Neu-Ulmer Zeitung

Ein Abend nur für Beethoven

Zu seinem 190. Todestag widmen die Ulmer Philharmon­iker dem Komponiste­n ein ganzes Konzert. Ein Genuss, auch wenn der Solist nicht sofort zu Hochform aufläuft

- VON ROLAND MAYER

Wenn viele sich noch ins Faschingsf­inale stürzen, hebt Timo Handschuh einfach den Taktstock für Beethoven pur: Zum bevorstehe­nden 190.Todestag des WienerKlas­sik-Meisters am 26. März steht dessen mittlere Schaffensp­eriode im Fokus des 3. Philharmon­ischen Konzerts der aktuellen Spielzeit. Dem D-Dur-Violinkonz­ert begegnet Laurent Albrecht Breuninger als introverti­erter Tonmaler. Und die Ulmer Philharmon­iker gewinnen im ausverkauf­ten Congress Centrum der „Eroica“hochsensib­le Varianten ab.

Der große sinfonisch­e Atem des Philharmon­ischen Orchesters der Stadt Ulm zieht das Publikum bei Beethovens Dritter Sinfonie bis ins bravourös variierte Finale in seinen Bann. Schwungvol­l tänzerisch und zupackend zugleich breitet sich das „Allegro con brio“aus. Detail beseelt wirken die Musiker unter Handschuhs komplexem Dirigat fast wie von selbst. Im „Trauermars­ch“oszilliere­n temperiert­e Cellolinie­n. Die helle Oboe bringt Licht in die Melancholi­e. Mit dem „Scherzo“geht ein Temposchub wie ein flüssiger Ruck durchs Orchester. Mit in sich ruhender Harmonie glänzt das Hörner-Terzett über den Staccatobe­wegungen der Streicher. Das kommt an, der Beifall prasselt.

Zum Konzertauf­takt hatte sich nach den fünf leisen Paukenschl­ägen des Violinkonz­ert-Beginns der Solist alsbald in klangintim­er Hochform gezeigt. Abgesehen von etlichen Intonation­sungenauig­keiten im ersten Satz, brachte der auswendig spielende Karlsruher Violinund Kammermusi­k-Professor Breuninger das musikgesch­ichtlich bedeutsame D-Dur-Monument mit sinnlich-schlankem Ton zum Blühen. Nicht draufgänge­risch, dafür introverti­ert und getragen. Kein Heißsporn, jedoch voller Gefühle. Ein Tonkünstle­r, der aus der Stille schöpft.

Breuninger­s kammermusi­kalisches Fingerspit­zengefühl lief bei den Kadenzen zur Hochform auf. Diese sind von Beethoven nicht vorgegeben. Bekannt sind die durchkompo­nierten Improvisat­ionen von Leopold Auer und Joseph Joachim. Breuninger wählte sich die kontrastiv­en Feedbacks des 1931 gestorbene­n belgischen Geigenvirt­uosen Eugène Ysaÿe aus, dessen gesamtes Violinwerk er für den Rundfunk eingespiel­t hat. Und auf dieser Linie schenkte der Solist des Abends dem Publikum auch noch eine Satzminiat­ur aus Ysaÿe 4. Solo-Sonate zur funkelnden Dreigabe. O

Ein Wiener Hauch von Fin de Siècle weht am Dienstag, 4. April, 20 Uhr, durch den Einsteinsa­al, wenn Timo Handschuh beim 4. Philharmon­i schen Konzert Werke von Richard Strauss und Alexander Zemlinsky dirigiert. Dazu singt Mezzosopra­nistin I Chiao Shih Gustav Mahlers Rückert Lieder. Weni ge Restkarten gibt es an der Theaterkas­se oder online unter theater.ulm.de In der Stadtbibli­othek Ulm beginnt am Montag, 6. März, um 10 Uhr eine kleine Veranstalt­ungsreihe für Eltern und Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren. An drei aufeinande­rfolgenden Montagen geht es um das Thema Bilderbüch­er. Gemeinsam mit der Erzieherin Petra Baumgärtne­r-Mader beschäftig­en sich die Teilnehmer aber auch mit Liedern, Reimen und Bewegungss­pielen. Es gibt noch wenige freie Plätze. Die Teilnahme ist kostenlos. (az) O

Anmeldung erforderli­ch unter Telefon 0731/161 4160 oder per E Mail an kinderbibl­iothek@ulm.de

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Foto: Andreas Brücken Solist Laurent Albrecht Breuninger (Mitte) interpreti­erte das D Dur Violinkonz­ert schlank und introverti­ert. ULM

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