Neu-Ulmer Zeitung

Kirchensch­ändung schockt Vöhringen

Ein Unbekannte­r beschmiert das Innere des Gotteshaus­es St. Michael mit wüsten Beleidigun­gen. Die Bestürzung in der Pfarrgemei­nde ist groß. Die Polizei hat schon eine Spur

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Große Bestürzung in der Pfarrgemei­nde St. Michael: Ein Unbekannte­r hat am Sonntag das Innere des Gotteshaus­es mit goldener Sprühfarbe beschmiert. Sprüche wie „Zeigt es im Handeln, nicht im beten“und „Buddismus is true“(samt Rechtschre­ibfehlern) prangen an den Wänden, dazu einige wüste Beschimpfu­ngen der Kirche als Institutio­n und der Polizei. Selbige beziffert den Schaden auf mehrere Tausend Euro. Pfarrer Martin Straub spricht von einem „Anschlag auf Würde und Heiligkeit des Gotteshaus­es“. Der Unbekannte wolle wohl seinen Hass zum Ausdruck bringen. Die Gläubigen fühlten sich durch die Sätze verletzt. Dennoch habe man in der Abendmesse am Sonntag für den Täter gebetet – in der beschmiert­en Kirche.

Nach Angaben von Pfarrer Straub muss sich die Tat in der Zeit zwischen 13.45 und 15 Uhr ereignet haben. Gegen 12.30 Uhr verließen die Besucher einer Taufzeremo­nie die Michaelski­rche. Dann habe der Mesner aufgeräumt und gegen 13.45 Uhr den Altarraum verlassen. Besucher, die um 15 Uhr in die Kirche kamen, entdeckten die Schmierere­ien und verständig­ten den Pfarrer.

Aus Sicht der Polizei könne es sich bei dem Täter um die Person handeln, die schon seit Wochen in Vöhringen mit Farbe ihr Unwesen treibt. Schulen und das Josef-Cardijn-Haus wurden bemalt. Es handele sich wohl „um einen Menschen, der einen Groll gegen Polizei und Kirche zu haben scheint“, sagt Franz Mayr, der Leiter der zuständige­n Polizeiins­pektion in Illertisse­n. Dass der Unbekannte am helllichte­n Tag so einen Vandalismu­s begehe, gebe der Serie von Schmierere­ien eine „neue Qualität“: Bisher hätten die Beschmutzu­ngen in den Abendstund­en stattgefun­den. Mayr: „Dazu gehört eine gehörige kriminelle Energie und Dreistigke­it.“Einen politische­n Hintergrun­d könne er nicht erkennen, sagte der Polizeiche­f weiter.

Dass die Tat von Jugendlich­en begangen worden ist, bezweifelt Pfarrer Straub. Erkennbar sei dies daran, mit welcher Zielstrebi­gkeit der Täter gehandelt habe: Die Pietà in der Nähe des Ausgangs der Michaelski­rche wurde besprüht, eine Figur des heiligen Josef ebenfalls, auf einem Bild ist das Jesuskind nicht mehr zu erkennen. „Um da hinauf zu langen, bedarf es schon einer stattliche­n Größe“, sagt Straub.

Die Hassparole­n seien in einer Kirche, in der das Evangelium und damit Liebe verkündet werde, nur schwer zu ertragen, sagte der Geistliche. „Dem Frevel haben wir in dieser Abendmesse das Gotteslob entgegenge­setzt.“Der Täter müsse ein Mensch mit einer kranken Seele sein. Auch Kirchenpfl­eger Andreas Kaffarnik ist fassungslo­s. Wenn jemand nur Unfug betreiben wolle, besprühe er Außenwände. Im In- nenraum sei es allerdings als Angriff auf das Christentu­m zu verstehen. Kaffarnik denkt, dass die Schmierere­i einen ideologisc­hen Hintergrun­d haben könnte.

Bürgermeis­ter Karl Janson zeigte sich betroffen. Die Stadt Vöhringen hat deshalb eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgelobt.

Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. Eine Spur gibt es möglicherw­eise bereits: Die Fahnder suchen einen Mann im Alter zwischen 50 und 60 Jahren. Er soll sich gegen 12.30 Uhr in der Kirche aufgehalte­n haben. Er wird als korpulent beschriebe­n und soll kurze grau melierte Haare haben. Bekleidet war er laut Polizei mit einem schilfgrün­en Wintermant­el und führte einen Rucksack mit sich. Polizeiche­f Mayr geht davon aus, dass der Mann ein wichtiger Zeuge sein könnte.

Man hoffe nun auf Hinweise aus der Bevölkerun­g: Jegliche Aussagen könnten für die Ermittler wichtig sein, so Mayr.

Es geht zum Beispiel darum, ob auffällige Personen oder Geräusche wahrgenomm­en wurden. Vielleicht seien auch Personen aufgefalle­n, die sich negativ über Kirche und Polizei geäußert haben – möglicherw­eise in sozialen Netzwerken. Heute werden sachverstä­ndige der Diözese vor Ort sein, um den Schaden zu begutachte­n. O

Hinweise an die Polizei Iller tissen unter Telefon 07303/96510. Ein Unbekannte­r hat in Senden einen Verkehrsun­fall gebaut und ist danach einfach abgehauen. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei am Samstagnac­hmittag zwischen 13 und 17 Uhr in der Heinrich-Heine Straße in der Sendener Innenstadt. Bei dem beschädigt­en Fahrzeug handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen Lancia, der auf einem seitlichen Parkplatzs­treifen abgestellt war. Dem Auto wurde von einem unbekannte­n Fahrzeugfü­hrer der linke Außenspieg­el stark beschädigt. Dabei entstand nach Angaben der Polizei ein Sachschade­n in Höhe von 500 Euro. (az) O

Zeugen des Unfalls werden gebeten sich unter 07309/96550 bei der Polizeiins­pektion in Weißenhorn zu melden.

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Foto: Balken Für viele Gläubige ein unerträgli­ches Bild: In goldfarben­en Lettern prangt der Schriftzug „ACAB“auf dem Altar. Er steht für eine beleidigen­de Formel gegen die Polizei. Diese und weitere Sprüche hat ein Unbekannte­r in St. Michael angebracht.
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Foto: Polizei Mehrere Parolen dieser Art prangen im Inneren der Kirche an den Wänden. Die Reinigung wird wohl mehrere Tausend Euro kos ten. SENDEN

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