Feuer: Austrägerin rettet Seniorin das Leben
Im Schlafzimmer einer Seniorin in Thal ist gestern am frühen Morgen eine Heizdecke in Brand geraten. Die hilflose Frau hatte Glück im Unglück: Zeitungszustellerin Yvonne Rauscher war zur Stelle – und griff beherzt ein
Dramatische Szenen haben sich am frühen Donnerstagmorgen in Thal abgespielt: Im Schlafzimmer einer 86-jährigen Frau brach ein Feuer aus, schnell entwickelte sich dichter Rauch. Die Seniorin konnte sich offenbar nicht aus eigener Kraft in Sicherheit bringen und rief aus Leibeskräften um Hilfe. Sie hatte Glück im Unglück: Eben zu jener Zeit war Yvonne Rauscher in dem Ort unterwegs, wo sie seit Jahren unsere Zeitung austrägt. Die 36-Jährige aus Thal erfasste die Lage schnell: Sie habe Qualm gesehen. Und zudem die Haushälterin der Rentnerin, die vor dem Haus stand und offenbar verängstigt versuchte, mit ihrem Handy einen Notruf abzusetzen. Rauscher reagiert prompt: Mit ihrem eigenen Mobiltelefon wählte sie die Notrufnummer und stürmte ins Innere des Gebäudes. „Mir war sofort klar: Da ist ein Mensch in Gefahr.“Allein ihrem beherzten Eingreifen ist es wohl zu verdanken, dass Schlimmeres verhindert wurde. Möglicherweise hat Yvonne Rauscher der Seniorin das Leben gerettet. Doch für ihren Mut musste die Helferin einen Preis bezahlen: Ebenso wie die 86-Jährige wurde sie bei dem Brand verletzt.
Die Straßen verlassen, die Häuser dunkel, das Rasseln ihrer Fahrradkette ist das einzige Geräusch: So erlebt Zeitungsausträgerin Rauscher ihre morgendlichen Touren durch auf der Anfahrt ab. Mit einem Hochdrucklüfter wurde danach der Rauch aus dem Haus geblasen. Der Schaden in dem Zimmer wird auf rund 2000 Euro beziffert.
Aus Sicht der Einsatzkräfte sei der Brand glimpflich ausgegangen, sagt Polizist Salzmann. Allerdings warnen die Ordnungshüter grundsätzlich davor, brennende Häuser auf eigene Faust zu betreten. Grund ist der gefährliche Qualm: „Man kann selbst nicht einschätzen, ob es genug Sauerstoff gibt“, sagt Salzmann. Das sei nur mit spezieller Ausrüstung messbar. Laien-Helfer setzten sich dem Risiko aus, selbst ohnmächtig zu werden und dann ihrerseits gerettet werden zu müssen. Die meisten Todesopfer bei Bränden würden durch den Rauch verursacht, sagt Salzmann. Und fügt hinzu: „Das ist heimtückisch: Man atmet ein, merkt es nicht und fällt plötzlich einfach um.“Gleichwohl sei die Rettungsaktion in Thal gut ausgegangen.
Als Heldin will sich Rauscher nicht bezeichnet wissen: „Ich helfe einfach, wenn ich kann, ich bin so erzogen worden“, sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Schließlich wolle ja jeder in bedrohlichen Situationen, dass man ihm zur Seite steht. Ihre Erlebnisse am Donnerstagmorgen wird die Thalerin wohl nie vergessen: „Das war schon eine große Aufregung, so etwas ist mir in den ganzen neun Jahren als Austrägerin noch nicht passiert.“