Autobahnanschluss bei Bellenberg wird das „nächste große Ding“
Allerdings muss wegen der Erweiterung der A7 einiges neu geplant werden – und das wird sich noch einige Jahre hinziehen. Klagen könnten alles noch weiter verzögern
Trefflicher kann man es kaum ausdrücken: „Das war tragisch“, sagte Landrat Thorsten Freudenberger. Da hatten Illertissen, Bellenberg, das Landratsamt und das Staatliche Bauamt jahrelang darüber debattiert, wie sich ein neuer Autobahnanschluss bei Bellenberg am besten an das weitere Straßennetz anschließen lässt – und als sich alle einig waren, kam vergangenes Jahr plötzlich der Bundesverkehrswegeplan auf den Tisch. Jetzt muss zumindest in Teilen neu überlegt werden. Das Problem: Die bisherigen Planungen gingen von einer vierspurigen A7 aus. Nun soll sie zwischen Hittistetten und Illertissen sechsspurig werden. Der Ausbau dieses Abschnitts gilt als sogenannter „vordringlicher Bedarf“, wird also als wichtig eingestuft. Doch was heißt das genau? Das konnte gestern im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss der neue Leiter der Autobahndirektion Südbayern, Olaf Weller, nicht genau sagen.
Zumindest in einem Punkt soll bald Klarheit herrschen: wie genau die Trasse der künftig breiteren Autobahn verläuft. Weil zwei neue Fahrspuren hinzukommen, muss sie nach den Worten von Wellers Kollegen Thomas Riedler teilweise verlegt werden: „Die Lage wird sich leicht ändern.“Bis zum Ende dieses Jahres, so stellt es die Kemptener Direktion in Aussicht, soll ein Konzept für einen vollständigen sechsspurigen Ausbau von Hittistetten bis Memmingen entwickelt werden. Weller versicherte, das Ausbauvorhaben „steht bei uns relativ weit oben in der Dienststelle.“
Doch es handelt sich eben nicht um das einzige Projekt. Die Direktion muss sich in nächster Zeit noch um eine Verbreiterung der A96 im Großraum München, sowie den sechsspurigen Ausbau der A8 zwischen Ulm West und dem Elchinger Kreuz kümmern. Das „nächste große Ding“sei dann die A7-Erweiterung. Weller schränkte ferner ein, dass nicht alle Projekte, die der Bundesverkehrswegeplan als „vordringlichen Bedarf“einstuft, bis zum angepeilten Horizont, dem Jahr 2030, umgesetzt werden könnten. Das lasse sich allein schon wegen der fehlenden Kapazitäten in den Bauämtern nicht leisten. Er sprach gestern stets von „mehreren Jahren“Planungszeit, bis überhaupt gebaut werden könne.
Deshalb stellte Weller eine provisorische Entlastungsvariante für die A 7 in den Raum: Zur Überbrückung könnten die Standstreifen aufgelöst und als reguläre Fahrspuren genutzt werden. Dafür seien ei- nige Umbauten nötig, etwa für Nothaltebuchten. Ob sich das etwa für den Zeitraum von zehn Jahren lohnen würde, sei dahingestellt. Dazu müsse sich der Bund äußern. Solche Provisorien „halten oft am längsten“, unkte Marita Kaiser (FW), die zudem wissen wollte, ob geplant sei, zuerst die Autobahn zu erweitern und dann die Anschlussstelle zu bauen. Nein, erklärte Riedler, beides werde gleichzeitig verwirklicht.
Das Projekt sollte jedoch möglichst bald umgesetzt werden, darauf drängte vor allem Wolfgang Ostermann (SPD). Die Not durch die „Blechlawine“im Bereich Bellenberg, Illertissen und Altenstadt sei schon sehr groß.: „Es ist nicht mehr schön, was am Wochenende bei uns vor sich geht“, sagte er. Alexander Engelhart (CSU) sagte in Richtung Autobahndirektion, „wir werden alles tun, damit da kein weiteres Projekt zwischenrein rückt.“
Tatsächlich gibt es noch einige Unwägbarkeiten im Planungsverlauf. Der hänge auch von möglichen Klagen gegen den Ausbau ab, so Weller: „Bis zum Bau vergehen noch einige Jahre, auch im schnellsten Fall.“Er versicherte, seine Behörde wolle das Projekt zügig abarbeiten will.
Angesichts der teilweisen sehr kontroversen Debatten früherer Jahre um den Anschluss sagte Freudenberger leicht ironisch: „Wir sind uns jetzt alle einig, warten wir mal auf die erste Entwurfsvariante.“
Nach dem Schock, den die Schmierereien in der Vöhringer Pfarrkirche ausgelöst haben, gibt es neuen Ärger. Dieses Mal war der bislang unbekannte Täter am und im Sportpark tätig. Mit schwarzer Farbe wurde die nördliche Außenwand der Ballspielhalle verschandelt. Wie in einigen Vandalismusfällen zuvor sind nun die Wörter „Amazonit“und „ACAB“zu lesen. „ACAB“ist eine Abkürzung aus dem Englischen, mit der Polizisten herabgewürdigt werden sollen.
Im oberen Foyer der DreifachTurnhalle gibt es Schmierereien in goldener Farbe entlang der gesamten Wand. Wie in der Michaelskirche steht dort „Ocean Blue“. Nach Polizeiangaben beläuft sich der Sachschaden am Sportpark auf etwa 1200 Euro. Wie Jürgen Salzmann, stellvertretender Polizeichef in Illertissen, sagt, kann man inzwischen davon ausgehen, dass es sich um den gleichen Täter handelt. „Unsere Ermittlungen laufen in alle Richtungen. Wir gehen mehreren Spuren nach, einen konkreten Tatverdächtigen gibt es noch nicht.“Die Polizeipräsenz in Vöhringen sei verstärkt worden, sagt Salzmann. Hinweise aus der Bevölkerung seien dennoch hilfreich für die Ermittler.
Dass bei der neuesten Farbattacke das Gebäude des Sportclubs Vöhringen (SCV) auch von innen verschandelt wurde, lässt einmal mehr auf die Dreistigkeit des Täters schließen. Beschäftigte des SCV vermuten, dass der Unbekannte den Haupteingang benutzt hat. Der ist nämlich offen, weil der Zugang zu den Trainingsstätten und zur Gaststätte gewährleistet sein muss.
In der Michaelskirche sollen die Spuren des Vandalismus so schnell wie möglich beseitigt werden. Der Sprecher der Diözese, Karl-Georg Michel, teilt auf Anfrage mit, dass Stefan Mönch vom Projektmanagement bereits Kontakt mit einer Fachfirma aufgenommen hat. „Wir gehen mittlerweile von einer moderaten fünfstelligen Schadenssumme aus“, sagt Michel. Die Stadt hat, wie berichtet, eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt, aber Hinweise sind noch keine eingegangen. (ub)