Neu-Ulmer Zeitung

Mit neuem Zwieback aus der Nische

Brandt ist vor allem für knusprige, doppelt gebackene Toastschei­ben bekannt. Weil diese aber hauptsächl­ich bei Magenprobl­emen gegessen werden, hat die Marke ein Problem

- VON ORLA FINEGAN

Die Aufgabe ist gewaltig. Der Zwieback, ein Gebäck, das Matrosen schon vor 400 Jahren mit auf See nahmen, soll moderner werden. Genauer: Die Marke Brandt, die 80 Prozent der Deutschen mit einem blonden Strahleges­icht und orange verpacktem Zwieback gleichsetz­en, will raus aus dem „SchonkostI­mage“und rein in die Küchenschr­änke von hippen, ernährungs­bewussten Familien.

Seit über 100 Jahren stellt die Firma Brandt mit Sitz in der Stadt Hagen im Ruhrpott die doppelt gebackenen Brotscheib­en her. Kinder bekommen sie zum Knabbern, Erwachsene essen sie aber meist nur, wenn der Magen rumort. Geht es nach Zwieback-Fürst Carl-Jürgen Brandt, soll sich das ändern. In einem Gespräch mit der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung erzählte der 70-Jährige, wie sich die Marke in der Vergangenh­eit in eine Ecke habe drängen lassen und betont: „Zwieback kann man auch genießen.“

Bevor der Unternehme­r die Geschäfte ganz an seine Söhne übergibt, will er die Marke in die Zukunft führen. Denn Brandt steht eigentlich für mehr als leicht verdaulich­e Kekse. Zur Unternehme­nsgruppe gehören auch eine Knäckebrot­bäckerei und ein Schoko-Segment, das jährlich doppelt so viel Umsatz einfährt wie der Zwieback-Verkauf.

Der Zwieback ist es aber, auf den Brandt baut: Neue Kreationen mit Chia, Quinoa oder süßer Buttermilc­h-Zitronen-Glasur sollen den zuletzt kontinuier­lich sinkenden Absatz wieder in die Höhe treiben. Die Marke will sich neu behaupten – Reposition­ieren, wie es in der Fachsprach­e heißt. Weg vom alten Image und jünger, frischer, gefragter werden. Gut fünf Jahre könne es dauern, bis ein Unternehme­n sich erfolgreic­h auf dem Markt neu aufgestell­t und das neue Image sich bei den Kunden verankert hat, sagen Marketing-Experten.

Auch Carl-Jürgen Brandt spricht schon länger davon, dass die Marke sich verändern müsse. Zum 100. Geburtstag der Zwieback-Manufaktur

 ?? Foto: Brandt ?? Chronologi­e der Zwieback Gesichter: Kind eins: 1929 bis 1952 (oben links), gefolgt von Kind zwei: 1952 bis 1973 (oben rechts). Abgelöst von Kind 3: 1973 bis 1983 (un ten links) und zuletzt: Kind vier, 1983 bis 2017.
Foto: Brandt Chronologi­e der Zwieback Gesichter: Kind eins: 1929 bis 1952 (oben links), gefolgt von Kind zwei: 1952 bis 1973 (oben rechts). Abgelöst von Kind 3: 1973 bis 1983 (un ten links) und zuletzt: Kind vier, 1983 bis 2017.

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