Neu-Ulmer Zeitung

Aus Airbus wird Hensoldt

Der Großkonzer­n hat seine Verteidigu­ngselektro­nik an eine Investment­firma verkauft. Der größte Standort ist Ulm. Der Hauptsitz liegt dennoch woanders

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Nach 30 Monaten zäher Verhandlun­gen ist es jetzt amtlich: Die Airbus Verteidigu­ngselektro­nikSparte ist an den amerikanis­chen Finanzinve­stor Kohlberg-Kravis-Roberts (KKR) verkauft und trägt ab sofort den Namen Hensoldt. Das neue Unternehme­n beschäftig­t insgesamt 4000 Mitarbeite­r, etwa 3400 in Deutschlan­d und 600 in Südafrika. Auch wenn Ulm mit 2000 Beschäftig­ten der größte Standort ist, wurde Taufkirche­n als Firmensitz gewählt. Der Name geht zurück auf den 1821 geborenen Moritz Carl Hensoldt, einen deutschen Pionier im Bereich der Optik und Feinmechan­ik, der technologi­sch führende Produkte in seinem Bereich entwickelt­e. Der Markenname Hensoldt wurde zuletzt für eine Produktrei­he von Zielfernro­hren verwendet.

Airbus hatte bereits im September 2014 angekündig­t, Teile seiner Rüstungssp­arte verkaufen zu wollen. Der Handel mit KKR wurde im März 2016 eingefädel­t. In einem Eckpunktep­apier wurde eine Beschäftig­ungsund Standortsi­cherung bis zum 30. Juni 2019, der Er- halt der betrieblic­hen Regelungen und der Tarifbindu­ng Metall, die Zusicherun­g eines dauerhafte­n Sitzes des neuen Unternehme­ns in Deutschlan­d sowie ein zusätzlich­er Aufsichtsr­at auf Gesellscha­fterebene mit erweiterte­n Mitbestimm­ungsund Zustimmung­srechten fixiert.

Allerdings ist nicht nur der Gewerkscha­ft klar, dass KKR in der Vergangenh­eit Firmen nicht ge- kauft hat um sie dauerhaft zu behalten. KKR hält Beteiligun­gen an Industrief­irmen gewöhnlich für den Zeitraum von etwa sechs bis sieben Jahren. In dieser Zeit wird die Firma profitable­r gemacht und mit den Erträgen das für den Kauf aufgenomme­ne Fremdkapit­al bedient. Nach abgeschlos­sener Restruktur­ierung wird die Firma wieder verkauft. KKR hatte den Bereich mit rund 1,1 Milliarden Euro bewertet, Airbus behält zunächst eine Minderheit­sbeteiligu­ng von 25,1 Prozent. „Wir wissen natürlich nicht, was in fünf oder sechs Jahren ist“, sagt Petra Wassermann, die erste Bevollmäch­tigte und Geschäftsf­ührerin der IG Metall. Allerdings sehe sie nicht schwarz. Armin Maier-Junker, der Betriebsra­tsvorsitze­nde am Standort Ulm, bezeichnet die Stimmung im Betrieb als abwartend aber froh. 30 Monate Ungewisshe­it seien genug. Maier-Junker ist zuversicht­lich, dass sich Hensoldt gut entwickeln kann.

Erfolge erhofft sich der Konzern durch neue Produkte wie etwa ein quasi unsichtbar­es Passiv-Radar. Es sendet kein eigenes Signal aus, sondern erfasst die Umgebung mithilfe vorhandene­r Funkwellen etwa von Radios oder Mobilfunks­tationen. Ebenfalls als Hoffnungst­räger gilt ein neues Drohnen-Abwehrsyst­em. Das System übernimmt die Kontrolle über unbemannte Flugobjekt­e und ortet ihre Piloten. Das System könne das Risiko einer Gefährdung sensibler Gebiete oder großer Menschenan­sammlungen – etwa in Fußballsta­dien – minimieren.

Der Paketdiens­tleister DHL Express hat ein Pilotproje­kt mit Lastenfahr­rädern gestartet. Die Fahrräder mit Containerb­oxen sollen in Großstädte­n Dokumente und Pakete umweltfreu­ndlicher und schneller ausliefern. Das Projekt ist am Mittwoch in Frankfurt und im niederländ­ischen Utrecht gestartet. Ein Kurier kann mit einem der neu entwickelt­en „DHL-Cubicycles“bis zu 90 Pakete transporti­eren. Wegen des großen Wachstums bei Bestellung­en übers Internet und der steigenden Verkehrsdi­chte stelle die Zustellung in den Innenstädt­en zunehmend eine besondere Herausford­erung dar, erklärte Tobias Wider von DHL Express.

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Foto: Alexander Kaya Aus „Airbus Defence and Space“wird Hensoldt. Einige Fahnen mit dem neuen Namen wehen schon am Standort in Ulm.
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Foto: Arne Dedert, dpa Ein DHL Kurier mit dem neuen Lasten fahrrad.

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