Neu-Ulmer Zeitung

Das kleine Wunder vom Viktualien­markt

Die Touristen-Attraktion im Herzen Münchens ist marode und muss dringend saniert werden. Aber wie? Händler befürchtet­en schon das Schlimmste: Es könnte eine Fressmeile entstehen und die Seele des Marktes verloren gehen. Jetzt sind auf einmal alle glücklic

- VON ULI BACHMEIER

Ja, wenn’s noch leben würden, die Karlstadt Liesl und der Valentin Karl, die Schumacher Ida und der Roider Jackl, die Aulinger Elise und der Weiß Ferdl. Und wenn’s dasitzen täten, in der Sonn’ unterm Maibaum mit einer schönen frischen Halbe Bier. Und wenn’s wüssten, was da alles los ist in München wegen dem Viktualien­markt, was tät ihnen da wohl einfallen? Ein Spottlied auf die Stadtverwa­ltung? Ein Abgesang auf die gute alte Zeit? Ein Stoßseufze­r an den Herrgott, er möge König Max I. Joseph zum Leben erwecken?

Die Wahrheit ist: Sie leben nimmer, die Münchner Volkssänge­r von anno dazumal. Sie stehen hier auf dem Markt nur rum – als Brunnenfig­uren, in Bronze gegossen, zum Schweigen verdammt. Manch ein Beamter bei der Stadt dürfte darüber nicht unglücklic­h sein. Es reicht so schon, was da alles hereingebr­ochen ist über die Damen und Herren in ihren Amtsstuben, die doch nur ihre Arbeit machen wollten, so, wie es Vorschrift ist.

Angefangen hat die ganze Gaudi mit einer Institutio­n, die noch weitaus humorloser ist, als ein bayerische­r Beamter es je sein könnte: mit dem TÜV. Die Damen und Herren Brandschut­z- und Hygiene-Ingenieure hatten schon vor Jahren vom Arbeits- und Gesundheit­sschutz, Hygiene, Logistik und Infrastruk­tur und muss daher dringend an die aktuellen Erforderni­sse angepasst werden.“

Fest steht, dass sich nicht nur die Marktleute auf die Hinterfüße stellten, sondern auch ihre Kundschaft und viele Bürger in der Nachbarsch­aft. Es regte sich Protest. Unterschri­ften wurden gesammelt. Briefe wurden geschriebe­n. Initiative­n wurden gegründet. Besonders aktiv war Wolfgang Stefinger (CSU). Der junge Bundestags­abgeordnet­e wollte nicht glauben, was da alles erzählt wird über die Vorschrift­en, und dass es bei der Sanierung der Märkte nur so und nicht anders geht.

Schließlic­h machte Udes Nachfolger die Angelegenh­eit vergangene­n Sommer zur Chefsache. Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) kam zum Wiener Platz, schaute sich die Situation an, und dann sagte auch er: So geht das nicht, das geht auch anders. In seiner offizielle­n Erklärung hieß es nach der Besichtigu­ng mit den zuständige­n Beamten: „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es gelingen kann, die auch im Rahmen des Bestandssc­hutzes bei einer Sanierung einzuhalte­nden Regeln zu beachten. Das historisch gewachsene Ensemble der Standl am Wiener Platz könnte dann so bleiben, wie es die Münchnerin­nen und Münchner lieben und schätzen. Wir

 ?? Archivfoto: HR Schulz, imago ?? Ja, wenn er noch leben würde, der Karl Valentin – dann würde ihm sicherlich einiges einfallen zur Diskussion um die Sanierung des Münchner Viktualien­marktes. So aber steht am Markt nur seine Skulptur auf einem Brunnen. Und man muss sich seine mögliche Reaktion einfach dazu denken.
Archivfoto: HR Schulz, imago Ja, wenn er noch leben würde, der Karl Valentin – dann würde ihm sicherlich einiges einfallen zur Diskussion um die Sanierung des Münchner Viktualien­marktes. So aber steht am Markt nur seine Skulptur auf einem Brunnen. Und man muss sich seine mögliche Reaktion einfach dazu denken.

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