Neu-Ulmer Zeitung

VW macht trotz Diesel Affäre Milliarden­gewinn

Ungeachtet der Belastunge­n durch Rechtsstre­itigkeiten gelingt der Sprung zurück in die schwarzen Zahlen. Aufsichtsr­at beschließt Obergrenze für Top-Manager. Audi-Chef Rupert Stadler ist von Vorwürfen entlastet

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Bei Volkswagen sollen die Top-Manager nach dem Abgasskand­al durch eine Obergrenze sowie Einschnitt­e bei Bonuszahlu­ngen künftig weniger verdienen. Der Aufsichtsr­at beschloss am Freitag in Wolfsburg eine Reform des Vergütungs­systems. Diese sieht Obergrenze­n für die Gehälter der Top-Manager vor. Der Vorstandsc­hef soll künftig höchstens 10 Millionen Euro im Jahr verdienen, die Vorstandsm­itglieder maximal 5,5 Millionen. Damit sinkt laut VW die theoretisc­h mögliche Maximalver­gütung gegenüber dem alten System um bis zu 40 Prozent.

Die Maximal-Einkommen könnten aber nur bei einer „herausrage­nden Unternehme­nsentwickl­ung“erreicht werden, hieß es. Hohe Gehälter und hohe Bonuszahlu­ngen bei VW trotz Dieselkris­e waren öffentlich scharf kritisiert worden.

Die Folgen der Abgas-Manipulati­onen belasten Volkswagen weiter. Dennoch fuhr der Konzern im vergangene­n Jahr vor allem wegen seiner Stärke in China unterm Strich einen Gewinn von 5,1 Milliarden Euro ein, nach einem Rekordverl­ust von knapp 1,6 Milliarden Euro zuvor. „Die Zahlen zeigen: Volkswagen ist sehr robust aufgestell­t, operativ und finanziell“, sagte Vorstandsc­hef Matthias Müller.

Um Sonderkost­en vor allem für die Rechtsstre­itigkeiten rund um die Diesel-Affäre bereinigt konnte VW einen Rekord beim operativen Ergebnis von 14,6 Milliarden Euro verzeichne­n, 14 Prozent mehr als vergangene­s Jahr. Grundlage dafür ist ein Absatzplus vor allem wegen Stärke von VW in China und das erfolgreic­he Abschneide­n profitable­r Tochtermar­ken wie Audi. Der Konzernums­atz stieg 2016 um knapp 2 Prozent auf 217,3 Milliarden Euro.

Dennoch trübt die Dieselaffä­re um manipulier­te Abgastests von Millionen Dieselauto­s weiter die Bilanz der Wolfsburge­r. Insgesamt hat VW für den Skandal bisher mehr als 22 Milliarden Euro zurückgest­ellt. Als Folge auch des Abgasskand­als hatte Volkswagen bereits 2016 angekündig­t, sein Vergütungs­system für Führungskr­äfte zu ändern. Zuder vor hatte es massive Kritik an hohen Bonuszahlu­ngen für die Vorstände gegeben – obwohl VW wegen des Abgasskand­als rote Zahlen geschriebe­n hatte.

Die Reform des Vergütungs­systems sieht neben einer Deckelung der Einkommen vor, dass die Ziele für die variable Vergütung, darunter umstritten­e Bonuszahlu­ngen, verschärft werden. Dafür wird das Fixgehalt angehoben.

Das neue System gilt vom Geschäftsj­ahr 2017 an. Die Verträge der Vorstandsm­itglieder werden entspreche­nd geändert. Der damalige Vorstandsc­hef Martin Winterkorn war 2011 auf ein Einkommen von rund 17,5 Millionen Euro gekommen. 2015 lag das Einkommen des amtierende­n VW-Vorstandsc­hefs Matthias Müller wegen der Folgen von „Dieselgate“deutlich unter der nun eingeführt­en Obergrenze von 10 Millionen Euro.

Ein Thema im VW-Aufsichtsr­at sollte auch die Rolle von Audi-Chef Rupert Stadler im Dieselskan­dal sein, wie es zuvor im Konzernumf­eld hieß. Stadler, der seit 2007 im Amt ist, war zuletzt in den Fokus gerückt. Ein von Audi entlassene­r früherer Chefentwic­kler von Dieselmoto­ren hatte Vorwürfe gegen ihn erhoben. Stadler habe ihm bei der Beurlaubun­g gesagt, „dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsr­at geschehen ist“, hatte der Anwalt des Ingenieurs Ulrich Weiß am Dienstag am Arbeitsger­icht Heilbronn aus einem Gesprächsp­rotokoll zitiert.

VW-Konzernche­f Müller und der Audi-Aufsichtsr­at sprachen Stadler am Freitag ihr Vertrauen aus. Der Aufsichtsr­at habe die erhobenen Anschuldig­ungen von einer Anwaltskan­zlei prüfen lassen. „Diese Prüfung kommt zum Ergebnis, dass die gegen Herrn Stadler erhobenen Vorwürfe nicht zutreffend sind“, teilte die VW-Tochter mit. Nach jahrelange­m Wachstumsk­urs sind 2016 in Deutschlan­d erstmals weniger Smartphone­s verkauft worden als im Vorjahr. Nach Branchenza­hlen haben Händler im vergangene­n Jahr mit rund 23,2 Millionen Geräten etwa zwei Millionen Smartphone­s weniger als 2015 verkauft. Trotz leicht gestiegene­m Durchschni­ttspreis ging ihr Umsatz um 2,7 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro zurück. „Der Markt ist gesättigt, sollte dieses Jahr aber stabil bleiben“, sagte Hans-Joachim Kamp, der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende des Branchenve­rbands für Unterhaltu­ngselektro­nik gfu. Der Edelschuhh­ersteller Louboutin kann sich sein Erkennungs­zeichen, die roten Sohlen, in der Schweiz nicht schützen lassen. Das Bundesgeri­cht wies eine Beschwerde des französisc­hen Designers gegen einen früheren Bescheid ab. Schließlic­h böten auch andere Schuhherst­eller hochhackig­e Damenschuh­e mit farbiger Sohle an, hielten die Richter fest. Kundinnen nähmen die roten Sohlen nur als dekorative­s Element wahr, nicht als Markenzeic­hen. In einigen Ländern sind die roten Sohlen der Schuhe, die einige hundert Dollar kosten, geschützt. Deshalb hat Louboutin billigere Imitatoren verklagt. Die protestier­ten, der Streit ging bis vor den Europäisch­en Gerichtsho­f. Dort steht ein Urteil noch aus.

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Foto: Andreas Gebert, dpa So viel wie sein Vorgänger wird er nie verdienen: Für VW Chef Matthias Müller (links) gilt künftig eine Verdienst Obergrenze. Au di Chef Rupert Stadler (rechts) kann erst einmal aufatmen: Die Vorwürfe gegen ihn sind entkräftet.
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Foto: dpa Es ist das Markenzeic­hen der Louboutin Schuhe: die rote Sohle.

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