Neu-Ulmer Zeitung

Weniger Wohnungsei­nbrüche

Erstmals seit Jahren sank 2016 die Zahl der Fälle deutlich. In Bayern bleibt das Einbruchsr­isiko am niedrigste­n. Was steckt hinter dieser positiven Entwicklun­g?

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Seit fast einem Jahrzehnt ist die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in Deutschlan­d kontinuier­lich gestiegen. Besonders groß war der Sprung im Jahr 2015, als die Polizei 15 000 Einbrüche mehr und damit eine Steigerung von fast zehn Prozent registrier­te. Doch im vergangene­n Jahr scheint sich diese Entwicklun­g ins Positive zu drehen. Das zeigen die bislang veröffentl­ichten Zahlen und Einschätzu­ngen der Bundesländ­er.

So waren es in Nordrhein-Westfalen, dem Land mit der höchsten Zahl an Einbrüchen, im vergangene­n Jahr 10 000 Fälle weniger (fast 16 Prozent). Einen deutlichen Rückgang meldet auch Hessen mit minus 10,3 Prozent. Niedersach­sen und BadenWürtt­emberg erwarten leicht sinkende Zahlen. Kleinere Länder, wie das Saarland und Hamburg, berichten von einem starken Rückgang. Die bundesweit­en Daten gibt das Innenminis­terium im Mai bekannt.

Bayern rechnet mit Zahlen „in etwa auf Vorjahresn­iveau“, sagt Michael Siefener vom Innenminis­terium. Das ist keine schlechte Nach- richt, denn 2015 war die Zahl der Wohnungsei­nbrüche im Freistaat schon deutlich um fast neun Prozent auf 7490 gesunken. Bayern ist damit das Bundesland mit dem geringsten Einbruchsr­isiko. Während hier 59 Einbrüche pro 100 000 Einwohner verzeichne­t wurden, lag der bundesweit­e Durchschni­tt mehr als dreimal so hoch (206), im als „Einbrecher­paradies“verrufenen NRW lag dieser Wert sogar beim Sechsfache­n (354).

Wenn Einbrecher ins Haus kommen, hat das für die Opfer meist er- hebliche materielle und psychische Folgen. Zudem leidet das subjektive Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g. Daher beschäftig­t dieses Thema Polizei und Innenpolit­iker seit Jahren. Bisher hatten sie mit ihrem Kampf gegen Einbrecher jedoch wenig Erfolg. Dem Rekordwert von 227 000 Einbrüchen nach der Wiedervere­inigung im Jahr 1993 folgte zunächst ein Absinken auf den Tiefststan­d von 106 000 im Jahr 2006. Doch seit 2008 steigen die Zahlen ständig. Das scheint sich nun zu ändern.

Bei den Erklärunge­n für diese Trendwende argumentie­ren die Sicherheit­sexperten der Länder ähnlich. Sie sehen vor allem zwei Gründe für den Rückgang der Einbruchsz­ahlen. Zum einen hat die Polizei ihren Kampf gegen mobile Einbrecher­banden, die oft aus (Süd-)Osteuropa kommen, intensivie­rt und meldet mehr Festnahmen. Bayern macht außerdem gute Erfahrunge­n mit der Einbruchs-Prognoseso­ftware „Precobs“. In den Testgebiet­en München und Nürnberg gab es weniger Wohnungsei­nbrüche und mehr Täterfestn­ahmen. Spannend wird die Frage, ob 2016 auch die Aufklärung­squote gestiegen ist. Sie dümpelte zuletzt bei knapp 16 Prozent.

Zum anderen scheitert inzwischen fast jeder zweite Einbruchsv­ersuch. Das liegt daran, dass die Bürger ihre Häuser besser sichern. Für diese einfachen Umbauten oder zusätzlich­en Verriegelu­ngen gibt es mittlerwei­le staatliche Zuschüsse von bis zu 1500 Euro. Und die Nachbarn seien ebenfalls aufmerksam­er geworden. Die jahrzehnte­lange Prävention­sberatung der Polizei scheint Wirkung zu zeigen. In der Nacht auf Montag werden die renommiert­esten Filmpreise vergeben: die Oscars. Wir spekuliere­n auf dem schon mal.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany