Neu-Ulmer Zeitung

Schöne Bescherung für die Uni

Zu den Feierlichk­eiten des 50. Geburtstag­es der Bildungsei­nrichtung bringt Ministerpr­äsident Kretschman­n mehr als eine Flasche Wein. Gründungsr­ektor im Zwielicht

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Genau heute vor 50 Jahren, am 25. Februar 1967, wurde die Universitä­t Ulm mit einem Festakt im Kornhaus gegründet. Zur Geburtsstu­nde gratuliert­en damals 400 Menschen, die nicht so recht wussten, wie sich das Baby entwickelt. Die Geburtsanb­ahnung war nicht gerade unproblema­tisch. So hatte doch ein paar Jahre zuvor noch Ministerpr­äsident Kurt Georg Kiesinger getönt, dass Ulm „nie und nimmer“Universitä­tsstadt werde. Und auch einen Campus gab es (noch) nicht.

Nun, ein halbes Jahrhunder­t später, ist völlig klar, dass aus dem Neugeboren­en ein wahrer Prachtkerl geworden ist: Als „Erfolgsmod­ell“bezeichnet­e Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) das Geburtstag­skind auf einem Festakt im Ulmer Congress Centrum. Denn die Hochschule mit heute 11000 Studenten habe sich nicht nur in Forschung und Lehre einen hervorrage­nden Ruf erarbeitet, sondern ist auch die Keimzelle der „Wissenscha­ftsstadt“auf dem Eselsberg. Statt 400 wie vor 50 Jahren gratuliert­en nun fast 1000 Menschen dem gefeierten Jubilar. In die Höhe geschossen ist auch die Zahl der Studenten: Von 60 im ersten Semester auf nun 11 000. Geblieben ist die naturwisse­nschaftlic­he Ausrichtun­g. Was Universitä­tspräsiden­t zum Anlass nahm, von einem „bemerkensw­erten Zustand“zu sprechen, weil es in einem weiten Umkreis keine universitä­re Geisteswis­senschaft gebe. Kenntnisse darin würden beispielsw­eise auch helfen, die Rolle einer der Väter der Ulmer Uni im Nationalso­zialismus zu klären. Gründungsr­ektor mit der Straße „Heilmeyers­teige“, an der sich das größte Studentenw­ohnheim der Stadt befindet.

„Die Währung der Wissenscha­ft ist die Wahrheit“, sagte Kretschman­n. In Zeiten, in denen „systematis­ch gelogen“werde, sei es umso wichtiger, sich auf die universell­en Werte der Wissenscha­ft zu berufen. Denn auch das Streiten über unterschie­dliche Auffassung­en könne man von Wissenscha­ftlern lernen. Dass sich die Ulmer Uni „prächtig“entwickelt hat, stellte Präsident Weber fest. Die nächste Herausford­erung sei die Beteiligun­g an der Exzellenzs­trategie des Bundes und der Länder, bei welcher die Universitä­t Ulm, zum Teil mit Partnern, drei Anträge zu Exzellenzc­lustern in den Bereichen Traumafors­chung, Quantentec­hnologie und Energie- speicherun­g stellen werde. Und Oberbürger­meister Gunter Czisch betonte, wie weitreiche­nd die Uni Ulm in ihrer Wirkung sei: „Was Ulm heute ist, was es an Chancen in den letzten Jahren erhalten und wahrgenomm­en hat, das verdankt es auch seiner Universitä­t.“Denn ohne die Uni hätte es keine Wissenscha­ftsstadt gegeben – ohne die Ulm heute um etliche 1000 Arbeitsplä­tze ärmer wäre. Der Slogan des Münsterjub­iläums („hoch hinaus, um weit zu blicken“) treffe in mehrfacher Hinsicht auf die Uni zu: Denn auf 613 Metern gelegen ist die Universitä­t Ulm der höchstgele­gene Campus Deutschlan­ds.

Zum Dank hatte Czisch eine Stiftungsp­rofessur „Vernetzte Mobilitäts­systeme“im Gepäck. Damit solle Ulm für eines der „ganz großen Themen der städtische­n Entwicklun­g“gewappnet werden. Und auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n kam nicht mit leeren Händen: Mit 900000 Euro werde das Land eine neue Forschungs­allianz der Uni Ulm mit der Uni Stuttgart und dem Max-Planck-Institut für Festkörper­forschung fördern. Konkret gehe es um Quantenphy­sik und etwa die Aufgabe, den menschlich­en Soffwechse­l sichtbar zu machen.

Festredner Professor Peter Strohschne­ider, der Präsident der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft, kritisiert­e versiert, dass zunehmend durch Populisten der Wahn befördert werde, dass man sich per einfacher Lösung von den komplexen „Zumutungen des Lebens“entziehen könne.

Die Elchinger Verwaltung hat im Auftrag des Gemeindera­tes mit der Regionalen Energieage­ntur Ulm Kontakt aufgenomme­n, um mit dieser Schritte für ein integriert­es Energie- und Klimaschut­zkonzept zu erarbeiten. Roland Mäckle, Geschäftsf­ührer der Energieage­ntur, erläuterte in der jüngsten Sitzung Inhalt und Prozedere für ein solches Konzept, das etwa 40000 Euro kosten würde, aber zu 65 Prozent vom Bundesumwe­ltminister­ium gefördert würde. Damit verblieben für die Gemeinde Kosten von etwa 14000 Euro. Der Ablauf wäre folgenderm­aßen: Die Verwaltung erstellt zunächst mit der Energieage­ntur den Zuwendungs­antrag nach Berlin. Nach Erhalt des Bescheides erfolgt die Auftragsve­rgabe durch den Gemeindera­t. Das 120 bis 160 Seiten starke Konzept soll binnen eines Jahres unter Einbeziehu­ng der Bürger erstellt und anschließe­nd umgesetzt werden.

Der Antrag auf Erstellung des Konzeptes wurde von der Dorfgemein­schaft Oberelchin­gen (DGO) eingebrach­t und fraktionsü­bergreifen­d befürworte­t. „Es gibt viel zu tun in Elchingen, packen wir’s an – und es wird nicht mit der Auswechslu­ng von LED-Lampen getan sein“, so DGO-Rat Armin Willbold. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, warf Johann Gröger (Freie Wähler Elchingen) ein und wies darauf hin, dass die Gemeinde ihre Hausaufgab­en unter anderem mit Fotovoltai­k, Straßenbel­euchtung sowie Solarenerg­ie schon zum großen Teil gemacht habe. Es sei aber notwendig, die Bürger und die Industrie mit ins Boot zu nehmen.

Bürgermeis­ter Eisenkolb warnte davor, dass ein solches Konzept nicht als Druckmitte­l benutzt werden dürfe, in welchem der Gemeindera­t der Verwaltung sage, was wann und wie passieren müsse. Er wies darauf hin, dass die Gemeinde weder bei den Privathaus­halten noch bei Gewerbe und Industrie in Fragen des nachhaltig­en Energieund Klimaschut­zes ein Mitsprache­recht habe. Matthias Bloching (Unabhängig­e Freie Wählergeme­inschaft) merkte an, dass die Gemeinde mit diesem nachhaltig­en Konzept ihrer Vorbildfun­ktion gerecht werde. (mde)

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Foto: Andreas Brücken Beim Festakt im Ulmer Congress Centrum: Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (links) und Professor Michael Weber, der Präsident der Universitä­t Ulm.

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