Maßnahmen der Brecht Belebung
Das Festival mit Augsburgs großem Sohn steht unter neuer Leitung. Patrick Wengenroth konfrontiert Brecht mit drängenden Fragestellungen der Gegenwart
„Ändre die Welt, sie braucht es!“Mit dem aufrüttelnden Appell Bertolt Brechts beginnt das Brechtfestival Augsburg vom Der Aufruf steht am Ende seines Stücks „Die Maßnahme“, das Selcuk Cara mit zeitgemäßen Fragestellungen zu Beginn inszeniert. Vier Mal wird der Stoff gespielt, der lange als Lehre eines linientreuen Kommunisten galt. Ebenfalls mit neuen Akzenten wird Tatort-Kommissarin Eva Mattes zum Festivalauftakt „Der gute Mensch von Downtown“als Theaterstück, inspiriert von Brecht und der Bibel, mit dem Berliner Inklusiven Theater RambaZamba zeigen.
Angetreten ist Patrick Wengenroth als neuer Festivalleiter mit dem Anspruch, die alten Gewissheiten zu hinterfragen und neues Denken zu wagen. Er wird den Feminismus zu Wort kommen lassen mit der britischen Vorkämpferin Laurie Penny und dem Hamburger FrauenPerformance-Kollektiv GAP. Er holt die Perspektive des politischen Flüchtlings Brecht mit seinen Svendborger Gedichten auf die Bühne. Er thematisiert die Einsicht „Krise ist immer“. Und als Theatermann holt Wengenroth in der eigenen Revue den unbequemen Brecht ins alltägliche Leben, anstatt ihn einzusargen.
Lokale Akteure und Gastspiele anderer Bühnen, theoretisch Forschende und praktisch Lesende, Schüler und Popbands bekommen ihre Plattform. Täglich stehen mindestens fünf Veranstaltungen im Programm. Weil das Theater Augsburg sein großes Haus schließen musste, findet das Brechtfestival auch im alten Gaswerk sowie im Grandhotel Cosmopolis, dessen Zimmer sich Geflüchtete und Gäste teilen, und im historischen Brechthaus statt.
Noch bunter wird der Kosmos in der Langen Brechtnacht am 4. März. Sie führt an diverse Orte der Innenstadt und erschließt oft experimentell und fantasievoll neue Territorien von Musik und Performance über Genregrenzen hinweg. Etwa Mark Schröppel in „Blacklisted“mit Brechts Verhör in den USA oder Njamy Sitson und Franz Xaver Schlecht mit Brechts Hollywooder Liederbuch. Mit der Berliner „Isolation“, der Leipzigerin Sarah Lesch, den Ukrainern „Dakh Daughters“, dem Norweger Sidsel Endresen, mit Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi aus Berlin, mit Erobique aus Hamburg und den Rumbas de Bodas aus Bologna. Ein ganz eigener Act ist am 4. März das Konzert des Münchner Liedermachers Konstantin Wecker mit seinem Trio im Gaswerk. Natürlich mit Brecht-Songs. Allerdings schon ausverkauft. O
unter www.brechtfestival.de sowie als Zeitung; Karten sind erhältlich beim Theater Augs burg (Tel. 08 21/324 49 00), bei der Tourist Info am Rathausplatz sowie online unter www.reservix.de. Einige Spielstätten vertreiben ihre Tickets selber.