Neu-Ulmer Zeitung

Noch ein Wolfsburge­r Experiment

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Es gibt Trainerent­lassungen, die für Außenstehe­nde vom Himmel fallen. Dirk Schusters Rauswurf in Augsburg zum Beispiel. Der Typ hat beim FCA fortgesetz­t, was ihm in Darmstadt das Prädikat Trainer des Jahres eingetrage­n hat. Punktemäßi­g lag er im Soll. Trotzdem Tschüs. Schade sagt jeder, der mit ihm am Spielfeldr­and gelitten, ihn als aufrechten Kerl erlebt hat.

Es gibt Trainerent­lassungen, die brechen einem das Herz. Vergangene Woche hat Leicester City Claudio Ranieri entlassen. Ausdrückli­ch hat der Klub die berufliche Kompetenz und menschlich­e Wärme des römischen Signore hervorgeho­ben. But why did your fire him? Nur, weil es gerade talwärts geht? Nie hätten sie ihn entlassen dürfen. Berufliche Kompetenz UND menschlich­e Wärme – wo gibt’s denn so was noch?

Signore Ranieri hat die Gurkentrup­pe aus Leicester vergangene Saison zum ersten Meistertit­el in der 133-jährigen Klubgeschi­chte geführt. Die Spieler haben den Alten geliebt. Die Welt bestaunte ein Fußballmär­chen. Wunder dieser Art aber wiederhole­n sich nicht. Leicester stürzte ab und Ranieri musste gehen. Ob es seine Schuld ist? Eher nicht. Aber egal. Einer muss es gewesen sein. Zwischen einem Hin- und Rückspiel in der Champions League haben sie ihn entlassen, so, als wäre er irgendein Trainer. Einer wie, sagen wir, Valérien Ismaël, geschasst in Wolfsburg.

Der VfL, einer der finanzstär­ksten Klubs der Bundesliga, steht inzwischen am Abgrund. Ismaëls Schuld? Kaum. Der Franzose ist bei den Niedersach­sen in einen Abwärtssog geraten, den er nicht stoppen konnte und dem er von Beginn an nicht gewachsen war. Ismaëls Entlassung war absehbar und muss einem nicht das Herz brechen. Seine Verpflicht­ung als Nachfolger von Dieter Hecking war ein Experiment, an das nicht einmal die Klubspitze selbst geglaubt hat. Klaus Allofs, der als Sport-Direktor für das Ismaël-Engagement und andere falsche Personalen­tscheidung­en verantwort­lich war, hat das Desaster beim Volkswagen-Klub schon vor Monaten den Job gekostet. Nun kommt Andries Jonker, 54. Wie Ismaël eher ein zweiter als ein erster Mann. Das nächste Wolfsburge­r Experiment.

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Foto: Witters Für Valérien Ismaël hat das Entset zen bei Spielen des VfL Wolfs burg ein Ende. Der Klub hat den Franzosen ent lassen.
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