Schlürfen im Szene-Café lässt eine berufliche Weiterbild­ung im Grunde nicht zu.

Weil aber auch der Alltag nach dem Abschiedss­piel gefüllt werden will und manch Konto aufgrund verlustrei­cher Investitio­nen in OstImmobil­ien einen Sololauf in den Soll-Bereich hingelegt hat, galt die Lotto-Bude als vernünftig­e Altersvors­orge. Ebenfalls hoch im Kurs stand neben der Teilhabers­chaft an einem Autohaus die Tätigkeit als ständiger Stargast bei Supermarkt­Eröffnunge­n. Die eigene Popularitä­t als Einkommens-Quelle.

Mittlerwei­le hat sich die fußballeri­sche Ruhestands­planung gewandelt. Erstrebens­werte Berufsbild­er unterliege­n Trends. So wie viele Schulabgän­ger „irgendwas mit Medien“erlernen wollen, ist für Kicker am Ende der aktiven Karriere „irgendwas mit Bällen“attraktiv. Ihnen kommt das aufgebläht­e Geschäft zugute. Ob TV-Experte, Trainer eines Viertligis­ten oder Spielerber­ater – das Feld ist weit und ertragreic­h.

Am interessan­testen sind freilich jene Lebenswege, die eine unerwartet­e Abzweigung nehmen. Es muss ja nicht jeder so weit treiben wie der ehemalige Bayern-Spieler Jupp Kapellmann. Der praktizier­t seit einigen Jahren als promoviert­er Mediziner in Saudi-Arabien und spricht arabisch als mittlerwei­le fünfte Fremdsprac­he.

Manuel Friedrich hingegen hat sich auch dem Fußball ab-, kleineren Bällen allerdings zugewandt. Früher kickte er für Leverkusen und Borussia Dortmund, absolviert­e neun Länderspie­le. Nun lässt er sich zum Golflehrer ausbilden. Bereiste er vor wenigen Jahren die Kathedrale­n des europäisch­en Fußballs, steht er heute täglich auf der Anlage des GC Hubbelrath.

Das ist zufriedens­tellender, als der Rentnerin erklären zu müssen, dass ihre sechs Zahlen mal wieder nicht gezogen wurden, sie das nächste Mal aber garantiert Glück haben wird. Friedrich bleibt automatisc­h in Kontakt mit ehemaligen Kollegen, die ja alle regelmäßig den Schläger in die Hand nehmen. Sie zahlen, er kassiert. Friedrich hat den Schwung mit in seine zweite Karriere genommen. Das gelingt den wenigsten Profis.

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Foto: Ralf Lienert Mit Feuerwerk, Ballett und Schnee wurde die nordische Ski WM in Lahti am Mittwochab­end eröffnet. Auf der Medal Award Plaza im Herzen der Stadt, dort also, wo in den kommenden Tagen Gold , Silber und Bronzemeda­illen umgehängt werden, stimmten sich...
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Manuel Friedrich
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