Abschied vom Lotto-Toto
Lotto-Toto-Läden haben ausgedient. Im Stadtbild werden sie entweder von Matratzen-Discountern oder Spielautomaten-Sammelsurien ersetzt. Bitter ist diese Entwicklung vor allem für alternde Fußballstars.
Sich während der Karriere um das Leben nach der Laufbahn zu kümmern, gelingt den wenigsten Spitzenkickern. Der alltägliche Stress zwischen hartem Trainingsalltag, Besuch des lokalen Tattoo-Künstlers und Latte-Macchiato-Schlürfen im Szene-Café lässt eine berufliche Weiterbildung im Grunde nicht zu.
Weil aber auch der Alltag nach dem Abschiedsspiel gefüllt werden will und manch Konto aufgrund verlustreicher Investitionen in OstImmobilien einen Sololauf in den Soll-Bereich hingelegt hat, galt die Lotto-Bude als vernünftige Altersvorsorge. Ebenfalls hoch im Kurs stand neben der Teilhaberschaft an einem Autohaus die Tätigkeit als ständiger Stargast bei SupermarktEröffnungen. Die eigene Popularität als Einkommens-Quelle.
Mittlerweile hat sich die fußballerische Ruhestandsplanung gewandelt. Erstrebenswerte Berufsbilder unterliegen Trends. So wie viele Schulabgänger „irgendwas mit Medien“erlernen wollen, ist für Kicker am Ende der aktiven Karriere „irgendwas mit Bällen“attraktiv. Ihnen kommt das aufgeblähte Geschäft zugute. Ob TV-Experte, Trainer eines Viertligisten oder Spielerberater – das Feld ist weit und ertragreich.
Am interessantesten sind freilich jene Lebenswege, die eine unerwartete Abzweigung nehmen. Es muss ja nicht jeder so weit treiben wie der ehemalige Bayern-Spieler Jupp Kapellmann. Der praktiziert seit einigen Jahren als promovierter Mediziner in Saudi-Arabien und spricht arabisch als mittlerweile fünfte Fremdsprache.
Manuel Friedrich hingegen hat sich auch dem Fußball ab-, kleineren Bällen allerdings zugewandt. Früher kickte er für Leverkusen und Borussia Dortmund, absolvierte neun Länderspiele. Nun lässt er sich zum Golflehrer ausbilden. Bereiste er vor wenigen Jahren die Kathedralen des europäischen Fußballs, steht er heute täglich auf der Anlage des GC Hubbelrath.
Das ist zufriedenstellender, als der Rentnerin erklären zu müssen, dass ihre sechs Zahlen mal wieder nicht gezogen wurden, sie das nächste Mal aber garantiert Glück haben wird. Friedrich bleibt automatisch in Kontakt mit ehemaligen Kollegen, die ja alle regelmäßig den Schläger in die Hand nehmen. Sie zahlen, er kassiert. Friedrich hat den Schwung mit in seine zweite Karriere genommen. Das gelingt den wenigsten Profis.