Auf Du und Du mit den Klassik Stars
Der Freundeskreis „Kultur im Schloss“in Illertissen wird 15 Jahre alt. Was er erreicht hat und was er sich wünscht
In Bayern gehen die Uhren eben anders: Das merkte der renommierte Pianist Markus Becker aus Hannover, als er einst gemeinsam mit dem Kulturveranstalter Fritz Unglert aus Illertissen auf dem Weg von Ulm nach Neu-Ulm die Donau überquerte – und ihm der Gastgeber kurzerhand „das Du“anbot. Einige solcher Episoden hat Unglert, der Vorsitzende des Freundeskreises „Kultur im Schloss“, in den vergangenen 15 Jahren bei Begegnungen mit weltbekannten Künstlern gesammelt. Seit 2003 richtet der Verein jährlich sein Veranstaltungsprogramm mit Kabarett, Jazz, Volksund Kammermusik aus und kann dafür stets hochkarätige Musiker und Sänger gewinnen. Auch dieses Jahr haben die Veranstalter mit Jazzharfenist Park Stickney (25. März), der Operette „Küssen ist keine Sünd“(17. Juni) und der Serie „Junge Künstler – Stars von morgen“(7. bis 22. Oktober) viel geplant. Zugleich haben sie einen großen Wunsch.
Die Starsopranistin Diana Damrau sang 2007 in Illertissen, der Harfenist Xavier de Maistre zupfte die Saiten und der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger brachte seinen Humor mit: Einige große Namen hat der Freundeskreis in den vergangenen 15 Jahren in die Vöhlinstadt gelockt. Und Tausende Besucher aus dem gesamten süddeutschen Raum hörten, sahen und erlebten die Darbietungen. Nicht ohne Stolz blickt Vereinsvorsitzen- der Unglert zurück: „Es ist schön, wenn besondere Künstler zu Gast sind und sie mit allem zufrieden sind.“Als die Konzertreihe im Jahr 2003 startete, habe niemand so recht gewusst, ob und wie es mit ihr weitergehen würde. Vor Freude sei das fünfjährige Bestehen damals gebührend gefeiert worden. Zum 15. Jahrestag soll es allerdings kein Fest geben. Obwohl „Kultur im Schloss“längst zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist: „Wir behaupten uns“, sagt Unglert. Und das ohne einen dafür eigens ausgewiesenen Veranstaltungsort, wie er betont: Auch wenn der Verein den Barocksaal im Schloss, die Schranne und das Kolleg der Schulbrüder nutzt – ein eigener Saal stünde Illertissen gut zu Gesicht, sagt der Vereinsvorsitzende, der die Diskussionen zu diesem Thema genau verfolgt. „Eine Stadthalle brauchen wir“, sagt Unglert.
Und zwar eine von beachtlicher Größe: Ein Gebäude mit Platz für bis zu 500 Besucher hält der Veranstaltungsexperte für „adäquat“, eine Halle für 600 Gäste sei „ideal“. Das wäre aus Unglerts Sicht für alle Veranstalter ein Gewinn. So biete das Kolleg bei Veranstaltungen zwar auch knapp 500 Menschen Platz, doch habe die Schule selbst Vorrang, wenn es um Termine geht. Nur 100 Gäste passten hingegen in den Barocksaal im Schloss und 200 bis 300 in die Schranne – die allerdings dauerhaft belegt sei. Mit diesen Standorten mache ein Saalbau für bis zu 300 Besucher, so wie kürzlich in einer Stadtratssitzung angedacht, keinen Sinn, sagt Unglert. „Das kann man vergessen.“Geht es nach dem Vorsitzenden des Freundeskreises, dann muss „die kommunale Spitze“das Projekt Hallenbau vorantreiben. Mut sei gefragt, sagt Unglert, und verweist auf andere große und teure Bauprojekte wie die Schranne und das Nautilla, die damals auch gestemmt worden seien. Aktuell sei es sehr günstig, einen Kredit aufzunehmen. Und auch ein staatlicher Zuschuss für den Hallenbau stehe zu erwarten.
Auch ohne eine Halle hat „Kultur im Schloss“eine beachtliche Entwicklung hingelegt: Die 340 Mitglieder kommen zum Teil aus der weiteren Umgebung, wohnen in Kempten, Augsburg, Biberach oder München. Ähnlich groß sei das Einzugsgebiet beim Publikum, sagt Unglert. Man habe in Illertissen mit dem Angebot eine Nische besetzt, gerade was die professionelle Kammermusik angeht. Auch dank „populärer Preise“erfreue sich die Serie zahlreicher Besucher, in München könne man für das gleiche Konzert das Dreifache bezahlen, so Unglert. Ohne Sponsoren ginge es trotzdem nicht: Immerhin kosteten die jährlich elf bis zwölf Veranstaltungen mehrere Tausend Euro.
Auch wenn es gut laufe mit „Kultur im Schloss“: Heute könnte Unglert manch berühmten Künstler wohl nicht mehr so ohne Weiteres verpflichten. Wer als Veranstalter die Sängerin Diana Damrau für ein Konzert gewinnen möchte, müsse vier Jahre Vorlaufzeit einplanen. „Das ist für uns zu lang“, sagt Unglert. Der Verein blicke ein bis eineinhalb Jahre voraus – darüber hinaus sei Planung schwierig, auch wegen der Reservierung der Hallen. Aber das könnte sich ja demnächst ändern – wenn der erhoffte Bürgersaal kommen sollte. O Zum Finale von „Nun scheint in vollem Glanze – Der Mond in der Kunst“führt Kuratorin Stefanie Dathe, inzwischen Direktorin des Ulmer Museums, letztmals im Rahmen einer Ausstellungsfinissage morgen, Sonntag, um 14 Uhr durch die erfolgreich endende Ausstellung in der Villa Rot in BurgriedenRot bei Laupheim. Das Museum hat an diesem Tag von 11 bis 17 Uhr geöffnet, das Museumscafé öffnet um 14 Uhr. Danach hat das Haus voraussichtlich für mehrere Wochen geschlossen: Erst später im Frühjahr wird eine Ausstellung über „Das geheime Leben der Dinge“eröffnen. (az)