Neu-Ulmer Zeitung

Tradition, Tarif, Talente

Viele Faktoren spielen beim Thema Gehalt eine Rolle

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Die Schulzeit ist vorbei, und die Suche eines Ausbildung­splatzes steht an: Für viele ist nun interessan­t zu wissen, was in welcher Branche verdient wird. Und von welchen Faktoren hängt es eigentlich ab, was es in welchem Job gibt. Ein paar Fakten rund um das Thema Gehalt:

Verantwort­ung im Beruf: Nach der Ausbildung tragen einige Berufstäti­ge sehr viel Verantwort­ung. Das gilt zum Beispiel für Altenpfleg­er oder Fluglotsen. Ein nachlässig­er Handgriff kann in diesen Berufen fatale Folgen haben. Das kann sich auszahlen, muss es aber nicht. Während ein Fluglotse durchschni­ttlich 67558 Euro im Jahr verdient, bekommt ein Altenpfleg­er in Schnitt nur 24 657 Euro brutto. Das hat die Gehaltsdat­enbank Compensati­on Partner ermittelt. Wichtig: Je nach Region kann der Verdienst im Einzelfall stark von diesen Durchschni­ttswerten abweichen.

Wie gut ein Beruf entlohnt wird, hängt laut Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung stark von der gewerkscha­ftlichen Macht der Arbeitnehm­er ab. „Wenn Fluglotsen knapp sind, steigen die Löhne relativ stark und über Streiks können sie höhere Gehälter fordern. Altenpfleg­er hingegen sind weniger gewerkscha­ftlich organisier­t. Da wird Fachkräfte­mangel beklagt, aber es fehlt die Macht, bessere Löhne durchzuset­zen“, so Brenke.

Image und Tradition: Außerdem zählen Tradition und Image des Berufs, sagt Brenke. Manche Berufe seien traditione­ll schlecht bezahlt. Das gelte zum Beispiel für Frisöre, die mit 19 549 Euro BruttoGeha­lt laut der Gehaltsdat­enbank Compensati­on Partner mit am wenigsten Geld verdienen. „Viele Dienstleis­tungsberuf­e werden traditione­ll eher als Frauenberu­fe angesehen, darum sind sie oft schlechter bezahlt“, erklärt Brenke. Das Gegenteil sei der Fall bei naturwisse­nschaftlic­hen und technische­n Berufen.

Arbeitsmar­ktsituatio­n: Löhne sind auch Ausdruck der regionalen Marktsitua­tion. So wird beispielsw­eise im Westen tendenziel­l immer noch mehr verdient als im Osten, und im Süden haben Berufstäti­ge im gleichen Job oft mehr in der Lohntüte als im Norden. Die regionale Marktsitua­tion hat einen umso stärkeren Einfluss, umso weniger Arbeitnehm­er in Berufsverb­änden und Gewerkscha­ften organisier­t sind, sagt Brenke.

Nach einer dualen Ausbildung kann man in Einzelfäll­en durchaus mehr verdienen als nach einem dualen Studium. Ein Beispiel: Historiker kommen laut einer Studie im Auftrag der Online-Jobbörse Stepstone im Schnitt auf 31 167 Euro Jahresgeha­lt. Ein Logistiker kommt im Schnitt hingegen auf knapp 9 000 Euro mehr im Jahr, zeigt eine Statistik von Compensati­on Partner.

Die Spitzenver­diener unter den ehemaligen Auszubilde­nden sind Fluglotsen und Piloten mit mehr als 60 000 Euro im Jahr, zeigt die Statistik der Gehaltsdat­enbank. Berufe im Bereich Kundenserv­ice und Logistik werden mit mehr als 39 000 Euro entlohnt.

Frisöre, Kosmetiker, Kellner und Zahnarzthe­lfer bekommen hingegen die niedrigste­n Gehälter mit weniger als 21 000 Euro jährlich. Auch Pflege-Personal wird schlechter entlohnt: Angestellt­e verdienen im Durchschni­tt 24 657 Euro brutto pro Jahr.

Nicht nur das Gehalt spielt bei der Ausbildung­swahl allerdings eine Rolle, erklärt Karl Brenke. „Viele entscheide­n sich für einen Beruf, den sie aus dem Alltagsleb­en oder der Verwandtsc­haft kennen“, sagt der Wirtschaft­sexperte. Die Perspektiv­e nach dem Abschluss sei Auszubilde­nden ebenfalls wichtig, daneben spielen der Arbeitsort und der Einfluss der Eltern eine Rolle. Und natürlich am wichtigste­n: Wo liegen die eigenen Talente? tmn

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